PwC-Studie

Weltmarktanteil deutscher Automobilzulieferer auf Niveau von 2005

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Mechanic working close to an automobile engine while using a laptop. A screen-based automotive diagnostic application. idea of a car service
Laut der aktuellen Studie von PwC müssen Automobilzulieferer gezielt auf technologische Zukunftsfelder setzen, statt Bestehendes zu verbessern.

Die Krisenstimmung bei den Automobilzulieferern hält an: Laut aktuellen Auswertungen lag insbesondere der Weltmarktanteil deutscher Zulieferer 2024 bei nur 23 Prozent und reduzierte sich damit auf das Niveau von 2005. Chinesische Unternehmen legen hingegen zu.

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Die größten Automobilzulieferer der Welt halten ihre Spitzenplätze – doch hinter stabilen Umsätzen tobt der Umbau: Stellenabbau, Spaltungen, Strategiewechsel. Das aktuelle Ranking zeigt, wer wächst, wer fällt – und wer sich neu erfinden muss.

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Deutsche und europäische Zulieferer spüren die Absatzschwäche ihrer Kernkunden deutlich: Seit 2019 haben die zwei größten europäischen Automobilhersteller bis zu 30 Prozent ihres Produktionsvolumens eingebüßt. Dies entspricht in Summe etwa 4,3 Millionen Fahrzeugen – und damit einem erheblichen Verlust an potenziellen Zulieferumsätzen. Zu diesem Ergebnis kommen die Experten von Strategy& in der aktuellen „Automobilzuliefer-Studie“ von PwC, für die ausgewählte Bilanzkennzahlen aus dem Top 100 Zulieferer-Ranking der Automobil Produktion herangezogen wurden. Immerhin konnten die 100 größten Zulieferer ihren Umsatz trotzdem noch um 1,2 Prozent steigern. Dieses Wachstum jedoch gehe vor allem auf chinesische Anbieter zurück. Die Marktexperten konstatieren: Der Weltmarktanteil deutscher Zulieferer lag 2024 bei 23 Prozent und reduzierte sich damit auf das Niveau von 2005. Chinesische Zulieferer hätten dagegen konnten ihren Anteil im gleichen Zeitraum aus dem Stand auf 12 Prozent steigern können, was bedeute: Der Markt werde nicht signifikant größer, aber immer mehr Zulieferer wollen daran teilhaben, vor allem aus China.

China bei Batterien und Software erheblich günstiger

Chinesische Zulieferer seien nicht nur schneller, sondern auch strategisch besser aufgestellt, heißt es laut der Studie. Bereits acht chinesische Zulieferer zählen zu den Top-100 weltweit, deutsche Zulieferer geraten dagegen zunehmend ins Hintertreffen. In Schlüsseltechnologien wie Batterie und Software haben chinesische Hersteller der Studie zufolge teils einen Preis- und Technologievorsprung von bis zu 50 Prozent gegenüber westlichen Wettbewerbern. Besonders mittelständische Anbieter würden unter ihrer engen Spezialisierung leiden. „Die deutsche Zulieferindustrie steht vor enormen Herausforderungen. Aber sie ist nicht zum ersten Mal in einer solchen Lage“, sagt Henning Rennert, Studienautor und Partner bei Strategy& Deutschland.

Bereits in den 1990er-Jahren hatte eine tiefgreifende Strukturkrise die Branche zum radikalen Wandel gezwungen, insbesondere durch den Markteintritt südkoreanischer Wettbewerber. Als Antwort auf die angespannte Situation wurde die Arbeitsteilung in der Industrie grundlegend neu gedacht: Es entstanden neue Geschäftsmodelle wie der Systemlieferant, ganze Unternehmensbereiche wurden ausgelagert, fusioniert oder geschlossen – und viele Zulieferer hätten so zurück zu Stärke und globaler Wettbewerbsfähigkeit gefunden, heißt es bei Strategy&.

Umsatzentwicklung Zulieferer 2019-2024

Der Schlüssel liegt in bewährten Tugenden plus Tempo

Der Weg zurück an die Spitze erfordert laut Studie eine klare strategische Neuausrichtung der deutschen und europäischen Automobilindustrie. Zulieferer müssen gezielt auf technologische Zukunftsfelder setzen, statt Bestehendes zu verbessern. Dass die Branche nach wie vor über die nötigen Kompetenzen verfüge, zeige sich bei der Analyse der Patentanmeldungen im Jahr 2024: So liegen deutsche Zulieferer mit einem Anteil von 32 Prozent an der Gesamtanzahl der Patentfamilien mit erster Veröffentlichung weltweit auf Platz eins. Für eine erfolgreiche Zukunft als Technologieführer brauchen deutsche Zulieferer wieder mehr Geschwindigkeit und Flexibilität. Zulieferer sollten ihre Wertschöpfung gezielter steuern – nicht nur horizontal, sondern auch vertikal.

Um wieder auf Erfolgskurs zu kommen, brauche es jetzt mutige und vorausschauende Strukturentscheidungen, resümiert Marktexperte Rennert und mahnt: "Die Innovations- und Leistungsdividende muss für die Zukunft erneut verdient werden. Zudem dürfen die Innovationen von morgen nicht als Einzelaufgabe verstanden werden, sondern als kollektive Verantwortung." Eines sei sicher, so der Experte: "Die nächste Konsolidierungswelle kommt – es ist zu riskant, nichts zu riskieren.