Global Automotive Business

18. Jun. 2025 | 15:30 Uhr | von Ronja Schmiedchen

Exklusive Rangliste

Das sind die zehn größten Zulieferer der Autoindustrie

Die größten Automobilzulieferer der Welt halten ihre Spitzenplätze – doch hinter stabilen Umsätzen tobt der Umbau: Stellenabbau, Spaltungen, Strategiewechsel. Das aktuelle Ranking zeigt, wer wächst, wer fällt – und wer sich neu erfinden muss.

Collage aus fünf Bildern zur modernen Automobilzuliefererproduktion: Oben links ein Mitarbeiter bei der Montage elektronischer Bauteile, daneben ein Werker mit Tablet in einer digital vernetzten Fabrikhalle. Oben rechts eine Nahaufnahme eines beleuchteten Halbleiter-Wafers. Unten links zwei Techniker in einem komplexen Versuchsaufbau mit Kabeln und Leitungen. Unten rechts Batteriemodule auf einem Förderband mit orangefarbenen Hochvoltkabeln. Die Bilder zeigen technologische Vielfalt und den Wandel in der Zuliefererindustrie.

Trotz stabiler Umsätze stehen viele Automobilzulieferer vor einem tiefgreifenden Umbau – gefragt sind Digitalisierung, Effizienz und neue Technologien.

Die Top-10-Zulieferer der Autoindustrie

1. Robert Bosch
2. Denso
3. Magna
4. CATL
5. Hyundai Mobis
6. ZF
7. Continental
8. Aisin
9. Forvia
10. Cummins

Auf den ersten Blick wirkt die Welt der Automobilzulieferer im zurückliegenden Geschäftsjahr stabil: Die Umsatzspitzen bleiben weitgehend unverändert, Bosch behauptet seine Führungsposition mit 60,7 Milliarden US-Dollar, Denso wächst deutlich, und auch Magna, Aisin oder Continental bleiben in den Top 10. Doch unter der Oberfläche brodelt es gewaltig. Die Branche erlebt einen tiefgreifenden Umbau – sichtbar in Stellenabbauprogrammen, tiefroten Bilanzen und strategischen Neuausrichtungen.

Bosch kündigte im Laufe eines Jahres über 8.000 Stellenstreichungen an, vor allem in Bereichen rund um automatisiertes Fahren. Continental verpasst seiner Automotive-Sparte nicht nur einen neuen Namen – Aumovio – sondern auch eine neue Struktur: Über 10.000 Stellen fallen weg, ein Börsengang ist geplant. ZF, mit einem Umsatzrückgang von elf Prozent und einem Milliardenverlust, prüft gar die Abspaltung seiner kompletten Antriebssparte. Der Umbruch ist kein Randphänomen – er betrifft die Schwergewichte der Branche im Kern.

Und dennoch gibt es Lichtblicke: Denso steigert den Auto-Umsatz um fünf Prozent und rückt näher an Bosch heran. Magna profitiert vom relativen Stillstand der Konkurrenz und klettert auf Platz drei. Aisin legt solide zu. Selbst CATL, trotz eines Rückgangs von elf Prozent und dem Absturz von Rang zwei auf vier, baut strategisch weiter aus – mit neuen Werken, einem Börsengang in Hongkong und dem klaren Ziel, auch international zu dominieren. Das aktuelle Ranking zeigt: Größe schützt nicht vor Transformation. Wer bestehen will, muss nicht nur liefern, sondern sich neu erfinden – technologisch, strukturell und kulturell.

Im nachfolgenden exklusiven Auszug aus dem Top 100 Automotive Suppliers Global Ranking 2025* der Automobil Produktion in Zusammenarbeit mit S&P Global Mobility können Sie alle Marktentwicklungen der Top 10 im Detail nachvollziehen. Das gesamte Top-100-Ranking finden Sie ab 24. Juni 2025 in der Automobil Produktion 3/25.

Bosch bleibt weltweit größter Automobilzulieferer

Bosch behauptet auch 2024 seine Spitzenposition unter den globalen Automobilzulieferern. Der Auto-Umsatz bleibt mit 60,7 Milliarden US-Dollar stabil – doch im Unternehmen selbst herrscht Umbruch. Zwischen Dezember 2023 und November 2024 kündigte Bosch den Abbau von mehr als 8.000 Stellen an, allein 3.500 im Bereich für automatisiertes Fahren. Als Gründe nennt CEO Stefan Hartung die schwache Autokonjunktur, zunehmende Konkurrenz aus China und eine gedämpfte Nachfrage nach E-Auto- und Assistenzsystemtechnik. Parallel investiert Bosch in neue Wachstumsfelder wie Fabriksoftware: Mit der Plattform Nexeed will das Unternehmen seine Rolle in der industriellen Digitalisierung ausbauen. Bosch stemmt sich damit gegen die Marktherausforderungen – mit harten Einschnitten und einem klaren Blick auf neue Geschäftsmodelle.

Denso verkürzt den Abstand zur Spitze

Denso rückt weiter an die Spitze heran: Mit einem Auto-Umsatz von 48 Milliarden US-Dollar legt das Unternehmen 2024 um fünf Prozent zu – und verkürzt den Abstand zum langjährigen Branchenprimus Bosch. Kein anderer Zulieferer unter den Top 10 kann ein ähnlich deutliches Wachstum vorweisen. Die Zahlen spiegeln eine stabile Nachfrage nach Densos Kerntechnologien in Elektrifizierung, Thermomanagement und Halbleitern wider, vor allem im asiatischen Raum.

Magna profitiert von der Schwäche der Konkurrenz

Magna gelingt 2024 der größte Sprung im Ranking der Top-Zulieferer: Trotz stagnierendem Auto-Umsatz von 42,8 Milliarden US-Dollar klettert der kanadische Konzern gleich drei Plätze nach oben – von Rang 6 auf Rang 3. Möglich wird dieser Aufstieg nicht durch Wachstum, sondern durch die Umsatzrückgänge bei Wettbewerbern wie CATL, Hyundai Mobis und ZF. Magna profitiert somit von relativer Stabilität in einem insgesamt rückläufigen Marktumfeld. Der breite Produktmix – von Karosseriestrukturen über Antriebstechnik bis hin zu Elektronik und kompletten Fahrzeugmontagen – zahlt sich in der Krise aus. Das Unternehmen bleibt damit ein zentraler Pfeiler im globalen Zuliefernetzwerk.

CATL verliert an Umsatz – aber gewinnt an Einfluss

2023 noch gefeierter Aufsteiger auf Rang zwei mit 48,2 Milliarden US-Dollar Auto-Umsatz, fällt CATL 2024 mit einem Rückgang von elf Prozent auf Platz vier zurück. Der weltweit größte Batteriehersteller spürt die Folgen von Preiskämpfen, Überkapazitäten und gedämpfter Nachfrage – vor allem in China und Europa. Dennoch bleibt das Unternehmen ein Schwergewicht im Wandel der Mobilität. „Innovation ist unsere Kernkompetenz“, betont CATL und verweist auf strategische Weitsicht und Qualitätsorientierung. Der Aufbau neuer Werke – etwa im ungarischen Debrecen – und ein milliardenschweres Börsenlisting in Hongkong unterstreichen den globalen Führungsanspruch. Der aktuelle Rückgang ist daher eher ein taktischer Dämpfer als ein struktureller Rückschritt.

Hyundai Mobis verliert sieben Prozent

Hyundai Mobis muss 2024 einen deutlichen Umsatzrückgang hinnehmen: Der auto-bezogene Umsatz fällt um sieben Prozent auf 42 Milliarden US-Dollar. Der Zulieferer kann sich auf dem fünften Platz halten, verzeichnet jedoch einen der markanteren Rückgänge im diesjährigen Top-10-Ranking und zeigt so, dass auch etablierte Player aus Asien nicht immun gegen die globale Marktschwäche sind.

ZF rutscht ab und reagiert mit Umbau

ZF verzeichnet 2024 einen kräftigen Rückgang im Auto-Umsatz um elf Prozent auf 41,6 Milliarden US-Dollar – und fällt im Ranking von Platz drei auf sechs zurück. Parallel schreibt der Konzern tiefrote Zahlen: Ein Nettoverlust von über einer Milliarde Euro steht zu Buche, verursacht vor allem durch Rückstellungen für den laufenden Umbau. Im Zentrum steht die Sparoffensive „Projekt Verde“ – die mögliche Abspaltung der kompletten Antriebssparte mit über 32.000 Beschäftigten. Das traditionsreiche Getriebegeschäft leidet unter dem zögerlichen Hochlauf der Elektromobilität, hohen Kosten und schrumpfenden Margen. ZF will sich künftig straffer aufstellen, die Konzernstruktur radikal reformieren und binnen zwei Jahren sechs Milliarden Euro einsparen. Bis zu 14.000 Stellen sollen weltweit entfallen. Der tiefe Einschnitt markiert einen Wendepunkt – wirtschaftlich wie strukturell.

Continental bleibt trotz krassem Umbau auf Kurs

Continental hält sich mit einem Auto-Umsatz von 36,3 Milliarden US-Dollar stabil auf Rang sieben – auf den ersten Blick eine solide Leistung. Doch hinter dieser scheinbaren Konstanz vollzieht sich ein tiefgreifender Umbau: Die Automotive-Sparte wird neu strukturiert und soll unter dem Namen Aumovio eigenständig an die Börse gebracht werden. Begleitet wird dieser Schritt von einem massiven Stellenabbau: Zu den bereits angekündigten 7.150 Kürzungen kommen nun weitere 3.000 Jobs in Forschung und Entwicklung hinzu. Besonders betroffen sind Standorte in Bayern und Hessen, darunter Frankfurt, Babenhausen, Nürnberg und die Softwaretochter Elektrobit.

Aisin wächst leise

Aisin verbessert sich 2024 leicht und steigert seinen Auto-Umsatz um rund vier Prozent auf 33 Milliarden US-Dollar. Im Ranking bleibt das Unternehmen dennoch auf Platz acht – wie schon im Vorjahr. Das moderate Wachstum zeigt, dass Aisin im aktuell angespannten Marktumfeld stabil agiert und von der engen Integration im Toyota-Konzern profitiert. Das Portfolio aus Antriebs-, Fahrwerks- und Karosserietechnik bleibt gefragt, während das Unternehmen in den globalen Diskussionen um Software, Elektrifizierung und Plattformstrategie derzeit eher im Hintergrund agiert. Mit solider Performance behauptet sich Aisin als beständiger Player im Mittelfeld der Top-Zulieferer.

Forvia stabilisiert sich

Forvia, die aus Faurecia und Hella hervorgegangene Zulieferergruppe, bleibt 2024 mit einem stabilen Auto-Umsatz von 29,2 Milliarden US-Dollar auf Rang neun. Nach Jahren starker Veränderung ist damit zumindest kurzfristig eine Phase der Konsolidierung erreicht. Zwar gelingt kein Wachstum, doch angesichts der Marktlage ist die stabile Entwicklung ein Achtungserfolg. Besonders die Integration der Hella-Aktivitäten scheint weitgehend abgeschlossen, dennoch bleibt die Synergienutzung eine zentrale Aufgabe. Forvia ist breit aufgestellt – von Interieur über Lichttechnik bis hin zu Wasserstoffsystemen – muss aber erst noch zeigen, dass diese Breite in einem schwächelnden Markt nachhaltig in Profitabilität umgewandelt werden kann.

Cummins bleibt auf Platz zehn

Cummins verteidigt 2024 seinen zehnten Platz mit einem stabilen Auto-Umsatz von 28,7 Milliarden US-Dollar. Damit bleibt der US-Spezialist für Antriebstechnik auch im zweiten Jahr in Folge in den Top 10 der globalen Zulieferer. Die Konstanz spiegelt die robuste Nachfrage im Nutzfahrzeugbereich sowie die kontinuierliche Erweiterung des Portfolios um alternative Antriebe wider – von Wasserstofflösungen bis hin zu batterieelektrischen Systemen. Trotz der stagnierenden Umsätze zeigt Cummins damit klare Ambitionen, langfristig als Transformationspartner für die Dekarbonisierung des Schwerlastsegments positioniert zu bleiben.

Top 100 Automotive Suppliers 2025

top 100 cover 2025

Das Ranking der weltweit größten Automobilzulieferer, die Auf- und Absteiger des Jahres, exklusive und umfassende Daten und Fakten finden Sie in der jährlichen Sonderausgabe der Automobil Produktion 3/25, die am 24. Juni 2025 erscheint. Das Ranking basiert auf den Marktdaten von S&P Global Mobility.

 

*Zahlen und Schätzungen aus dem Vorjahr wurden zum Teil korrigiert, ebenso wie einige Platzierungen. Beachten Sie außerdem, dass die exakten Automotive-Umsätze nur in den seltensten Fällen explizit in den Jahresberichten der Unternehmen ausgewiesen werden und somit Schätzungen unterliegen.

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