ZDK warnt vor verfälschtem Boom
Hersteller und Handel treiben E-Auto-Zahlen künstlich hoch
Eine wachsende Zahl an Eigenzulassungen treiben den Markt für E-Autos an – und drücken massiv auf die Gebrauchtwagenpreise. Der Händlerverband ZDK warnt vor einem künstlichen Wachstum.
Ein Mehr an Eigenzulassungen bedeutet auch ein niedrigeres Preisniveau bei gebrauchten Elektroautos.
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Immer mehr Elektroautos werden durch Eigenzulassungen auf
Hersteller und Handel in den Markt gedrückt. In den ersten zehn Monaten des
laufenden Jahres war es fast jeder vierte neu zugelassene reine Stromer (BEV),
wie aus Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes hervorgeht. Vor zwei Jahren war es
nur jeder Sechste. Das drückt auch auf die Gebrauchtwagenpreise.
Thomas Peckruhn, der Präsident des Zentralverbands Deutsches
Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) sieht die steigenden Eigenzulassungs-Zahlen als „deutliches
Warnsignal“. Der Markt schöpfe derzeit nicht aus einer „echten Kundennachfrage“,
sondern werde „vor allem durch künstliche Impulse der Hersteller und Händler
getragen“. Wenn ein Viertel der Neuzulassungen auf eigene Rechnung erfolge,
zeige das, „wie verhalten die Privatkunden und Gewerbekunden tatsächlich
unterwegs sind - insbesondere bei Elektroautos.“ Die Wachstumsraten der
Elektromobilität seien daher „stark überzeichnet“.
Gut 50 Prozent mehr als vor zwei Jahren
Konkret gab es im laufenden Jahr bisher 102.520 BEV-Eigenzulassungen. In den
ersten 10 Monaten 2024 waren es 67.895, im Vergleichszeitraum 2023 - damals
galt noch der Umweltbonus – laut KBA 70.313. Der Anstieg der um mehr als 50
Prozent in den vergangenen beiden Jahre geht dabei vor allem auf die
Autohersteller zurück, die ihre Eigenzulassungen um den Faktor 2,5 erhöhten.
Der Elektroautoanteil an den Fahrzeugzulassungen insgesamt lieg im laufenden
Jahr bei 18,4 Prozent und damit deutlich über dem Wert von 13,3 Prozent aus den
Vergleichszeitraum 2024 und knapp über den 18,0 Prozent aus 2023 als allerdings
noch der Umweltbonus.
Eigenzulassungen werden von Handel und Herstellern typischerweise genutzt, um
Absatzziele trotz schwacher Nachfrage zu erreichen. Die Autos kommen meist
relativ schnell als Kurzzulassungen oder als junge Gebrauchtwagen mit
deutlichen Preisabschlägen auf den Markt. Das hat einen für viele Kunden
angenehmen, für die Branche aber schwierigen Nebeneffekt, denn diese Autos
drücken das Preisniveau im Gebrauchtwagensegment.
Restwerte für Gebrauchte stark gesunken
Dabei sind die Gebrauchtwagenpreise für Elektroautos ohnehin schon unter Druck,
wie Zahlen des Marktbeobachters DAT zeigen. Der sogenannte Restwert, der
anzeigt, wie viel ein Auto mit typischer Laufleistung drei Jahre nach
Kauf im Vergleich zum ursprünglichen Listenpreis noch kostet, lag für Elektroautos
im Oktober im Schnitt bei 48,8 Prozent. Vor zwei Jahren waren es noch 58,1
Prozent. Bei Verbrennern sind die Restwerte zuletzt sehr viel langsamer
gesunken und mit aktuell 63 Prozent für Benziner und 61,3 Prozent für Diesel
auch weit höher.
Für Neuwagenkunden kann das allerdings auch eine schlechte Nachricht sein:
Niedrige Restwerte sind in der Regel schlecht für die Leasingraten. Allerdings
sind auch die Preise für neue Elektroautos zuletzt unter Druck geraten. Die
regelmäßige Rabattanalyse des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer zeigt im
Jahresverlauf deutlich steigende Rabattniveaus.
Teurer Strom und mangelnde Infrastruktur bremsen
Dass die Elektromobilität bei den Kunden bisher nur teilweise zündet, liegt dem
ZDK-Präsidenten zufolge nicht am Preis. „Hauptursache der schleppenden
Nachfrage nach Elektrofahrzeugen ist nicht der hohe Anschaffungspreis, sondern
die nach wie vor zu hohen Ladekosten sowie die Verfügbarkeit von
Ladeinfrastruktur in Wohngebieten“, betont Peckruhn. Auch weil das Angebot an
bezahlbaren kleinen und mittelgroßen BEVs stetig größer werde.