Am Standort Lydia in Shenyang eröffnet BMW sein nunmehr drittes chinesisches Produktionswerk. Gemeinsam mit den benachbarten Werken in Tiexi und Dadong werde Lydia eine wichtige Rolle bei der Produktion von elektrifizierten Fahrzeugen in China spielen, so Produktionsvorstand Milan Nedeljković. Daher investiert der Hersteller mit umgerechnet zwei Milliarden Euro auch mehr Geld in den neuen Standort als je zuvor in andere chinesische Projekte. Das neue Werk umfasst alle Produktionsprozesse aus den Gewerken Presswerk, Karosseriebau, Lack sowie Montage und erhöht die Produktionskapazität des Werkverbunds von BMW Brilliance Automotive auf 830.000 Einheiten pro Jahr.
So setzt der Neubau zukunftsorientierte Fahrzeugproduktion um
Um der wachsenden Kundennachfrage nach E-Mobilität gerecht zu werden, ist die Produktion in Lydia flexibel und kann bis zu 100 Prozent vollelektrische Fahrzeuge produzieren. Im Mai war hier bereits die Produktion des neuen BMW i3 angelaufen. Für BMWs iFactory-Strategie soll das neue Fahrzeugwerk zudem als Wegweiser dienen. In der Planung des Neubaus wurde erstmals die 3D-Kreativ-Plattform Epic Games Unreal Engine genutzt, die in virtueller Umgebung ein Metaverse-Werk abbildet. Die Integration der virtuellen mit der realen Welt verkürzte die Planungszeit, ermöglichte eine überregionale Zusammenarbeit und habe die negativen Auswirkungen der Pandemie überwinden können. Allein die Bauzeit der Anlage habe man so um sechs Monate verkürzen können, heißt es von Seiten des OEM.
Des Weiteren verbindet das IIOT gemeinsam mit Cloud-basierten Digital-Plattformen alle Prozesse, Anlagen und Mitarbeiter untereinander. Der umfassende Einsatz von Data Science soll einerseits die Qualitätskontrollen optimieren und andererseits Predictive Maintenance ermöglichen. Durch den weit verbreiteten Einsatz von künstlicher Intelligenz, Datenanalyse und Algorithmen werde somit die Entscheidungsfindung von einem erfahrungsgetriebenen zu einem datengetriebenen Ansatz verlagert.
Um diese Strategie durch eine leistungsstarke Netzwerkumgebung realisieren zu können, ist der gesamte Anlagenbereich mit einem 5G-Netzwerk abgedeckt. Vor allem Technologien wie Augmented Reality (AR) und Echtzeit-Videoübertragung werden so ermöglicht. Für die Bewältigung der riesigen Datenmenge hat BMW Brilliance auch ein neues Rechenzentrum für das Werk Lydia gebaut, das mehr als 1.200 Server enthält. Um die Nachhaltigkeit des Standorts zu erhöhen, kommt neben grünem Strom und eigenen Photovoltaik-Anlagen auch ein KI-basiertes Energiemanagementsystem zu Einsatz.
Elektrifizierung von Produktionswerk Steyr beginnt
Im oberösterreichischen Steyr investiert der Automobilhersteller rund eine Milliarde Euro in Umbauarbeiten. Der Grund: Ab 2025 sollen am Standort alle Kernkomponenten für E-Antriebe produziert werden. Für diese Aufgaben werden sowohl bestehende Produktionsflächen umgebaut als auch neue Flächen geschaffen. Eine zweigeschossige Produktionshalle wird Platz für zwei Linien zur Montage der E-Antriebe inklusive der Getriebemontage bieten. Ein zweiter Neubau erweitert die Logistikflächen. Die Produktionsfläche wird somit insgesamt um rund 60.000 Quadratmeter erweitert. Bereits heute ist ein Drittel der 700 Entwickler in Steyr im Bereich der E-Mobilität tätig, bis 2030 soll dieser Anteil auf rund 90 Prozent steigen.
„Dieser Schritt ist ohne Frage der wichtigste Meilenstein seit der Grundsteinlegung 1979“ erklärt Alexander Susanek, Geschäftsführer des BMW Group Werk Steyr. „Wir werden künftig pro Jahr über 600.000 E-Antriebe produzieren – parallel zur anhaltend hohen Produktionsauslastung mit Diesel- und Benzinmotoren. Bis 2030 wird rund die Hälfte unserer 4.400 Beschäftigten im Bereich der Elektromobilität tätig sein. Das ist auch ein enorm wichtiger Schritt, um die Arbeitsplätze hier am BMW Group Standort Steyr langfristig abzusichern.“
250 neue Mitarbeiter für Landshut
Auch am Standort in Landshut sollen bis Ende des Jahres 125 Millionen Euro investiert werden. Dieser Betrag fließt dem OEM zufolge in die Fertigung innovativer Komponenten für zukünftige Fahrzeugprojekte. Zudem plant BMW ebenfalls, bis Ende des Jahres 250 neue Mitarbeit für das bayerische Werk einzustellen. Aktuell umfasst die Stammbelegschaft rund 3.500 Mitarbeiter. Personalleiterin Anna Sponsel zufolge möchte der OEM mit dieser Maßnahme zum einen die erhöhte Kundennachfrage sowie das damit verbundenen Stückzahlenwachstum der gefertigten Komponenten abdecken. Zum anderen sollen neue Mitarbeiter altersbedingte Austritte ausgleichen.
„Mit dem nachhaltig angelegten Kompetenzumbau haben Unternehmen und Betriebsrat in einem engen Schulterschluss nicht nur bestehende Arbeitsplätze gesichert, sondern auch zahlreiche neue geschaffen“ erklärt Bernhard Ebener, Betriebsratsvorsitzender für das BMW-Werk Landshut. „Besonders freut mich, dass wir auch ehemalige Zeitarbeitskräfte übernehmen werden und für solche die keine abgeschlossene Berufsausbildung haben, ein spezielles Ausbildungsprogramm anbieten können. Das ist ein wichtiges Signal an unsere Zeitarbeitskräfte, aber ebenso in die ganze Region.“