Audi in China Werk Changchun

Der Baustart der Produktionsstätte erfolgte Mitte 2022. (Bild: Audi / Collage)

Ob ein neues Werk hilft, den Absatz in China wieder anzukurbeln, bleibt abzuwarten. Kurz vor Weihnachten vermeldeten die Ingolstädter jedenfalls Vollzug. Die PPE-Modelle, die so lange auf sich haben warten lassen, sollen nun auch direkt in China gebaut werden. Dafür hat die Audi FAW NEV Company, ein Kooperationsprojekt von Audi und seinem langjährigen Partner FAW, die Produktion vollelektrischer Audi-Modelle aufgenommen. Das Projekt und das neue Werk sind ein wichtiger Baustein in der Strategie von Audi für den chinesischen Markt. Der neue Produktionsstandort in Changchun ist der erste in China, an dem ausschließlich vollelektrische Audis auf Basis der Premium Platform Electric (PPE) gebaut werden.

Die PPE ist die Plattform der nächsten Generation für vollelektrische Fahrzeuge von Audi, die Maßstäbe in Bezug auf Leistung, Reichweite, Laden und Fahrdynamik setzen soll. Die Audi FAW NEV Company fertigt PPE-Fahrzeuge in der Mittel- und Oberklasse, zunächst den Audi Q6L e-tron und den Audi Q6L Sportback e-tron. Eine China-spezifische Variante des Audi A6 e-tron soll folgen. „Der Produktionsstart bei der Audi FAW NEV Company ist ein wichtiger Schritt in unserer Elektrifizierungsstrategie. Damit vertiefen wir unser Engagement auf dem chinesischen Markt“, sagt Gernot Döllner, Vorstandsvorsitzender der AUDI AG. „Die hier produzierten Modelle werden eine entscheidende Rolle in unserem lokalen Portfolio spielen und unsere Position in diesem wichtigen Markt stärken.“

 

Neues Werk hat eigene Batteriemontage

Der Audi Q6L e-tron ist das erste in China produzierte Elektrofahrzeug auf Basis der Premium Platform Electric (PPE). Er unterscheidet sich vom internationalen Modell nicht nur durch seinen traditionell längeren Radstand, sondern auch durch zahlreiche Designmerkmale und Innovationen für den chinesischen Markt. „Marktspezifische Modelle lokal zu produzieren war schon immer der Schlüssel zu unserem Erfolg in China. Für die Zukunft von Audi ist es entscheidend, nah an unserer Kundschaft zu sein“, so Gerd Walker, Vorstand für Produktion und Logistik bei Audi. Der OEM setzt deshalb noch stärker auf eine marktorientierte Produktion in den drei Kernregionen Europa, Nordamerika und China. Mit seiner hochmodernen, digital vollvernetzten und umweltfreundlichen Produktion setze das Werk neue Maßstäbe im gesamten Produktionsnetzwerk von Audi, so das Vorstandsmitglied.

Das gemeinsam mit dem langjährigen Audi Partner FAW errichtete Werk der Audi FAW NEV Company in Changchun – der Heimat von FAW – wird insgesamt rund 3.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Mit einer geplanten jährlichen Produktionskapazität von mehr als 150.000 Fahrzeugen leistet der neue Standort einen wichtigen Beitrag zur Elektrifizierung des Audi Produktportfolios in China. Das Werk deckt die gesamte Wertschöpfungskette der Automobilproduktion ab und ist mit Presswerk, Karosseriebau, Lackiererei und Fahrzeugmontage ausgestattet. Die Hochvoltbatterien für die China-spezifischen PPE-Modelle werden in der werkeigenen Batteriemontage gefertigt.

Innovative Konstruktions- und Produktionstechnologien

Der Baustart der Produktionsstätte erfolgte Mitte 2022. Audi hat von Beginn an digitale Technologien für die Planung und den Bau des Werks genutzt. Mittels eines Digitalen Zwillings konnten die Fachleute ein hocheffizientes und flexibles Produktionssystem schaffen, das vollständig digitalisiert und automatisiert ist. Dazu wurde zunächst eine 3D-Struktur der Werkgebäude auf der Grundlage von BIM (Building Information Modeling) erstellt. Dabei aktualisierte sich das digitale Modell analog zum realen Baufortschritt in Echtzeit.

Am neuen Standort setzt Audi zudem erstmals auf dem chinesischen Markt eine vollintegrierte IT-Lösung ein. Mit modernsten digitalen Fertigungsprozessen ermögliche sie eine intelligente und effiziente Produktion. Alle Instandhaltungs-, Logistik- und Fertigungsprozesse im Werk sind über eine einheitliche IT-Architektur miteinander vernetzt. Erstmals im VW-Konzern wird außerhalb Europas eine hochintegrierte Konzernlösung auf Basis der Software SAP S/4HANA ausgerollt. Im cloudbasierten System werden Daten werkübergreifend gespeichert und gemeinsam genutzt. In der Karosseriefertigung sorgen 800 Roboter für Präzision und Effizienz. Damit erreiche die Automatisierungsrate einen Rekordwert in der chinesischen Industrie. Bilderkennungstechnologie gewährleistet die Qualitätskontrolle, während ein teilautomatisierter Kran die Abläufe im Presswerk optimiert.

Ein fahrerloses Transportsystem und ein automatisiertes Lager sollen eine zuverlässige Logistik garantieren. Das Lagerhaus ist 24 Meter hoch und lagert Ware vollautomatisch ein und aus. Darüber hinaus entwickelt Audi in seinem neuen Werk neue Automatisierungstechnologien und erprobt den möglichen Einsatz humanoider Roboter. Natürlich soll die Produktion im Werk von Anfang an bilanziell CO2-neutral sein. Dazu nutzte man ausschließlich grüne Energie.  Auf den Gebäudedächern installierte Solarmodule mit einer Fläche von 320.000 Quadratmetern liefern einen erheblichen Teil des benötigten Stroms.

Örtliche Regierung unterstütze Audi

Die Audi FAW NEV Company setzt zudem auf ein eigenes Training Center, in dem das Unternehmen ein umfangreiches Aus- und Weiterbildungsprogramm für seine Mitarbeitenden und junge Talente anbietet. Zum Ökosystem des neuen Werks zählt auch eine optimale Lieferkette, so der OEM. Um sicherzustellen, dass die Großserienproduktion von Fahrzeugen und Fahrzeug-Teilen reibungslos abläuft, werden rund 50 Prozent der Zulieferer in einem Umkreis von 30 Kilometern um den Standort Changchun angesiedelt. Die örtliche Regierung hat außerdem einen exklusiven Business Park für die Zulieferer der Audi FAW NEV Company eingerichtet, um weitere Unternehmen anzulocken. Die Audi FAW NEV Company werde so voraussichtlich eine Lokalisierungsrate von rund 90 Prozent erreichen. Damit folge man der Strategie „in China, für China“.

 

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