Ein Mitarbeiter montiert einen Reifen an einen BMW i4.

Der i4 wird seit 2021 in München gebaut. 2024 bekommt er ein Facelift. (Bild: BMW)

Ein, wenn nicht das Wort, mit dem sich Verantwortlichen der Bayrischen Motorenwerke gerne in Verbindung bringen, ist Flexibilität. Das bezieht sich insbesondere auf die Produktionsanlagen und die Antriebe der Münchener. In diesem Zusammenhang sieht BMW selbst den i4 und das 4er Gran Coupé als Vorreiter der flexiblen Antriebsarchitektur. Seit 2021 werden alle Modellvarianten im Münchener Stammwerk gefertigt. Ab Juli 2024 ändert sich die Zusammensetzung und das Aussehen allerdings. Die Frontansicht erhält eine verstärkte Präsenz durch die neugestaltete BMW-Niere mit zur Hälfte geschlossener (i4) beziehungsweise in Mesh-Struktur gehaltener Oberfläche. Die Einfassung ist serienmäßig in matter Chromausführung und optional in hochglänzendem Schwarz verfügbar.

Das ist der neue BMW i4

Die neue BMW i4-Reihe bietet Scheinwerfertechnologien, darunter adaptive LED-Scheinwerfer und optionale Laserlicht-Heckleuchten im Stil des BMW M4 CSL. Das M Sportpaket ist nun mit schwarzem Heck-Diffusorelement und erweiterten Abgasendrohren verfügbar, ergänzt durch spezielle M Performance Designmerkmale. Neue Außenlackierungen wie Cape York metallic und Fire Red metallic sind erhältlich, zusammen mit individuellen BMW Individual Lackoptionen. Im Innenraum dominiert das progressive Design mit dem BMW Curved Display und neugestalteten Lenkrädern, ergänzt durch eine umfangreiche Digitalisierung und neue Interieurleisten. Der vollelektrische BMW i4 ist in vier Modellvarianten verfügbar, darunter der i4 xDrive40 mit einer Reichweite von bis zu 548 Kilometern. Das neue BMW 4er Gran Coupé bietet ein breites Spektrum an Antriebsoptionen und ist serienmäßig mit einem 8-Gang Steptronic Sportgetriebe ausgestattet. Das BMW iDrive System bietet verbesserte Bedienung und Vernetzung, einschließlich einer personalisierten eSIM und 5G-Konnektivität.

Der vollelektrische BMW i4 ergänzte 2021 in der bayerischen Landeshauptstadt als erster reiner Stromer die Fertigung klassischer Automobile im Stammwerk des OEM. Mit dem i4, der 3er Limousine, dem 3er Touring – beide mit Verbrennungsmotoren und Hybridantrieb – sowie dem M3 und dem 4er Gran Coupé produziert das Stammwerk ein breit gefächertes Produktportfolio. „Der Anlauf des BMW i4 ist ein Meilenstein für dieses Werk und seine Mannschaft auf dem Weg in Richtung E-Mobilität“, sagte Produktionsvorstand Milan Nedeljković seinerzeit. Das Fahrzeug galt damals schon als wichtiger Wegbereiter für die Neue Klasse, die ab 2026 ebenfalls im Werk München Einzug halten soll.

Die Batteriemontage am i4 erfolgt vollautomatisch

200 Millionen Euro investierte das Unternehmen in die Integration des BMW i4 in die bestehende Produktionsstruktur. Im Karosseriebau des Werks können rund 90 Prozent der bestehenden Produktionsanlagen auch für den BMW i4 genutzt werden. Lediglich für die Fertigung der Bodengruppe und des Hinterbaus waren vereinzelt zusätzliche Anlagen erforderlich. So wurden für die je nach Speicherkapazität bis zu 580 Kilogramm schweren Bauteile etwa zur Anlieferung und beim Einbau schwere und robuste Roboter von Kuka eingesetzt.

Eine 2021 neu installierte vollautomatische Batteriemontage verschraubt den Akku von unten an die i4-Karosserie. Hochauflösende Kamerasysteme überprüfen vollautomatisch vor dem Einbau die Oberfläche der Hochvoltbatterie, um Verunreinigungen und daraus resultierende Beschädigungen zu vermeiden. Das Thema Digitalisierung nimmt man bei BMW besonders mit Blick auf künftige Maßnahmen im Werk ernst, denn die besondere Stadtlage bedingt einen Ausbau eher in die Höhe als in die Fläche. Das gesamte Münchner Werk wurde detailliert mittels 3D-Scan erfasst, um so digitale Datengrundlagen für die bestehenden Gebäude und Anlagen zu erhalten. Die Scans wurden weiterverarbeitet und anschließend in der Cloud gespeichert. Neue Gebäude und Anlagen werden heute bereits virtuell geplant.

Den Entfall manueller Scantätigkeiten in der Produktion bewerkstelligen die BMW-Produktioner etwa durch den Einsatz von Radio Frequency Identification (RFID), um Fahrzeugbauteile entlang der Wertschöpfungskette kontaktlos und automatisch zu identifizieren und zuzuordnen. Dies erfolgt aktuell etwa in der Sitzfertigung, für die man bereits in der Komponentenfertigung sogenannte RFID Smart Labels am Bauteil anbringt.

Weniger Wasser und nachhaltige Logistik

Schon seit 2020 bezieht die BMW Group weltweit nur noch Grünstrom. Unter anderem für die Produktion des BMW i4 hat die BMW Group Direktabnahmeverträge mit regionalen Wasserkraftwerken abgeschlossen, wie bereits für den iX im Werk Dingolfing. So habe man die ökologische Qualität des in der Fertigung eingesetzten Grünstroms noch einmal erhöhen können, heißt es beim OEM. Innerhalb der nächsten Jahre soll die Transportlogistik für das Werk München lokal emissionsfrei realisiert werden. Dabei wird sowohl auf eine zunehmende Bahnquote als auch den Einsatz von batterie-elektrisch betriebenen Lkw gesetzt.

Der Standort München wird sich weiter in Richtung E-Mobilität entwickeln. Aktuell sorgen im Werk mehrere Großbaustellen parallel für eine Zäsur, um den Weg für den Anlauf der Neuen Klasse ab 2026 freizumachen. Die Investition von 650 Millionen Euro beinhaltet insgesamt vier Gebäude, darunter eine neue Fahrzeugmontage inklusive Logistikflächen und ein neuer Karosseriebau. Der Motorenbau wird in die weiteren Standorte im Produktionsnetzwerk, wie etwa der für die Vierzylinder-Aggregate nach Hams Hall in Großbritannien und ins österreichische Steyr verlagert. Bis dahin zeige man im Werk eine hohe Abtauschflexibilität in der Fertigung, wie Werkleiter Peter Weber betont. Heute verfügt jedes zweite der in München täglich produzierten BMW-Fahrzeuge über einen vollelektrischen Antrieb. Ab 2027 wird das Werk ausschließlich vollelektrische Modelle fertigen.

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