Wenn Schweizer Präzision auf Nachhaltigkeit trifft
Zürich Dübendorf, ein früherer Militärflugplatz, ist heute Heimat des Innovationsparks und des neu eröffneten Embotech Technology Center. Ein Startplatz für nachhaltige Logistiklösungen der Zukunft.
Andrea Hoffmann-ToppAndreaHoffmann-Topp
2 min
Embotechs fahrerlose Zugmaschinen arbeiten mit kamerabasierten 360-Grad‑Sichtsystemen und vollredundanten Sensoren.Embotech
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Embotech lud
zum „Experience Day“ und präsentierte seinen Gästen, was mehr als ein Startup,
weniger als Science‑Fiction ist: autonom fahrende Traktoren, fahrerlose
Neuwagen und eine Software, die ohne Murren die schwersten Trailer rückwärts
manövriert.
Autonomie zum
Anfassen
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Schon beim
Betreten der Teststrecke fiel auf, dass dies kein gewöhnlicher Tag im
Industriegebiet war. Container bewegen sich wie von selbst, Schleppfahrzeuge
rollen über den Asphalt, und Mensch und Maschine kreuzen einander wie in einem
perfekten Tanz.
Im BMW-Werk Dingolfing fährt ein neu hergestelltes Auto mithilfe von Embotech-Technologie fahrerlos über das Werksgelände.(Bild: BMW)
Im
Mittelpunkt standen zwei Technologien, mit denen das Zürcher Unternehmen in
diesem Jahr für Schlagzeilen gesorgt hat: die Automated Vehicle Marshalling
(AVM) und die Autonomous Tractor Solution (ATS). Die AVM‑Lösung ist seit 2022
in BMW‑Werken im produktiven Einsatz und wurde im Juni 2024 als weltweit erste
Anlage ihrer Art von TÜV Süd zertifiziert. Sie nutzt stationäre Lidarsensoren
im Werksgelände und steuert jedes Neufahrzeug über eine Funkverbindung. Dadurch
können Autos mit bis zu 30 km/h präzise vom Ende der Produktionslinie bis zur
Verladung gesteuert werden. Das spart teure Förderbänder ein und gibt der
Fabrik mehr Flexibilität.
Die autonome
Traktorplattform ATS zeigt, dass das Prinzip auch auf Hafenterminals
übertragbar ist. Embotechs fahrerlose Zugmaschinen arbeiten mit kamerabasierten
360-Grad‑Sichtsystemen und vollredundanten Sensoren. Sie navigieren im
Mischverkehr, rangieren 18‑Meter‑Trailer und reagieren auf Menschen oder
Gabelstapler wie ein erfahrener Chauffeur. Dank durchdachter Software lassen
sich nach Embotech-Berechnungen über 50 Prozent der Betriebskosten einsparen
und zugleich die Sicherheit erhöhen.
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Partner wie
Rocsys stellten am Experience Day ihre berührungslosen Ladesysteme vor, während
Gäste von APM-Terminals, TÜV Süd, Terberg Special Vehicles oder Portwise
erklärten, warum autonome Fahrzeuge künftig zur Normalität in Häfen und
Fabriken gehören.
Nachhaltigkeit
als Leitmotiv
Die
Veranstaltung stand unter dem Motto „Sustainability in Motion“.
Embotech zeigte, dass Autonomie konkrete Nachhaltigkeitsziele adressiert.
Gemäss Mitgründer Alexander Domahidi helfen die Systeme, den wachsenden
Arbeitskräftemangel zu überwinden und gleichzeitig sicherere, effizientere und
ressourcenschonendere Prozesse zu schaffen. Flotten werden optimal ausgelastet,
Leerfahrten vermieden und Logistikflächen intelligenter genutzt. Zudem bildet
die Software die Grundlage für den wirtschaftlichen Einsatz von
Elektrofahrzeugen, weil sie automatisches Laden und durchgängige Fahrplanung
unterstützt.
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Der Beitrag
zur Emissionsreduktion ist messbar: Durch den präzisen Einsatz von Fahrzeugen,
die Minimierung von Wartezeiten und die Möglichkeit, auf Elektroantriebe
umzusteigen, sinkt der CO2‑Ausstoss der innerbetrieblichen Logistik.
Der Blick
nach vorn
Beim
Experience Day wagte Embotech auch einen Ausblick: In den kommenden fünf Jahren
will man führender Anbieter für autonome Logistiklösungen in Industriearealen
weltweit werden. Der Markt wächst schnell, denn allein in Europa gibt es
hunderte Werke und Häfen mit Automatisierungsbedarf. Gäste in Dübendorf konnten
sich am eigenen Leib davon überzeugen, wie realistisch diese Vision ist.
Der Tag
endete nicht mit pompösem Feuerwerk, sondern mit einem Ausblick auf die 17
Ziele für nachhaltige Entwicklung. Autonome Logistik ist kein Selbstzweck,
sondern ein Baustein für nachhaltige Industrie (SDG 9) und Klimaschutz (SDG 13).
Schweizer Präzision und Software‑Innovation können einen globalen Impact haben.
Dübendorf, einst Flugplatz, ist nun ein Startplatz für die Logistik der
Zukunft.