Startup Embotech

Wenn Schweizer Präzision auf Nachhaltigkeit trifft

Zürich Dübendorf, ein früherer Militärflugplatz, ist heute Heimat des Innovationsparks und des neu eröffneten Embotech Technology Center. Ein Startplatz für nachhaltige Logistiklösungen der Zukunft.

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Embotechs fahrerlose Zugmaschinen arbeiten mit kamerabasierten 360-Grad‑Sichtsystemen und vollredundanten Sensoren.

Embotech lud zum „Experience Day“ und präsentierte seinen Gästen, was mehr als ein Startup, weniger als Science‑Fiction ist: autonom fahrende Traktoren, fahrerlose Neuwagen und eine Software, die ohne Murren die schwersten Trailer rückwärts manövriert.

Autonomie zum Anfassen

Schon beim Betreten der Teststrecke fiel auf, dass dies kein gewöhnlicher Tag im Industriegebiet war. Container bewegen sich wie von selbst, Schleppfahrzeuge rollen über den Asphalt, und Mensch und Maschine kreuzen einander wie in einem perfekten Tanz.

Im BMW-Werk Dingolfing fährt ein neu hergestelltes Auto mithilfe von Embotech-Technologie fahrerlos über das Werksgelände.

Im Mittelpunkt standen zwei Technologien, mit denen das Zürcher Unternehmen in diesem Jahr für Schlagzeilen gesorgt hat: die Automated Vehicle Marshalling (AVM) und die Autonomous Tractor Solution (ATS). Die AVM‑Lösung ist seit 2022 in BMW‑Werken im produktiven Einsatz und wurde im Juni 2024 als weltweit erste Anlage ihrer Art von TÜV Süd zertifiziert. Sie nutzt stationäre Lidarsensoren im Werksgelände und steuert jedes Neufahrzeug über eine Funkverbindung. Dadurch können Autos mit bis zu 30 km/h präzise vom Ende der Produktionslinie bis zur Verladung gesteuert werden. Das spart teure Förderbänder ein und gibt der Fabrik mehr Flexibilität.

Die autonome Traktorplattform ATS zeigt, dass das Prinzip auch auf Hafenterminals übertragbar ist. Embotechs fahrerlose Zugmaschinen arbeiten mit kamerabasierten 360-Grad‑Sichtsystemen und vollredundanten Sensoren. Sie navigieren im Mischverkehr, rangieren 18‑Meter‑Trailer und reagieren auf Menschen oder Gabelstapler wie ein erfahrener Chauffeur. Dank durchdachter Software lassen sich nach Embotech-Berechnungen über 50 Prozent der Betriebskosten einsparen und zugleich die Sicherheit erhöhen.

Partner wie Rocsys stellten am Experience Day ihre berührungslosen Ladesysteme vor, während Gäste von APM-Terminals, TÜV Süd, Terberg Special Vehicles oder Portwise erklärten, warum autonome Fahrzeuge künftig zur Normalität in Häfen und Fabriken gehören.

Nachhaltigkeit als Leitmotiv

 Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Sustainability in Motion“. Embotech zeigte, dass Autonomie konkrete Nachhaltigkeitsziele adressiert. Gemäss Mitgründer Alexander Domahidi helfen die Systeme, den wachsenden Arbeitskräftemangel zu überwinden und gleichzeitig sicherere, effizientere und ressourcenschonendere Prozesse zu schaffen. Flotten werden optimal ausgelastet, Leerfahrten vermieden und Logistikflächen intelligenter genutzt. Zudem bildet die Software die Grundlage für den wirtschaftlichen Einsatz von Elektrofahrzeugen, weil sie automatisches Laden und durchgängige Fahrplanung unterstützt.

Der Beitrag zur Emissionsreduktion ist messbar: Durch den präzisen Einsatz von Fahrzeugen, die Minimierung von Wartezeiten und die Möglichkeit, auf Elektroantriebe umzusteigen, sinkt der CO2‑Ausstoss der innerbetrieblichen Logistik.

Der Blick nach vorn

Beim Experience Day wagte Embotech auch einen Ausblick: In den kommenden fünf Jahren will man führender Anbieter für autonome Logistiklösungen in Industriearealen weltweit werden. Der Markt wächst schnell, denn allein in Europa gibt es hunderte Werke und Häfen mit Automatisierungsbedarf. Gäste in Dübendorf konnten sich am eigenen Leib davon überzeugen, wie realistisch diese Vision ist.

Der Tag endete nicht mit pompösem Feuerwerk, sondern mit einem Ausblick auf die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung. Autonome Logistik ist kein Selbstzweck, sondern ein Baustein für nachhaltige Industrie (SDG 9) und Klimaschutz (SDG 13). Schweizer Präzision und Software‑Innovation können einen globalen Impact haben. Dübendorf, einst Flugplatz, ist nun ein Startplatz für die Logistik der Zukunft.