Langstreckentest zwischen Stuttgart und Malmö
Mercedes demonstriert Reichweiten-Power der Feststoffbatterie
Für den Langstreckentest wurde der EQS mit einer Lithium-Metall-Festkörperbatterie ausgestattet.
(Bild: Mercedes-Benz)
Mercedes hat mit einem modifizierten EQS die Leistungsfähigkeit der Feststoffbatterie unter Beweis gestellt: 1.205 Kilometer von Stuttgart nach Malmö ohne Ladestopp. Auch Volkswagen geht die nächsten Entwicklungsschritte.
Die Feststoffbatterie gilt in der Elektromobilität als Gamechanger, verspricht sie doch Reichweiten, die weit über das Normalmaß von heutigen E-Autos und selbst Verbrennern hinausgehen. Um die Performance der neuen Batterietechnologie eindrucksvoll unter Beweis zu stellen, hat Mercedes-Benz kürzlich einen Langstreckentest zwischen Deutschland und Skandinavien erfolgreich absolviert.
Die Schwaben schickten Ende August einen leicht modifizierten EQS auf eine 1.205-Kilometer-lange Demonstrationsfahrt von Stuttgart bis Malmö in Schweden. An Bord des Erprobungsträgers ist eine Lithium-Metall-Festkörperbatterie verbaut, die die Fahrt durch drei Länder ohne Ladestopp ermöglichen sollte. Nach den 1.205 Kilometern waren laut Mercedes noch 137 Kilometer Restreichweite „im Tank“ des umgebauten EQS.
„Die Festkörperbatterie ist ein echter Gamechanger für die Elektromobilität. Mit der erfolgreichen Langstreckenfahrt des EQS zeigen wir, dass diese Technologie nicht nur im Labor, sondern auch auf der Straße überzeugt“, betonte Mercedes‘ Einkaufs- und Entwicklungsvorstand Markus Schäfer. Es sei das erklärte Ziel von Mercedes, die Feststoffbatterie noch bis zum Ende der Dekade in die Serienproduktion zu bringen, so der Manager.
Mercedes will Festkörperbatterie „praxisnah“ erproben
Die Testfahrt von Malmö und Stuttgart war Teil eines umfassenden Validierungsprogramms der Festkörperbatterietechnologie, das in erster Linie an Mercedes‘ Entwicklungscampus in Untertürkheim und Sindelfingen stattfindet. Ziel des Programms sei es, die Leistungsfähigkeit des Gesamtfahrzeugs in unterschiedlichen Klimazonen und Routenprofilen zu bewerten und den Weg zur Serienreife zu beschleunigen, heißt es aus Stuttgart.
Die Route führte über die Autobahnen A7 und E20 durch Deutschland, Dänemark bis nach Malmö in Schweden. Für eine optimale Routenführung wurde Mercedes Electric-Intelligence-Software eingesetzt, die unter anderem Topographie, Verkehrslage oder Temperaturen mit einbezieht.
Entwicklung mit Formel-1-Knowhow
Großen Anteil an der Entwicklung der Feststoffbatterie im Erprobungs-EQS hatte auch Mercedes‘ Formel-1-Technologiezentrum in britischen Brixworth. Die im Fahrzeug eingesetzten Lithium-Metall-Zellen stammen vom US-Zellhersteller Factorial Energy und dessen FEST-Technologie.
Mercedes setzt bei seiner Festkörperbatterie auf ein besonderes Konstruktionsdetail: Pneumatische Aktuatoren gleichen die für diese Technologie typischen Volumenschwankungen der Zellen während des Lade- und Entladevorgangs aus und sichern damit dauerhaft die Funktionalität. Dank dieses Ansatzes ließ sich der nutzbare Energieinhalt um rund 25 Prozent steigern – bei einem Gewicht und einer Baugröße, die mit der Standard-Batterie des EQS vergleichbar sind. Zusätzlich verbessert eine passive Luftstrom-Kühlung die Energieeffizienz und reduziert das Gesamtgewicht der Batterie.
Volkswagen pilotiert Feststoffbatterie im Motorrad
Auch Volkswagen treibt die Entwicklung der Feststofftechnologie voran und zeigte auf der IAA in München ebenfalls einen Technologieträger. Gemeinsam mit PowerCo, Ducati und Audi wurde erstmals ein vollelektrisches Motorrad mit QuantumScape-Zellen ausgestattet. Der Technologieträger auf Basis einer modifizierten Ducati V21L soll die Vorteile der Lithium-Metall-Anode und des keramischen Separators von QuantumScape demonstrieren – höhere Energiedichte, kürzere Ladezeiten, mehr Sicherheit und längere Lebensdauer. In den kommenden Monaten wollen die Partner die Technologie weiter erproben, zunächst im Motorsport, parallel aber auch mit Blick auf eine Integration in die PowerCo-Einheitszelle für den Serieneinsatz bis Ende des Jahrzehnts.