Ulrich Zimmer, Traton

„Wir setzen auf einen standardisierten Baukasten“

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Foto von Ulrich Zimmer. Dekarbonisierung im Schwerlastverkehr, Batteriezellchemie für Langstrecken-Lkw und Scope-3-Strategien: Im Interview erklärt Ulrich Zimmer von Traton, warum der Nutzfahrzeughersteller hier primär auf BEVs setzt – und wie VW-Synergien dabei helfen. Ulrich Zimmer ist ein ausgewiesener Experte, wenn es um die Transformation im Nutzfahrzeugsektor geht: Als Area Head of Battery & Charging verantwortet er seit 2023 bei der VW-Tochter Traton zentrale Themen rund um Dekarbonisierung und Elektromobilität. Zuvor leitete er bei MAN Truck & Bus Powertrain-Produktionsstandorte in Nürnberg, Salzgitter sowie dem slowakischen Banovce und blickt auf langjährige Managementerfahrung bei Daimler Truck zurück. Herr Zimmer, wo liegen für Traton aktuell die größten Hebel, um den CO2 Footprint zu reduzieren? Den größten Stellhebel zur signifikanten Reduzierung des CO2-Footprints sehen wir in der Dekarbonisierung des Personen- und Gütertransports. Hierbei ist der Schwerlast-Verkehr (40t) vorrangig, der zwar nur sieben Prozent des Fahrzeugbestands in der EU ausmacht, aber für 48 Prozent der CO2-Emissionen im Verkehrssektor verantwortlich ist. Bei der Realisierung setzen wir klar auf batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) gegenüber wasserstoffbetriebenen (H2-ICE und Brennstoffzelle) Fahrzeugen, da beim BEV circa 75 Prozent der eingesetzten, grün erzeugten Primärenergie in Bewegungsenergie umgesetzt werden, während beispielsweise der Wirkungsgrad – zum Beispiel bei der Brennstoffzelle – bei nur 25 Prozent liegt. Welche Zellchemie bevorzugen Sie für Langstrecken E Lkw und wie sichern Sie dafür eine skalierbare Lieferkette frei von kritischen Rohstoffen? Innerhalb der TRATON GROUP setzen wir auf einen standardisierten Baukasten (TRATON Modular System) mit einer spezifisch auf die Bedürfnisse des Nutzfahrzeugs abgestimmten NMC-Chemie. Dies ermöglicht uns flexibel – je nach Kundenbedarf – die notwendige Anzahl von Battery Packs zu konfigurieren und somit ein Optimum aus Anschaffungskosten, Reichweite sowie TCO zu erreichen. Als Teil des Volkswagen-Konzerns nutzen wir zudem interne Strukturen, um Resilienz und Zuverlässigkeit der Lieferkette abzusichern.
Studierter Physiker mit rund 25 Jahren Berufserfahrung in der Automobilbranche: Ulrich Zimmer.

Dekarbonisierung im Schwerlastverkehr, Batteriezellchemie für Langstrecken-Lkw und Scope-3-Strategien: Im Interview erklärt Ulrich Zimmer von Traton, warum der Nutzfahrzeughersteller hier primär auf BEVs setzt – und wie VW-Synergien dabei helfen.

Ulrich Zimmer ist ein ausgewiesener Experte, wenn es um die Transformation im Nutzfahrzeugsektor geht: Als Area Head of Battery & Charging verantwortet er seit 2023 bei der VW-Tochter Traton zentrale Themen rund um Dekarbonisierung und Elektromobilität. Zuvor leitete er bei MAN Truck & Bus Powertrain-Produktionsstandorte in Nürnberg, Salzgitter sowie dem slowakischen Banovce und blickt auf langjährige Managementerfahrung bei Daimler Truck zurück.

Herr Zimmer, wo liegen für Traton aktuell die größten Hebel, um den CO2‑Footprint zu reduzieren?

Den größten Stellhebel zur signifikanten Reduzierung des CO2-Footprints sehen wir in der Dekarbonisierung des Personen- und Gütertransports. Hierbei ist der Schwerlast-Verkehr (40 Tonnen) vorrangig, der zwar nur sieben Prozent des Fahrzeugbestands in der EU ausmacht, aber für 48 Prozent der CO2-Emissionen im Verkehrssektor verantwortlich ist. Bei der Realisierung setzen wir klar auf batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) gegenüber wasserstoffbetriebenen (H2-ICE und Brennstoffzelle) Fahrzeugen, da beim BEV zirka 75 Prozent der eingesetzten, grün erzeugten Primärenergie in Bewegungsenergie umgesetzt werden, während der Wirkungsgrad – zum Beispiel bei der Brennstoffzelle – bei nur 25 Prozent liegt.

Welche Zellchemie bevorzugen Sie für Langstrecken‑E‑Lkw und wie sichern Sie dafür eine skalierbare Lieferkette frei von kritischen Rohstoffen?

Innerhalb der Traton Group setzen wir auf einen standardisierten Baukasten (Traton Modular System) mit einer spezifisch auf die Bedürfnisse des Nutzfahrzeugs abgestimmten NMC-Chemie. Dies ermöglicht uns flexibel – je nach Kundenbedarf – die notwendige Anzahl von Battery Packs zu konfigurieren und somit ein Optimum aus Anschaffungskosten, Reichweite sowie TCO zu erreichen. Als Teil des Volkswagen-Konzerns nutzen wir zudem interne Strukturen, um Resilienz und Zuverlässigkeit der Lieferkette abzusichern.

Welche Scope‑3‑Targets definieren Sie gegenüber Zulieferern?

Wir müssen zunächst erkennen, dass zirka 50 Prozent der CO2-Emissionen im straßenbasierten Verkehr vom Schwerlastverkehr verursacht werden, der aber nur Prozent der Gesamtfahrzeugflotte in der EU stellt. Auch bei unseren Emissionen als Nutzfahrzeughersteller sehen wir, dass mehr als 95 Prozent der Scope-3-Emissionen der Traton Group durch unser Fahrzeugportfolio unserer Kunden verursacht werden. Daher liegt ein wesentlicher Stellhebel in der Nutzungsphase unserer Produkte. Hier setzen wir mit der Dekarbonisierung unserer Fahrzeuge an. BEV ist dabei Prime Path. Beide europäischen Marken, Scania und MAN, haben sich dazu bekannt, ihre Scope-3-Emissionen den Science Based Targets entsprechend zu reduzieren.

Gibt es Synergien zwischen Ihrer Zero‑Emission‑Roadmap und Pkw‑Plattformen im Volkswagen-Konzern, zum Beispiel bei E‑Achsen oder Software?

Im Volkswagen-Konzern arbeiten wir eng vernetzt zwischen allen Marken und Bereichen zusammen. Dies geschieht etwa beim gemeinsamen Sourcing von Komponenten für Batterien und elektrische Antriebe, der Entwicklung von Software, zum Beispiel Battery Management Systemen, oder auch bei konkreten Projekten zu „2nd life“ sowie dem Recycling von Altsystemen.