Es ist ein Problem der Branche: auch wenn man am Erfolg einer Technologie zweifelt, muss man bei Forschung und Entwicklung letztlich dabei sein, um am Ende nicht aufs falsche Pferd zu setzen. Die Folgen sind derzeit bei Daimler und dem Thema Elektromobilität zu besichtigen. Ganz grundsätzlich haben sich die Chancen der Brennstoffzelle deutlich verbessert, wie Entwicklungschef Thomas Weber kürzlich gegenüber AUTOMOBIL PRODUKTION sagte und begründet dies unter anderem damit, dass die Autos, wie der für 2017 angekündigte GLC mit Brennstoffzelle auf einer Plattform mit elektrisch angetriebenen Autos gebaut werden können und dadurch das Problem extrem hoher Fertigungskosten als gelöst gilt. Auch verzeichnet die FCEV-Sparte technologisch große Fortschritte in allen Bereichen.
Noch schneller geht es aber bei batterieelektrischen Fahrzeugen voran, weshalb sich Daimler-Chef Dieter Zetsche nun als Zweifler an der Zukunft der Brennstoffzelle outete. Gegenüber Euro am Sonntag sagte er, dass die Batterielösung in den vergangenen Jahren an Attraktivität gewonnen habe. Schon zuvor bei Cars-Symposium in Bochum hatte Zetsche gesagt, dass angesichts der Fortschritte in der Batterieentwicklung die wesentlichen Vorteile der Brennstoffzelle „weg sind“ – und meinte damit Reichweite und Ladezeiten. Noch sei es aber zu früh, sich festzulegen, welche Technologie sich durchsetzen werde, weshalb man auch beiden Schienen weiter arbeite.
Auch das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) weist in seiner Roadmap für die Elektromobilität 2030 darauf hin, dass sich Brennstoffzelle und Batterietechnologie zunehmend zu Konkurrenten entwickeln, wie AUTOMOBIL PRODUKTION in seiner am 2. März erscheinenden neuen Ausgabe schreibt. Wesentlicher Punkt ist der Ausbau entsprechender Infrastrukturen, die stark vom Staat gestützt werden muss. Hierzu stellt das ISI fest: „Elektro- und Brennstoffzellenfahrzeuge könnten in Zukunft sehr ähnliche technische und Kostenparameter aufweisen“. Abzuwarten bleibe, „ob sich tatsächlich zwei Konzepte und Infrastrukturen parallel durchsetzen und koexistieren können.“