Auch der weltgrößte E-Autobauer BYD tummelt sich in Thailand. Wie BMW haben auch die Chinesen Rayong als Standort für ein Werk ausgesucht.(Bild: BYD)
Thailands Wettbewerbsfähigkeit steht aktuell auf dem Spiel. Doch Investitionen von großen OEMs sowie staatliche Anreize für E-Fahrzeuge könnten den Markt wiederbeleben - vorausgesetzt, die Lieferkette bleibt trotz gravierender US-Zölle stabil.
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Thailand war schon immer das Herzstück der Automobilindustrie in der ASEAN-Region. Große Unternehmen wie Mazda und BMW haben massiv in die Produktion und die Zulieferer in der Region investiert, während Volvo, BYD und Nissan das Land für Exporte und regionale Vertriebszentren ins Visier genommen haben.
Doch im Wettlauf der Elektrifizierung hat Thailand Mühe, mitzuhalten. Die Volatilität des Marktes zeigt sich in sinkenden Verkaufs- und Produktionszahlen. Um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, muss die thailändische Automobilindustrie die Verbrauchernachfrage mit Preisanreizen ankurbeln und gleichzeitig die Risiken in einer volatilen Wirtschaft abfedern.
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Einige Autobauer haben in den letzten Jahren stark in Thailand investiert. Im Februar dieses Jahres kündigte Mazda an, Auto Alliance Thailand, den Produktionsstandort seines Joint Ventures mit Ford in Thailand, mit einer Investition von umgerechnet 148 Millionen US-Dollar zu stärken, um seine Anlagen auszubauen und zu einem regionalen Produktionszentrum zu werden. In ähnlicher Weise hat BMW im vergangenen Jahr mit dem Bau einer 45,6 Millionen Dollar teuren Batterieproduktionsanlage begonnen, um Hochspannungsbatterien der Generation 5 für seine BEV-Modelle zu liefern, die in der zweiten Hälfte 2025 im Montagewerk in Rayong hergestellt werden sollen.
Das Vertrauen von Investoren in den thailändischen Automobilsektor ist jedoch derzeit gering, da die hiesige Wirtschaft schwächer geworden ist. Zudem sorgen bevorstehende Zölle der USA für weitere Unsicherheit.
Derzeit ist Thailands Wirtschaft schwach, was sich negativ auf mögliche Investitionen der Automobilindustrie auswirkt. Die BIP-Wachstumsraten lagen 2019 bei 3,5 Prozent, sanken aber bis 2023 auf nur 1,9 Prozent. Obwohl das Land eine Hochburg des verarbeitenden Gewerbes in der ASEAN-Region ist, ist es zugleich stark von Exporten abhängig - insbesondere in die USA und nach China, die beiden größten Exportmärkte Thailands. Und da US-Zölle in Höhe von angedrohten 36 Prozent möglicherweise im August in Kraft treten werden, sind die beiden größten Einnahmequellen des Landes bedroht.
Darüber hinaus wird erwartet, dass die heimischen Autoverkäufe im Segment der Luxusfahrzeuge in diesem Jahr zurückgehen werden, was zum Teil auf eine Verlangsamung der thailändischen Wirtschaft insgesamt, aber auch auf die Herausforderungen zurückzuführen ist, denen sich die Automobilindustrie gegenübersieht. Inchcape, der thailändische JLR-Vertriebspartner, berichtete, dass die Verkäufe von Luxusfahrzeugen in Thailand im ersten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent zurückgegangen seien.
Henner Lehne, Automarkt-Experte bei S&P Global Mobility, erklärte kürzlich den Delegierten auf der Automotive Logistics & Supply Chain Europe 2025, dass die ASEAN-Region, einschließlich Thailand, aktuell ziemliche Probleme habe: „In Südasien wird Indien weiter wachsen, während der ASEAN-Markt aufgrund der Kreditverknappung, die wir bei den lokalen Banken und den Zentralbanken beobachten, noch ziemlich zu kämpfen hat“, sagte er.
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Investitionen von OEMs in Thailand
(Bild: Adobe Stock / v-a-butenkov)
Auto Alliance Thailand, Mazdas Joint Venture mit Ford, wird 148 Mio. US-Dollar in seine Produktionsstätte investieren, um ein regionales Drehkreuz zu werden
BMW hat 45,6 Mio. US-Dollar in den Bau seiner Batteriefabrik investiert, um Gen-5-Hochspannungsbatterien für ein BEV-Modell zu liefern, das es in seinem Montagewerk in Rayong, Thailand, herstellen wird
BYD hat in Rayong, Thailand, ein E-Fahrzeugwerk mit einer jährlichen Produktionskapazität von 150.000 E-Fahrzeugen und Batterien errichtet
Volvo hat 32,7 Mio. US-Dollar in ein Fahrzeug- und Teilevertriebszentrum außerhalb von Bangkok sowie in eine Batterieladeinfrastruktur investiert
Bild: Adobe Stock / v-a-butenkov
„Was wir jetzt sehen, ist eine Rekalibrierung von Absatz und Produktion“, fügte Lehne hinzu. Das gleiche habe man während der Chip- und Covid-Krise beobachten können, wo Fahrzeuge physisch nicht produziert werden konnten, die Lagerbestände aufgebraucht waren und jeder verkaufte, was er konnte. „Es gab eine vollständige Entkopplung des Produktionsmodells von der Nachfrage. Aber jetzt haben wir rekordverdächtige Lagerbestände, wir haben mehr Bestände als je zuvor, weil alle überproduziert haben und die Nachfrage im Moment nicht nachzieht.“
Lehne betonte, dass zu viel in E-Fahrzeuge investiert worden sei, weil man mit einer steigenden Verbrauchernachfrage rechnete, während gleichzeitig die Ressourcen für E-Fahrzeuge gekürzt worden seien und die Nachfrage nach E-Fahrzeugen nicht hätte befriedigt werden können. „Es war ein Teufelskreis“, beschrieb es Lehne. „Das ist ein Teil des Kampfes, in dem sich viele der großen Zulieferer befinden.“
Welche Folgen haben Trumps Zölle?
Thailand ist von den von den USA vorgeschlagenen Zöllen auf importierte Waren besonders bedroht. Auf die USA entfallen 18 Prozent der thailändischen Exporte weltweit, und das Handelsdefizit mit Thailand belief sich im vergangenen Jahr auf 45,6 Milliarden Dollar, was einem Anstieg von 11,7 Prozent im Jahr 2023 entspricht.
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BMW baut in Thailand eine Fabrik für Hochvoltbatterien, die in einem BEV-Modell zum Einsatz kommen, das im thailändischen Montagewerk Rayong hergestellt werden soll.(Bild: BMW)
Trumps „Gegenzölle“ wurden zuletzt zwar erneut verschoben, könnten aber dennoch im August in Kraft treten – und zwar mit einem vorgeschlagenen Satz von 36 Prozent. Im Falle höherer Zölle besteht die Befürchtung, dass die Produktion aus Thailand abwandern könnte. Die thailändische Zentralbank erklärte, dass die Volatilität und Unsicherheit auf dem Markt die Exporte negativ beeinflussen könnte. Der Satz von 36 Prozent ist einer der höchsten in der ASEAN-Region und setzt die thailändische Automobilindustrie im Kampf um ihre Wettbewerbsfähigkeit noch mehr unter Druck.
Für Experte Henner Lehne wäre eine Eskalation im Handelskrieg das schlimmste Szenario. „Wenn es zu einem ausgewachsenen Handelskrieg kommt und sich die Spirale fortsetzt, könnte es zu einem Rückgang von bis zu fünf Millionen Einheiten kommen, was auch langfristig erhebliche Auswirkungen auf die Branche hätte“, sagte er. Dies könnte dazu führen, dass sich OEMs aus weniger wettbewerbsfähigen Märkten zurückziehen. „Der Schaden könnte sehr groß sein. Es gibt Diskussionen über den Verzicht auf Lokalisierung oder sogar den Rückzug aus bestimmten Märkten, wodurch bestimmte Aktivitäten und Investitionen eingefroren werden“, fügte er hinzu.
Als Folge der Trump'schen Zölle plant Inchcape, sein Verkaufsvolumen in Thailand und der ASEAN-Region zu erhöhen, in der Hoffnung, die Verkäufe innerhalb des Landes zu steigern, um etwaige Verluste aus den Exporten in die USA auszugleichen.
Ausländische Direktinvestitionen, vor allem aus China, werden durch Trumps Zölle ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Die thailändische Regierung schätzt, dass die reziproken Zölle die Exporte des Landes um etwa acht Milliarden US-Dollar beeinträchtigen werden, was etwa 2,3 Prozent der gesamten thailändischen Exporte des vergangenen Jahres entspricht.
Während der Absatz von E-Fahrzeugen im Jahr 2023 mit einem Anstieg von 320 Prozent im Vergleich zum Vorjahr boomte, haben reduzierte Verbraucheranreize dieses Wachstum gebremst.
Licht am Ende des Tunnels?
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Der thailändische E-Auto-Markt könnte sich jedoch verbessern. Im September letzten Jahres bewilligte die thailändische Regierung ein Budget von 212 Millionen Dollar für ein Elektro-Subventionsprogramm für OEMs.
Und seit Ende April hat die thailändische Regierung niedrigere Steuersätze für Plug-in-Hybride (PHEVs) genehmigt, um die Nachfrage der Verbraucher zu fördern. Mit Wirkung vom 1. Januar nächsten Jahres wird die neue Verordnung einen separaten Steuersatz für PHEVs einführen und die Größe des Kraftstofftanks als Faktor bei der Festlegung der Steuersätze abschaffen.
Der stellvertretende thailändische Finanzminister Paopoom Rojanasakul sagte, dass die neuen Vorschriften dazu beitragen werden, das Land als Produktionsstandort für PHEVs sowohl für den inländischen als auch für den internationalen Verkauf zu fördern.
Obwohl die Ungewissheit bestehen bleibt, könnte der thailändische Automobilmarkt in den kommenden Jahren tatsächlich profitieren und wettbewerbsfähiger werden. Mit fortgesetzter staatlicher Unterstützung und Investitionen der OEMs dürfte Thailand innerhalb der ASEAN-Region wettbewerbsfähig bleiben.
Der Artikel erschien im Orginal bei unserem SchwestermagazinAutomotive Logistics.