Der X1 verkaufte sich 2024 sehr gut. Auf die Neue Klasse müssen Kunden noch etwas warten.

Der X1 verkaufte sich 2024 sehr gut. Auf die Neue Klasse müssen Kunden noch etwas warten. (Bild: BMW)

Der Endspurt ist angebrochen. Seit Jahren liegt der Fokus der Bayerischen Motorenwerke auf dem Jahr 2025 – dem Jahr der Neuen Klasse. Im vierten Quartal soll die Serienproduktion des ersten Modells im Greenfield-Werk im ungarischen Debrecen starten. Auf das SUV-Modell soll wenige Monate später eine Limousine aus dem Stammwerk in der bayerischen Landeshauptstadt folgen. Bislang, so scheint es, läuft alles nach Plan. Dass die Münchner mit der neuen Architektur ausschließlich auf Elektroautos setzen, passt dabei ins Bild.

Während der Gesamtabsatz der Marke sowie der Gruppe 2024 um 2,3 beziehungsweise vier Prozent zurückging, konnte man die Verkäufe der rein elektrischen Modelle um 13,5 Prozent steigern. Damit war fast jedes vierte verkaufte Auto elektrifiziert und 17,4 Prozent rein elektrisch. Mit dem Anlauf der Neuen Klasse sollen sich diese Zahlen künftig deutlich nach oben bewegen, so die Hoffnung. Dass die Gesamtbilanz am Ende dennoch negativ ausfiel, lag einerseits an den Problemen mit den Continental-Bremsen, von denen mehr als 1,5 Millionen Autos betroffen waren. Der zweite große Dämpfer stellte auch bei den Münchnern die mangelnde Nachfrage in China dar – minus 13,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Regensburg und Leipzig bauten deutlich mehr Autos

Trotz massiver Steigerungen in einigen Werken sank das gesamte Produktionsvolumen der Gruppe ebenfalls im Jahr 2024 – 2.513.830 Einheiten bedeuten ein Minus von 3,4 Prozent. Beachtlich dagegen ist die Entwicklung in Regensburg. Mit rund 342.000 produzierten Autos stieg der Standort zur neuen Nummer eins in Deutschland auf. Weltweit wurden nur in Spartanburg (Seite 28) und den chinesischen Werken mehr Autos gebaut. Eine ähnlich hohe Steigerung erzielte das Werk in Leipzig und auch Dingolfing wuchs, wenn auch nur leicht. Diesen positiven Trends stehen dagegen Rückgänge in vielen anderen Werken, darunter München, Oxford, Spartanburg und San Luis Potosí (Seite 32) entgegen.

Deutlich krassere Entwicklungen liefern dagegen die Finanzzahlen. In den ersten drei Quartalen 2024 lag das Ergebnis vor Steuern der Gruppe bei 8,8 Milliarden Euro. Im Vorjahr waren es nach drei Vierteln des Jahres 13,4 Milliarden – Minus 33,9 Prozent. Die Ebit-Marge im Bereich der Automobile sank gar um 35,9 Prozent auf 6,6 Prozent. Nach dem Rekordjahr 2023 sollten die Münchner nun also wieder geerdet sein.

BMW-CEO Oliver Zipse will sich trotz der negativen Ergebnisse nicht beirren lassen: „Veränderungen in unserem Umfeld adaptieren wir kontinuierlich, ohne in Aktionismus zu verfallen. Wir setzen unseren langfristigen Erfolg nicht für kurzfristige Anpassungen aufs Spiel, sondern steuern an unserem strategischen Kurs entlang weiter in die Zukunft“, betonte Zipse Ende September. Einmal mehr richten sich nun alle Augen auf den Anlauf in Ungarn. Man investiere so viel wie noch nie in neue Produkte, Technologien und die Werke, damit man ab 2025 mit der Neuen Klasse die Erfolgsgeschichte von BMW fortschreibe, so Zipse weiter.

Viele BMW-Modelle verkaufen sich schlechter

Wie sehr die Kunden nach neuen Autos lechzen, zeigt auch der Blick auf den Verbrenner-Absatz. Lediglich X1, X2 und XM verkauften sich von Januar bis September besser als im Vorjahr. Alle anderen Baureihen waren weniger nachgefragt. Erfolgreichstes BEV-Modell war das Sportcoupé BMW i4. Auch iX1 und i7 wuchsen in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 zweistellig. Die Neue Klasse steht bei BMW für den Wandel zu einer elektrischen und digitalen Mobilität. Erstes Kernstück ist ein neuer Hochvoltspeicher, der auf eine Modulbauweise und eigene Bodenplatte verzichtet. Speziell entwickelte, runde Batteriezellen versprechen eine deutliche höhere Energiedichte. Die Ladeleistung betrage bis zu 350 kW, wodurch man sich beim OEM ein Nachladen von 300 Kilometern in nur zehn Minuten verspricht. Das zweite Herzstück ist das neue iDrive mit dem Betriebssystem OS X, das die Neue Klasse möglichst lange möglichst neu halten soll. Für die Ergebnisse 2025 wird das Ganze jedoch noch keine Auswirkungen haben. Noch also muss es die „Alte Klasse“ für BMW richten.

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