Röntgenblick in einen lkw von Daimler Truck.

Die drei Standorte Gaggenau, Kassel und Mannheim werden sich auf unterschiedliche Komponenten elektrifizierter Antriebe für Lkw spezialisieren. (Bild: Daimler)

Es ist erst wenige Tage her, als Mercedes-Benz die Roadmap für den Transfer im Antrieb vorstellte. Dazu zählt mit Blick auf das Pkw-Geschäft, dass ab 2025 alle neuen Fahrzeugarchitekturen ausschließlich elektrisch sein sollen. Nun gibt die Lkw-Sparte bekannt, wie sie ihre Antriebs-Kernwerke im Nutzfahrzeugsektor an den Standorten Gaggenau, Kassel und Mannheim in die Zukunft führen will. Dazu zählt insbesondere, dass sich die Werke auf unterschiedliche Komponenten elektrifizierter Antriebe spezialisieren. Im Unternehmen spricht man von "zusätzlichen, signifikanten Investitionen in Zukunftstechnologien". Die vereinbarten Eckpunkte sehen dem Unternehmen zufolge vor, dass Daimler Truck substantiell in die Werke investiert und damit ein klares Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort Deutschland abgibt.

Die drei deutschen Standorte sollen künftig in einem Produktions- und Technologieverbund für elektrische Antriebskomponenten und Batteriesysteme, gemeinsam mit dem wichtigen Schwesterwerk in Detroit, die globale Produktion von batterieelektrischen und wasserstoffbasierten Antrieben vorantreiben. Da Verbrenner-Aggregate noch viele Jahre Bestand hätten, setze man bei der zukünftigen Ausrichtung der Aggregate-Werke vor allem auf Flexibilität, stellt Yaris Pürsün, Leiter der globalen Produktion von Antriebskomponenten für Daimler Truck, klar. Mit dem Produktions- und Technologieverbund für elektrische Antriebskomponenten und Batteriesysteme in Verbindung mit den Kompetenzzentren der Werke gelinge dies.

Man werde den Waren- und Güterverkehr mit richtungsweisenden Antrieben weiter sicherstellen und dies im Einklang mit den Interessen der Beschäftigten, so Michael Brecht, Gesamtbetriebsratsvorsitzender und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei Daimler. Für Andreas Gorbach, Mitglied des Vorstands bei Daimler Truck, gehört dazu die eigene Entwicklung und Produktion wichtiger Schlüsseltechnologien für emissionsfreie Nutzfahrzeuge.

Mannheim soll eine Pilot-Batterie-Zellfertigung erhalten

Für die einzelnen Standort bedeutet dies, dass sich der auf Nutzfahrzeuggetriebe spezialisierte Standort Gaggenau zum Kompetenzzentrum für elektrische Antriebskomponenten sowie der Montage wasserstoffbasierter Brennstoffzellenaggregate weiterentwickele. Das Motorenwerk Mannheim und das dort angesiedelte Kompetenzzentrum für Emissionsfreie Mobilität (KEM) fokussiert sich Daimler zufolge auf Batterietechnologien und Hochvoltsysteme. Zusätzlich zu den Kompetenzzentren werden die sogenannten Innovations-Laboratorien, kurz: InnoLabs, in allen Werken aufgebaut. Diese sollen sich auf innovative Produktionsprozesse, neue Technologien sowie Produktideen spezialisieren und die Lücke zwischen der Prototypenfertigung und Serienentwicklung schließen.

Wie man vom Unternehmen hört, werde man wichtige Umfänge für alternative Antriebe, wie die Produktion elektrisch angetriebener Achssysteme, E-Motoren und Inverter sowie die Montage von Brennstoffzellen-Systemen neben Investitionen in die Wiederaufbereitung und Recycling von Batteriesystemen künftig in den Aggregate-Werken integrieren. Im InnoLab Batterie Mannheim will Daimler eine eigene Pilot-Batterie-Zellfertigung aufbauen und damit einen wichtigen Grundstein für die zukünftige Kompetenz für Batterietechnologie legen.

Die Ausrichtung auf CO2-neutrale Techniken will Daimler Truck über das globale Produktionsnetzwerk ausrollen. So werde Detroit in USA auch in Zukunft seine Rolle im amerikanischen Markt stärken und als Kompetenzzentrum für elektrische Antriebskomponenten einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung des nachhaltigen Transports im amerikanischen Markt einnehmen. Gleichzeitig werden man im globalen Produktionsnetzwerke die Skaleneffekte realisieren. Neben den Produkten sollen auch die Aggregate-Werke ab 2022 CO2-neutral werden. Hierzu soll das eigene Grünstromkonzept beitragen.

Kernkomponenten kommen aus den Aggregate-Werken

Zur Transformation hin zum CO2-neutralen Transport ist beim OEM die Rede von den beiden Antriebstechnologien Batterie und wasserstoffbasierte Brennstoffzelle. Mit diesen lasse sich jeder Anwendungsfall des Kunden mit voller Flexibilität bei den Routen abdecken. Welche Lösung beim Kunden zum Einsatz komme, hänge vom konkreten Anwendungsfall ab. Als erster batterieelektrisch angetriebener Lkw geht der Mercedes-Benz eActros für Strecken im Verteilerverkehr im Oktober 2021 im Mercedes-Benz Werk Wörth in die Serienfertigung, der eEconic soll im nächsten Jahr folgen. Der batterieelektrische eActros LongHaul für den Fernverkehr soll Mitte des Jahrzehnts folgen. Wichtige Komponenten will Daimler zukünftig in den Aggregate-Werken fertigen.

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