![Renault Megan E-Tech im Schnee.](assets/images/a/renault-megane-e-tech-electric-raod-trip-to-the-he-ce41456f.jpg)
Innerhalb der aktuellen Dekade möchte Renault den Weg vom klassischen Autobauer zum Tech-Unternehmen antreten. (Bild: Renault)
Ein eindrucksvolles Comeback kennzeichnet das Jahr 2023 für die Renault-Gruppe. Nach einem herausfordernden Vorjahr meldet der französische Automobilhersteller ein beeindruckendes Absatzplus von über neun Prozent sowie rund 1,55 Millionen verkauften Fahrzeugen und zeigt damit, wie volatil der Automarkt aktuell ist. Insbesondere bei den leichten Nutzfahrzeugen sticht der Hersteller hervor, bei denen er fast 20 Prozent mehr Fahrzeuge als im Vorjahr absetzen konnte. In seinem Heimatmarkt festigt Renault seine Spitzenposition und erobert mit dem Clio erneut den ersten Platz der Verkaufscharts. Dieser Erfolg spiegelt sich auch europaweit wider, wo der Clio zu den Top drei der meistverkauften Modelle aufsteigt. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, wie Renault seine Strategie für das Jahr 2023 geschickt umgesetzt hat und welche neuen Projekte bereits am Horizont erscheinen.
Zu den Meilensteinen des Unternehmens gehört unter anderem der „International Game Plan 2027“, der mit acht neuen Modellen zwischen 2023 und 2027 das Wachstum der Marke auf den außereuropäischen Märkten sicherstellen soll. Auf diesem Wege knüpft Renault an seinen Strategieplan „Renaulution“ an, der die Ressourcen des Automobilherstellers seit 2021 noch konsequenter auf Wertschöpfung ausrichten soll, die sich aus den aktuellen Herausforderungen für die Auto- und Mobilitätsindustrie wie Software, Elektromobilität oder Kreislaufwirtschaft ergibt. Für seinen Game Plan investiert Renault drei Milliarden Euro, um mitunter mehrere Fahrzeuge aus dem C- und D-Segment, entwickelt auf Geelys CMA-Plattform (Compact Modular Architecture), auf den Markt zu bringen.
Renault treibt E-Mobilität mit Modelloffensive voran
Am 1. November hat zudem die neue Unternehmenseinheit Ampere ihre Arbeit aufgenommen. In erster Linie will der OEM hierdurch die Kosten von E-Autos bis 2028 bis auf Verbrennerniveau senken und auf das Ziel hinwirken, bis 2031 eine Millionen E-Fahrzeuge jährlich zu bauen. „Ganz im Geiste von Renault wurde Ampere entwickelt, um Elektroautos und vernetzte Fahrzeuge für alle erschwinglich zu machen, die Herausforderungen der Energiewende zu erfüllen und die Wachstumschancen auf dem Markt zu nutzen“, so CEO Luca de Meo im Rahmen des Capital Market Day 2023. Hierfür kommen unter anderem zwei selbstentwickelte E-Plattformen, eine neue Generation zentraler Elektroarchitektur und Android-basierte Software zum Einsatz.
Außerhalb Europas will Renault bis 2027 jedes dritte Fahrzeug in einer Elektro- oder Hybridversion verkaufen. Die Markteinführung des Kardian – ein Kompaktfahrzeug des B-Segments – im Oktober 2023 markierte den Start der neuen Serienmodelle. Eine agilere Strategie und operative Projekte mit hoher Wertschöpfung sollen derweil die Zusammenarbeit der Dreier-Allianz stärken. Darunter ein neuer Halbtonnen-Pick-up, der von der Renault Group entwickelt und von Nissan in Argentinien zur Verfügung gestellt wird und zwei Elektrofahrzeuge im A-Segment für den lateinamerikanischen Markt. Für den indischen Markt planen die Unternehmen einen Geländewagen sowie ein neues Nissan-Modell auf Basis des Renault Triber.
Nissan und Renault ziehen gleich
In Europa arbeiten die Partner intensiv an der nächsten Generation des Mitsubishi ASX und Colt und dem FlexEVan, dem ersten geplanten softwaredefinierten Fahrzeug der Renault-Gruppe, das ab 2026 auf den Markt kommen soll. Hierfür schloss sich Renault kürzlich mit Volvo und dem französischen Schifffahrts- und Logistikunternehmen CMA CGM zusammen. Unter dem Namen Flexis SAS wolle man mithilfe eines agilen Startup-Ansatzes die Herausforderungen der Energiewende in der LCV sowie Last-Mile-Logistik meistern, so der OEM. Renault hält an der gemeinsamen Unternehmung einen Anteil von 45 Prozent und plane in den nächsten drei Jahren ein Investment von ungefähr 300 Millionen Euro für das Projekt.
Zu Beginn des Jahres verkündeten Renault, Nissan und Mitsubishi ein neues Kapitel ihrer Partnerschaft, die in diesem Jahr bereits ihr 25. Jubiläum feiert. Deutlich entscheidender war jedoch das Auflösen von alten Konflikten und Ungleichgewichten zwischen Renault und Nissan. Nach einem ersten Vereinbarungsvorschlag im Februar einigten sich die Partner im Juli offiziell auf eine ausgewogene Überkreuzbeteiligung. Der Renault-Konzern übergab in diesem Rahmen 28,4 Prozent seiner bisherigen Nissan-Anteile an einen französischen Treuhänder. Damit liegt die Beteiligung beider Parteien aneinander nun bei ausgeglichenen 15 Prozent.
Japanische OEMs bauen auf Renaults Stabilität
Nissan baut weiterhin auf die Allianz und will mit gemeinsamen Plattformen vor allem bei der Elektrifizierung aufholen. Denn nachdem die Japaner mit dem Leaf das Feld bei den Volumenmarken sogar mal angeführt hatten, sind sie mittlerweile arg im Hintertreffen und der neue Ariya hat daran wenig ändern können. Deshalb zieht Nissan das Tempo an, will bis 2030 zumindest in Europa rein elektrisch werden und weltweit jede Neuheit zumindest mit einer elektrischen Option präsentieren.
Der OEM investiert knapp 1,3 Milliarden Euro in seine britischen Aktivitäten und eine breitere Lieferkette, um sowohl die Forschung und Entwicklung als auch die Produktion der Elektrofahrzeuge zu stärken. Konkret plant der Hersteller für die Produktion im britischen Sunderland drei neue Elektroautos. Neben den vollelektrischen Versionen der beiden Crossover-Modelle Nissan Juke und Nissan Qashqai soll auch die dritte Generation des Nissan Leaf im Nordosten Englands vom Band laufen, mit dem der japanische Automobilhersteller einst den Startschuss für in Großserie produzierten E-Autos gab.
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Mitsubishi profitiert unterdessen ungestört weiter vom Zusammenschluss der Marken. Während der japanische Hersteller in seiner Heimat auf Eigeninitiative angewiesen ist, um das gewünschte Wachstum zu erzielen, kann er innerhalb des europäischen Marktes auf Renault-Modelle wie den Clio und den Captur bauen, die mit neuem Logo und dezenten Designretuschen wieder für Traffic im Showroom sorgen. Und Nachschub ist bereits in Sicht: Auf Basis des R5 bekommt die Cousine bald ihr erstes modernes Elektroauto und mit einem nächsten Outlander wollen die Ingenieure in Japan beweisen, dass sie auch selbst noch Autos entwickeln können