Umfassende Zusammenarbeit

Hyundai und GM bündeln Kräfte bei Fahrzeugentwicklung

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GM-CEO Mary Barra und Euisun Chung, Executive Chair der Hyundai Motor Group, prüfen eine umfassende Kooperation ihrer Unternehmen.
GM-CEO Mary Barra und Euisun Chung, Executive Chair der Hyundai Motor Group, unterzeichneten eine umfassende Kooperation ihrer Unternehmen.

Hyundai und GM arbeiten erstmals bei der Fahrzeugentwicklung zusammen. Fünf Co-entwickelte Modelle, darunter Pick-ups, ein SUV und ein E-Van, sollen ab 2028 vom Band rollen, und auch Einkauf sowie IT werden enger miteinander verzahnt.

In wirtschaftlich turbulenten Zeiten suchen Unternehmen nicht selten ihre Rettung in Partnerschaften. Dass das längst nicht nur für kleinere Autohersteller oder Zulieferer gilt, die über gebündelte Stärke nach kritischer Größe streben, zeigt die Absichtserklärung zweier Branchengrößen, die das globale Automobilgeschäft durchrütteln könnte: Im September 2024 überraschten General Motors und Hyundai Motor Company – immerhin auf den Rängen drei und fünf der größten Autobauer der Welt – mit der Bekanntgabe einer strategischen Annäherung. Beide Unternehmen einigten sich auf eine Absichtserklärung zur Prüfung gemeinsamer Initiativen in den Bereichen Fahrzeugentwicklung, Produktion, alternative Antriebe und nachhaltige Fertigung. Unterzeichnet wurde das Rahmenabkommen von GM-CEO Mary Barra und dem Vorstandsvorsitzenden der Hyundai Motor Group Euisun Chung.

Beide Seiten betonten, dass es darum gehe, durch gemeinsame Plattformen, gebündelte Ressourcen und abgestimmte Einkaufsprozesse schneller, effizienter und wettbewerbsfähiger zu werden. Besonders im Fokus standen schon damals Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, Hybrid- und Elektroantrieb, aber auch Technologien rund um die Brennstoffzelle sowie der Aufbau gemeinsamer Beschaffungsnetzwerke für Batterierohstoffe und CO2-reduzierten Stahl. Man suche insgesamt gemeinsam nach Möglichkeiten, die „komplementäre Größe und Stärken zu nutzen, um Kosten zu senken und den Kunden schneller eine breitere Palette von Fahrzeugen und Technologien zur Verfügung zu stellen“, teilen die beiden Autobauer mit.

Die erste Modellwelle nimmt Form an

Knapp ein Jahr später folgt die Bestätigung: Im August 2025 geben Hyundai und GM bekannt, dass sie fünf konkrete Fahrzeugprojekte gemeinsam realisieren werden. Vier davon sind für die Märkte in Zentral- und Südamerika vorgesehen. Darunter ein Kompaktwagen, ein SUV, ein kleiner Pick-up und ein mittelgroßer Pick-up. Alle Modelle sollen auf Plattformen basieren, die sowohl mit konventionellen als auch mit hybriden Antrieben bestückt werden können. Das fünfte Projekt zielt auf den nordamerikanischen Markt. Es handele sich um einen vollelektrischen Lieferwagen, der als kompakteres Schwestermodell der bekannten BrightDrop-Vans von Chevrolet geplant ist. Die Markteinführung der Fahrzeuge ist für das Jahr 2028 vorgesehen. Gemeinsam wollen die OEMs jährlich über 800.000 Einheiten dieser Co-entwickelten Modelle produzieren.

Die Aufgabenverteilung ist dabei klar geregelt: GM übernimmt die Plattformentwicklung für den mittelgroßen Pick-up, Hyundai verantwortet die Kompaktbaureihen und den elektrischen Van. Beide Unternehmen behalten ihre eigene Designhandschrift. Sowohl Innen- als auch Außengestaltung sollen markenspezifisch umgesetzt werden, während unter der Haube vereinte Technikkompetenz steckt. Parallel zur Produktentwicklung treiben die Partner auch gemeinsame Einkaufs- und Logistikstrategien voran. Beschaffungsinitiativen in Nord- und Südamerika zielen auf Rohstoffe, Komponenten und komplexe Systeme. Im Fokus stünden dabei Effizienz, Kostenkontrolle und Nachhaltigkeit. So prüfen beide OEMs auch den Einsatz von Stahl mit geringerem CO2-Fußabdruck. Shilpan Amin, GM-Vizepräsident für Einkauf und Supply Chain, fasst die Vorteile der Allianz prägnant zusammen. Die Zusammenarbeit ermögliche nicht nur schnellere und günstigere Produktentwicklungen, sondern verbessere auch die Skalierbarkeit und Nachhaltigkeit entlang der Lieferkette.

Was verspricht sich GM von der Partnerschaft mit Hyundai?

Warum also Hyundai und GM, und warum gerade jetzt? Die Antwort liegt in der Strukturstärke beider Unternehmen. Gemeinsam verfügen sie über nahezu zwei Dutzend Produktionsstandorte weltweit. Sie rangieren regelmäßig unter den Top 50 bei US-Patentanmeldungen. Ihre Markenportfolios sind breit aufgestellt, ihre Technologieteams gut vernetzt. Durch die Partnerschaft gelingt es, Entwicklungskosten zu teilen, Plattformstrategien zu harmonisieren und neue Modelle zügiger in Serie zu bringen. Mary Barra brachte es bei der Vertragsunterzeichnung auf den Punkt: „GM und Hyundai verfügen über komplementäre Stärken und talentierte Teams. Unser Ziel ist es, das Potenzial und die Kreativität beider Unternehmen freizusetzen, um den Kunden noch wettbewerbsfähigere Fahrzeuge schneller und effizienter bereitzustellen.“

Die fünf angekündigten Modelle markieren dabei nur den Anfang. Weitere gemeinsame Entwicklungsprogramme sind in Prüfung. Auch Antriebstechnologien der nächsten Generation – etwa im Bereich Wasserstoff – rücken stärker in den Fokus. So wird aus einer Absichtserklärung eine strategische Realität, die weit über ein klassisches Joint Venture hinausgeht. Hyundai und GM zeigen, wie industrielle Co-Innovation über Landes- und Markengrenzen hinweg funktionieren kann.

Dieser Artikel erschien ursprünglich im September 2024 und wird seitdem fortlaufend aktualisiert.