BMWs Jahrhundertprojekt

Wird die Neue Klasse zum Gamechanger der E-Architektur?

Veröffentlicht Geändert
e-motor housing production BMW Werk Landshut
Im BMW Werk Landshut entstehen Schlüsselkomponenten für elektrische Antriebe, darunter Gehäuse für E-Motoren und Hochvoltbatterien.

Maßgebliche Systeme der neuen Fahrzeuggeneration entwickelt und produziert BMW inhouse in Landshut. Das schafft Freiheitsgrade und Flexibilität.

Es ist nicht weniger als ein Jahrhundertprojekt, in das BMW einen Milliardenbetrag investiert: Die Neue Klasse markiert für den Münchener Premiumhersteller einen entscheidenden Schritt in die Zukunft der Elektromobilität. Kern dieser neuen Generation ist eine hochmoderne Architektur, die nicht nur das Fahrzeugdesign grundlegend beeinflusst, sondern insbesondere auch den elektrischen Antriebsstrang auf ein neues Niveau heben soll.

Software-definierte Fahrzeugarchitektur

Ein zentrales Element dieser neuen E-Plattform ist die Hochvoltbatterie. Auf ihr sitzt eine hochintelligente Steuereinheit, Energy Master genannt, die alle wesentlichen Funktionen im Bereich Hoch- und Niedervolt-Stromversorgung sowie die Datenkommunikation rund um den elektrischen Antrieb verwaltet. Gleichzeitig stellt BMW ein Hochleistungs-Rechenmodul vor, das gemeinsam mit weiteren Superhirnen für das typische BMW-Fahrerlebnis sorgen soll. Damit wechselt BMW in der Neuen Klasse auf eine hochgradig vernetzte und softwarezentrierte Fahrzeugarchitektur, die den Charakter des Fahrens neu definiert.

Im BMW der Zukunft arbeiten diese vier völlig neuen Superhirne: Hochleistungsrechner, die smart bündeln, was bisher getrennt voneinander lief. Das Superhirn Heart of Joy wurde zu 100 Prozent selbst entwickelt. Weitere drei Superhirne sind unter anderem für das automatisierte und hochautomatisierte Fahren, für Infotainment und für Basisfunktionen wie Klima und Komfort, Fahrzeugzugang, Innen- und Außenbeleuchtung zuständig.

„Das Heart of Joy verschafft Fahrfreude auf dem übernächsten Level. Zudem erreichen wir einen weiteren Effizienzhub und damit mehr Reichweite, da der Fahrer künftig fast ausschließlich über die Rekuperation bremst", kommentiert Entwicklungsvorstand Frank Weber. Und ganz nebenbei machen die Superbrains die Neue Klasse nicht nur zukunftsfest, weil so eine Architektur leichter upgedatet und upgegradet werden kann als viele einzelne Steuergeräte. Sondern BMW behält zudem die Hoheit über alle Schlüsselfunktionen, weil Hard- und Software zum ersten Mal exklusiv und eigenständig in München entwickelt wurden.

Leichtmetallgießerei BMW Werk Landshut
Leichtmetallgießerei BMW Werk Landshut: Die Fertigung des Zentralgehäuses für die elektrische Antriebseinheit der sogenannten 6. Generation wird hier für das globale Produktionsnetz umgesetzt.
Produktionshalle des Energy Masters im BMW Werk Landshut
Die Produktionshalle des Energy Masters im BMW Werk Landshut. Bisher produziert das Unternehmen exklusiv für den Weltmarkt; mittelfristig soll ein zweiter Standort entstehen.
BMW Energy Master Produktion
Die Energy Master Produktion ist weitgehend vollautomatisert. Nach jedem Arbeitsschritt erfolgt eine Qualitätsprüfung.

Smart steuernder Energy Master

In bisherigen Elektrofahrzeugen befindet sich die Leistungselektronik oft verteilt, etwa in separaten Komponenten oder in Modulen innerhalb der Batterie. Bei der Neuen Klasse wandert dagegen ein zentraler Teil der Superhirne des Elektroantriebs ins Penthouse – also auf die Oberseite des Batteriepakets.

Auf genau diesem Dach des Hochvoltbatterie-Systems sitzt die Schaltzentrale für sämtliche Stromflüsse im Fahrzeug. BMW bezeichnet diese Einheit als Energy Master, entwickelt und produziert wird sie vollständig inhouse. Sie ist die Schnittstelle zum Bordnetz, überwacht die Batterie und übernimmt die Steuerung der elektrischen Maschine(n) sowie die Kommunikation zwischen Hochvolt- und Niedervoltsystem. Durch diese Nähe zu allen relevanten Komponenten wird der Energiehaushalt im Fahrzeug besonders effektiv gemanagt.

BMW Energy Master
Der Energy Master regelt alle Ladevorgänge, versorgt die Leistungselektronik und kommuniziert mit dem restlichen Fahrzeug. Das führt zu einem direkt spürbaren Zugewinn an Dynamik und Fahrstabilität.
Hochvoltbatterie Gen 6 mit Enery Master
Im Penthouse der Hochvoltbatterie sitzt die kompakte Steuerzentrale für die sechste Generation der Neuen Klasse.

Pack-to-open-Body

Der Verzicht auf eine klassische Batterie-Modulfertigung und das direkte Einsetzen der neuen Rundzellen – BMW spricht von Cell-to-Pack – spart zudem Bauraum, Gewicht und Kosten. Dass die Batterie gleichzeitig strukturell in den Fahrzeugboden integriert (Pack-to-Open-Body) wird, ermöglicht eine flachere Bauform. All dies trägt zu einem tieferen Schwerpunkt und damit zu mehr Fahrdynamik bei, einer klassischen BMW Charakteristik, die auch in der vollelektrischen Ära erhalten bleiben soll.

Wie unterscheidet sich das Fahrgefühl?

Die Verbindung aus hoher Systemspannung, kurzer Ansprechzeit und einer hochintegrierten Steuerungslogik führt zu einem unmittelbaren, direkten Antriebsverhalten. Gerade beim Zwischensprint oder beim spontanen Ausweichen in kritischen Situationen soll die Neue Klasse lebendiger wirken, weil Regeleingriffe – zum Beispiel bei Traktionsverlust – in Echtzeit erfolgen.

Dazu kommt die Möglichkeit, dank 800-Volt-Architektur in sehr kurzen Zeitspannen bemerkenswerte Reichweiten nachzuladen. Kurze Ladepausen und die kontinuierlich abrufbare Leistung sorgen für eine völlig neue Leichtigkeit beim Reisen.

Auch klanglich ist der Eindruck anders: Statt eines klassischen Motorklangs tritt ein dezentes Surren, das BMW für unterschiedliche Modelle noch klanglich abstimmen kann. Dadurch entsteht ein neues, futuristisch geprägtes Klangbild, das laut Herstellerangaben emotional ansprechender sein soll als einfache Stille.

Was unterscheidet die Neue Klasse von früheren E-Modellen?

  • Schnellere Reaktion dank Hochvoltbatterie mit 800-Volt-Technologie:
    Anders als bei vielen bisherigen Konzepten nutzt BMW bei der Neuen Klasse eine 800-Volt-Architektur. Dies ermöglicht kürzere Ladezeiten sowie ein optimiertes Wärmemanagement, was wiederum eine höhere Dauerleistung und bessere Effizienz im Fahrbetrieb mit sich bringt.

  • Zentrale Steuerung durch den Energy Master (Penthouse):
    Auf der Batterie selbst – im Penthouse – sitzt das hochentwickelte Steuergerät. Es überwacht permanent Zustand und Temperatur der Batteriezellen, regelt alle Ladevorgänge, versorgt die Leistungselektronik und kommuniziert mit dem restlichen Fahrzeug. Das führt zu einem direkt spürbaren Zugewinn an Dynamik und Fahrstabilität.

  • Alle „Superbrains“ vernetzt:
    Der Ansatz, Fahrwerk, Antrieb, Infotainment und Assistenzsysteme über sehr leistungsfähige Zentralrechner zu steuern, sorgt für eine bislang unerreichte Feinabstimmung. Die daraus resultierenden, schnell agierenden Regelkreise schaffen ein ebenso sportliches wie komfortables Fahrgefühl.

  • Erweiterte Rekuperation:
    Das System kann situativ entscheiden, wann und wie stark rekuperiert wird, etwa beim Verzögern oder in Kurven. Hier sind Algorithmen am Werk, die permanent das Optimum aus Energieeffizienz und Fahrkomfort suchen.

  • Integriertes Leichtbauprinzip:
    Da die Hochvoltbatterie selbst Teil der Fahrzeugstruktur ist, lassen sich Gewicht und Bauraum optimieren. In Kombination mit einem niedrig platzierten Schwerpunkt entstehen Agilität und ein sicheres Handling – beides Faktoren, die traditionell zur BMW-DNA gehören.

Ganzheitliches Elektrokonzept

Mit der Entscheidung, die Entwicklung und Produktion der Hochvoltbatterie und des Energy Masters intern zu halten, sichert sich BMW maximale Kontrolle über Qualität, Technologie und Kosten. Das BMW Werk Landshut spielt hierbei eine zentrale Rolle und produziert das hochkomplexe Steuergerät in einem hochautomatisierten Prozess. Die Fertigung wird stetig erweitert – bis 2026 sollen bis zu 700 Mitarbeiter im Produktionsbereich des Energy Masters beschäftigt sein.

Die Neue Klasse setzt den Fokus auf ein ganzheitliches Elektrokonzept, bei dem hochintegrierte Batteriezellen, zentrale Steuergeräte (Penthouse) und leistungsfähige Rechner (Heart of Joy) für ein rundum neues Fahrerlebnis sorgen. Die Power-of-Joy resultiert aus der Summe der technologischen Innovationen und spiegelt sich in gesteigerter Dynamik, Komfort und Reichweite wider.

Der Clou liegt hierbei in der engen Verzahnung von E-Motor, Batterie, Energieverteilung und Fahrzeugarchitektur. Dass die maßgeblichen Systeme – vom Energy Master bis zur Motor- und Batteriesteuerung – zum großen Teil inhouse entwickelt wurden, ermöglicht BMW große Freiheitsgrade und Flexibilität. So lässt sich das Fahrerlebnis fortlaufend per Softwareupdates weiterentwickeln, was ebenso neu ist wie die Kombination aus Fahrdynamik und modernster E-Antriebstechnik.

BMW Elektrische Antriebsmaschine 6. Generation (Hinterachse)
Der Kunde hat die Wahl: eine BMW Elektrische Antriebsmaschine der 6. Generation (Hinterachse)?
BMW Elektrische Antriebsmaschine 6. Generation Vorderachse?
Oder passt die BMW Elektrische Antriebsmaschine 6. Generation Vorderachse eher?