Fertigung von Mini und BMW in Leipzig

Im Produktionsnetzwerk der BMW Group kommt dem Standort Leipzig eine besondere Rolle zu: Dort laufen seit kurzem BMWs und Minis gemeinsam auf einer Linie. (Bild: BMW)

Die absolute Zahl markiert zugleich auch einen Rekord nach zuvor bereits guten Jahren: Exakt 2.555.341 Fahrzeuge konnte die BMW Group mit den drei Marken BMW, Mini und Rolls-Royce im Jahr 2023 ausliefern. Damit gelang es dem Unternehmen, das Vorjahr noch einmal um 6,5 Prozent zu toppen. Dies bis zuletzt: Allein das Schlussquartal 2023 bescherte der Gruppe ein zweistelliges Plus (10,3 Prozent).

Absatzzahlen allein sind freilich noch kein Beleg dafür, wie profitabel ein Unternehmen ist. Doch auch hier haben die Verantwortlichen in der Münchener Schaltzentrale zumindest einiges richtig gemacht. Zwar liegt das Konzernergebnis 2023 vor Steuern mit 17,1 Milliarden Euro unter dem Vorjahr, die Ebit-Marge im Segment Automobile liegt mit 9,8 Prozent aber im gesteckten Korridor von acht bis zehn Prozent. Auch fürs laufende Geschäftsjahr strebe man diese Ebit-Marge an, so Finanzvorstand Walter Mertl. Darin sei der weiterhin dämpfende Effekt aus den Abschreibungen für BBA-Vermögenswerte (BMW Brilliance Automotive) aus der Kaufpreisallokation berücksichtigt.

Wie nie zuvor investiere man in die Zukunft des Unternehmens, so der Finanzchef. Man erwarte eine Investitionsquote von mehr als sechs und eine FuE-Quote von mehr als fünf Prozent. Beide Kennzahlen würden danach wieder in den jeweiligen strategischen Korridor zurückkehren. Mertl betont: „Trotz dieser erheblichen Investitionen in unsere Zukunft streben wir 2024 einen Free Cashflow von über sechs Milliarden Euro im Automobilsegment an. Das spricht für die finanzielle Stärke der BMW Group.“

Doch zurück zum Absatzrekord, der ohne richtige Produkte zur rechten Zeit nicht gelänge, sowie zur Fertigung, die ohne ein weiteres Heben von Effizienzen nicht so rentabel liefe. Hier lohnen jeweils Zooms hinein ins Portfolio der drei Marken der BMW Group sowie in die Werke, die zunehmend dem Prinzip der iFactory folgen, bei der es sich laut Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic nicht um ein Beispielwerk, sondern um ein Zukunftsbild und einen Masterplan handelt. Letzteres erlaubt es dem Konzern nicht nur, eine hohe Abtauschfähigkeit zwischen dem gesamten Antriebspektrum von Benzinern, Dieseln, Hybriden und BEVs zu erreichen. Die BMW Group beherrscht mittlerweile auch die Flexibilität zwischen den Marken, wie das Werk Leipzig zeigt, an dem seit der Vorstellung des neuen Mini Countryman im vergangenen Herbst fortan auch die beiden Marken Mini und BMW gemeinsam vom Band laufen.

15 Prozent Anteil vollelektrischer Fahrzeuge am Gesamtabsatz

Von ihren gut 2,5 Millionen Fahrzeugen konnte die BMW Group über alle Marken hinweg genau 376.183 Elektrovarianten absetzen. Jochen Goller, Mitglied des Vorstands der BMW AG, zuständig für Kunde, Marken und Vertrieb, betont: „Neue, hoch attraktive und technologisch herausragende Fahrzeuge haben unseren Hochlauf in der Elektromobilität in 2023 weiter dynamisch beschleunigt, und wir konnten somit das gesetzte Ziel von 15 Prozent Anteil vollelektrischer Fahrzeuge am Gesamtabsatz erreichen.“ Mit diesem Zuwachs gelang München ein stärkeres Wachstum als dem Gesamt-E-Markt. Mit Blick auf dieses Jahr schwebt den Verantwortlichen daher vor, noch vor Jahreswechsel 24/25 die halbe Million beim E-Absatz zu knacken.

Wie Oliver Zipse und sein Team dies bewerkstelligen wollen, bringt eine Grundstimmung ganz gut auf den Punkt: Transformation sei an sich etwas, das eine andere Sache ersetze. Das Geheimnis in der Autobranche bestehe aber darin, gleichzeitig Themen zu beherrschen und zu verändern, so der CEO. So soll neben einem Feuerwerk an Modellen auch die Vielfalt im Antrieb weiter Erfolge garantieren. Neben Verbrennermodellen, Plug-in-Hybriden und reinen BEVs arbeitet das Unternehmen auch an der Brennstoffzelle weiter. Man beherrsche die Komplexität und führe alle Standorte in die Zukunft. Dazu zählt als Detail auch das Beherrschen sämtlicher Prozesse in der strategisch so wichtigen Batteriefertigung, die sich von der Montage hin zur Fertigung wandeln wird. Zipse betont, dass man es sich zur Aufgabe gemacht habe, die gesamte Batterie und die zugehörigen Prozesse abbilden zu können. So meldete das Unternehmen erst kürzlich die erste eigene Produktionsstätte für die Generation fünf der Batterien in Thailand, für solche der Generation sechs werden dann USA, Mexiko und China folgen.

BMW wird auch eine X-Version der Neuen Klasse bringen

Bei der Kernmarke BMW zählten und zählen zu den Treibern im E-Segment der iX1 wie auch der iX2. Im März präsentierte das Unternehmen daher neben seinen Kenn- und Absatzzahlen auch die X-Variante der Neuen Klasse, die ab Ende 2025 zunächst in Debrecen stellvertretend für eine völlig neue Fahrzeuggeneration an den Start gehen wird. Als Vision Neue Klasse X konnte BMW hier quasi eine Art Weltpremiere feiern. „Zusammen mit dem BMW Vision Neue Klasse steht der BMW Vision Neue Klasse X für das breite Spektrum unseres künftigen BMW-Modellportfolios“, sagte CEO Oliver Zipse anlässlich des Jahrespressekonferenz im März.

In diesem Jahr zudem spannend: Neben dem neuen Volumenbringer 5er soll dann auch die vollelektrische Touring-Version i5 des gehobenen Mittelklässlers Schub bringen, wie sie fortan in Dingolfing vom Band läuft. Dass Elektro auch im Performance-Segment funktioniert, konnte indes einmal mehr die BMW M GmbH unter Beweis stellen: Zum Gesamtwachstum von 14,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr trugen nicht nur Verbrenner wie die Modelle M2, XM und M3 Touring bei. Volumenbringer und meistverkauftes M-Automobil war 2023 nämlich der vollelektrische BMW i4 M50.

Mini schließt mit Aceman Lücke zwischen Cooper und Countryman

Auch Mini lag 2023 gut im Kurs, wenngleich mit knapp 300.000 Fahrzeugen und einem Plus von 0,9 Prozent im Absatz nicht so deutlich wie die Kernmarke. Hier dürfte vor allem die Modellnachfolge beim Mini Hatch sowie beim Countryman nach der Sommerpause etwas gedämpft haben und eine bei Generationswechseln übliche Zurückhaltung bei den Kunden verursacht und die Frage aufgeworfen haben: Noch die alte Version kaufen oder lieber abwarten? Bei Mini war übers gesamte Jahr gerechnet der elektrische Antrieb ein Zugpferd: So stieg der Absatz vollelektrischer Mini-Modelle um 3,5 Prozent auf 45.261 Fahrzeuge: Der vollelektrische Mini Cooper SE, der bereits 2020 auf den Markt gebracht wurde, war nach wie vor die meistverkaufte Modellvariante. Der Elektro-Anteil lag bei Mini damit gesamt bei 15,3 Prozent. Ob dies bereits ausreichend Motivation für die Pläne mit der Marke schaffen kann, bleibt abzuwarten: Innerhalb des Konzerns soll das britische Label nämlich bereits Anfang der 30er Jahre zur rein elektrischen Marke werden.

Doch bleiben wir im Hier und Jetzt und der nahen Zukunft: Im Laufe des Jahres kommen zu den neuen Versionen Mini Cooper E und SE dann die beiden vollelektrischen Modelle Mini Countryman E und Countryman SE aus Leipziger Fertigung hinzu. Sowohl der klassische Mini Cooper als auch der Mini Countryman werden auch mit Verbrennungsmotoren verkauft. Der noch nicht endgültig enthüllte neue Mini Aceman, ein kompakter 5-Sitzer-Crossover, wird dann als rein elektrisches Modell lanciert und soll die Lücke zwischen dem Mini Cooper Hatch und dem deutlich gegenüber dem 2016 vorgestellten Vorgänger gewachsenen Countryman schließen. Beim OEM hat man hier wohl Begehrlichkeiten im Markt erkannt: SUV und Crossover sind vielerorts nach wie vor Hype, zumal wenn sie im Kompaktsegment angesiedelt sind und einigermaßen bezahlbar bleiben. Die Mutter BMW könnte mit dem Mini Aceman also das richtige Produkt zur rechten Zeit lancieren.

Für Rolls Royce lief das Jahr 2023 erfolgreich

Und auch das Luxuslabel Rolls-Royce konnte erneut einen Rekord erzielen und setzte mit 6.032 Fahrzeugen im Jahr 2023 so viele Fahrzeuge ab wie nie zuvor in der Geschichte. Individualität wird in diesem Segment großgeschrieben und so konnten die sogenannten Bespoke-Maßanfertigungen aus der Zentrale in Goodwood ebenfalls zulegen. Bei der Marke rechnet man mit weiteren Steigerungen in dieser Richtung, so dass sie umfangreiche Investitionen in den Hauptstandort ankündigt, die erweiterte Kapazitäten von Bespoke einschließlich Coachbuild ermöglichen sollen. Zu den eher traditionellen Modellen Cullinan, Ghost und Phantom gesellte sich jüngst der erste vollelektrische Luxusliner Spectre hinzu. Die Auslieferungen starteten bereits im vierten Quartal 2023. Laut dem OEM reichen die Bestellungen bis ins Jahr 2025.

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