Skoda ist seit Jahren für viele die Lieblingsmarke im turbulenten Volkswagen Konzern – sympathisch, bezahlbar und herstellerübergreifend irgendwie Everybody‘s Darling. Bereits vor der Corona-Krise lief es bei den umtriebigen Tschechen prächtig, weil Produktportfolio, Design und Preise stimmten. Die Pandemie brachte einen schmerzhaften Rückschlag; größer als bei manch anderer VW-Marke, denn da die Deckungsbeiträge bei Porsche, Audi oder Volkswagen größer sind, wurden austauschbare Komponenten umgeleitet und den Verantwortlichen in Mlada Boleslav fehlte es trotz allerhand Verrenkungen schlicht an Hardware für die Produktion von Fabia, Octavia oder Kodiaq. Doch diese Zeiten sind vorbei und besser denn je gerüstet sticht der tschechische Markenableger aus der Reihe der derzeit alles andere als erfolgreichen Konzernfirmen heraus. Bestes Beispiel ist der deutsche Markt; nach der Heimatregion mittlerweile der wohl wichtigste für Skoda, da es in China hakt.
Skoda ist die beliebteste Importmarke Deutschlands
In den ersten elf Monaten des Jahres 2024 wurden mehr als 190.000 Autos verkauft – ein Plus von 24 Prozent. Kaum jemand dürfte daran zweifeln, dass zum ersten Mal seit Jahren wieder die 200.000er-Marke an Neufahrzeugen geknackt werden kann. Weltweit sieht es ebenfalls nach Rekorden aus, während 2023 knapp 890.000 Skodas verkauft werden konnten. Da der deutsche Markt jedoch deutlich schwächer rangiert als vor Jahren, bedeutet das einen Skoda-Marktanteil von rund 7,5 Prozent im Jahresdurchschnitt.
Damals waren es noch 6,2 Prozent. Das bedeutet die größten Zuwächse in 2024 und zum 16. Mal in Folge die stärkste Importmarke Deutschlands. Doch es geht längst nicht allein um Europa. Mehr denn je engagiert sich Skoda mit entsprechenden Modellen auf Wachstumsmärkten wie Indien, Nordafrika, Vietnam oder in der Region ASEAN – allein in China hapert es in Kooperation mit SAIC seit längerem. Derzeit hat Skoda weltweit 40.000 Mitarbeiter und tritt in rund 100 Märkten mit seinen insgesamt zwölf Modellreihen an.
Wie erfolgreich wird der Elroq?
Die Erfolge dürften im Rahmen der ausgerufenen Strategie „Next Level – Skoda 2030“ europaweit deutlich ansteigen, denn mit dem Elroq bringt Skoda ein neues elektrisches Einstiegsmodell, das nicht nur durch einen Basispreis von unter 34.000 Euro Schmerzen bei so manchem Wettbewerber hervorruft. In der SUV-Liga ist der Elroq damit aktuell auf weiter Flur und greift nicht nur Bestseller wie das Tesla Model 3 / Model Y, sondern auch den VW ID.3 und besonders den großen Bruder Skoda Enyaq an, der für deutlich mehr Geld die weitgehend gleiche Technik und mehr Platz bietet, den viele nicht benötigen. Ein Rekordjahr noch bevor der Bestseller in den Verkauf kommt – das macht nicht allein Skoda-CEO Klaus Zellmer gute Laune.
Skoda bringt Pendant zum ID.2
Doch Enyaq und Elroq sind nicht alles von Skoda – im Gegenteil. Denn während Volkswagen einst den großen Umstieg in die Elektromobilität ausrief, den erfolgreichen Golf durch den ID.3 ersetzen wollte und sich über Nacht am liebsten auch von Tiguan, Passat und T-Roc losgesagt hätte, war man in Mlada Boleslav schlauer. Nicht allein mit Blick auf den Heimatmarkt ohne große Elektrotendenzen, sondern auch mit Augenmaß auf die preissensible Kundschaft, sollten Verbrenner und Elektromodelle nebeneinander existieren. Benziner, Diesel, Plug-in-Hybrid, Mildhybrid oder eben Elektro – das sollte kumulativ statt alternativ klappen.
Auch wenn die Verbrennermodelle weiterleben dürfen, bekennt Skoda sich in einer neu ausgerufenen Markenwelt zur Elektromobilität, denn nach dem Elroq soll es auch ein kleines Elektromodell als Schwesterversion des VW ID.2 geben. Die Premiere des Fahrzeugs aus dem A0-Segment könnte auf der IAA in München im kommenden September stattfinden – Marktstart wohl erst Anfang 2026. Produziert wird das Elektro-Gegenstück zum Skoda Fabia ebenso wie der ID.2 und die Serienversion des Cupra Urban Rebel im spanischen Werk in Martorell. Der Preis von unter 25.000 Euro soll auch preissensiblen Kunden Lust machen auf den Stecker.
Wie futuristisch wird der Skoda Vision 7S?
Noch größer sind die Erwartungen jedoch an einen elektrischen Mittelklassekombi als Gegenüber für den unverändert erfolgreichen Skoda Octavia und das neue Aushängeschild der Marke, das bisher als Vision 7S bekannt gemacht wurde. Rund 4,90 Meter lang soll der elektrische Crossover bis zu sieben Personen Platz bieten und die Tschechen deutlich nach oben positionieren. Marktstart ebenfalls erst spät im Jahre 2026.
Ebenso wie beim VW ID.7 fehlt jedoch auch ihm ein 800-Volt-Bordnetz, was die Ladegeschwindigkeit kaum nennenswert über 200 Kilowatt bringen dürfte, während viele Wettbewerber dann bereits die 300-kW-Marke knacken werden. Preis und Praktikabilität sollen eine zentrale Rolle spielen. „Unsere Autos sollen nicht nur ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten, sondern einem Zweck dienen“, erklärt Vertriebs- und Marketingvorstand Martin Jahn während Skoda-CEO Klaus Zellmer ergänzt: „Wir bieten für jeden Kunden das passende Fahrzeug!“
Skoda als Zentrum der Batterieproduktion
Dabei bringt sich Skoda nicht allein mit seinen Modellen, sondern auch mit Komponenten in die Volkswagen-Welt ein. Im Mlada Boleslav wurde Anfang Dezember die millionste Batterie gefertigt. Seit 2019 werden im Stammwerk Hochvoltbatterien, anfangs für Plug-in-Hybridmodelle, später auch für vollelektrische Fahrzeuge auf MEB-Basis gebaut – derzeit pro Tag rund 1.500 Stück. Diese Batteriesysteme werden aktuell in Enyaq und Elroq sowie in anderen Modellen der Marken VW, Seat, Cupra sowie Audi verbaut. Bleibt nur zu hoffen, dass es – anders als bei VW – in der Belegschaft ruhig bleibt. Diese war vor Jahren lautstark auf die Barrikaden gegangen, weil sie mehr Geld wollte – nach VW-Vorbild.