Die zunehmende Verbreitung von Elektroautos treibt die Digitalisierung der Branche weiter voran, wobei neue Technologien durch die Entstehung und das Wachstum einer speziellen Batterielieferkette an Bedeutung gewinnen. Diese neue Logistikebene und der Trend zur Lokalisierung erfordern noch mehr Transparenz, wobei die Lieferung von knappen Rohstoffen und die Logistik der fertigen Fahrzeuge Änderungen an bestehenden Strukturen erfordern, um den Transport und die Lagerung von Batterien zu ermöglichen. Eine der zentralen Herausforderungen für Batterielieferanten – allen voran für den zweitgrößten Zulieferer der Welt, CATL aus China.
„Die Digitalisierung bietet Werkzeuge zur Verbesserung der Kommunikation, der Transparenz und der Entscheidungsfindung in Echtzeit, was einen stabileren Betrieb gewährleistet“, sagt Alexej Krükov, Senior Manager Service and Aftersales EMEA beim Batteriespezialisten. „Solche Werkzeuge sind mit der zunehmenden Elektrifizierung in der Automobilindustrie besonders wichtig, weil die Lieferkette noch komplexer wird, wenn man die Lieferung kritischer Rohstoffe, den Batterietransport, die Wartung und das Recycling berücksichtigt.“
Die E-Auto-Branche ist schnelllebig, und das gilt auch für die digitalen Technologien, die zu ihrer Verbesserung entwickelt werden. Um Schritt zu halten, müsse die Branche zusammenarbeiten, ist sich auch Krükov sicher. „Ohne die Zusammenarbeit zwischen OEMs, Zulieferern und Logistikanbietern ist die Digitalisierung der gesamten Lieferkette kaum möglich, was die Branche weniger wettbewerbsfähig machen wird“, sagt er.
Wo liegen die Schwierigkeiten bei Kollaboration?
Das größte Hindernis für die Zusammenarbeit, so Krükov, ist ein Fehlen von Standardisierung und Datenintegration. Hinzu kommt, dass in einer so globalen Branche verschiedene Unternehmen in verschiedenen Regionen unterschiedliche Einschränkungen oder Vorschriften für die gemeinsame Nutzung von Daten einhalten müssen.
Unternehmen halten kritische Informationen in der Regel in isolierten Systemen vor. Da es an leicht zugänglichen oder gemeinsam nutzbaren Daten mangelt, wird es schwierig, in Echtzeit zusammenzuarbeiten. Ein weiterer Grund sei das mangelnde Vertrauen oder die fehlende Bereitschaft zum Datenaustausch aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs in der Automobillogistikbranche.
„Der Wettbewerb treibt die Innovation voran, aber in Bezug auf die Datenintegration wird es schwieriger, effektiv zusammenzuarbeiten“, sagt der CATL-Experte, „deshalb müssen wir uns neue Ansätze überlegen, um diese Herausforderung zu meistern.“
Software in der Auto-Logistik: Das sagt die Branche
Die Branche ist in Bezug auf Software geteilter Meinung, was sich auch in der jüngsten Studie unseres englischen Schwestermagazins Automotive Logistics widerspiegelt. Die Umfrage ergab, dass die große Anzahl von einzelnen Softwareanbietern in Kombination mit der Fülle von proprietärer, firmeneigener und maßgeschneiderter Software gleichzeitig eine echte Herausforderung und Chance für die Inbound- und Finished-Vehicle-Logistics-Branche (FVL) darstellt.
In der Inbound-Logistik war SAP der führende Softwareanbieter, wurde aber nur von 14 Prozent der Befragten genutzt, während 10 Prozent eine firmeneigene Software einsetzten und knapp die Hälfte der Befragten sich für „Sonstiges“ entschieden, anstatt eine marktführende Marke zu nutzen - ein Zeichen dafür, wie fragmentiert die Branche beim Thema Software ist. Darüber hinaus gibt gut ein Viertel (28 Prozent) der in der Inbound-Logistik Beschäftigten an, dass sie eine firmeneigene Software entwickeln oder eingekaufte Software an ihre Bedürfnisse anpassen würden.
Laut Krükov werden die meisten Unternehmen weiterhin ihre eigenen Plattformen, Prozesse und Tools verwenden, bis eine neue universelle Plattform oder Software von der Branche übernommen wird, was wiederum kurz- bis mittelfristig unwahrscheinlich erscheint. Bis dahin müsse die Branche damit beginnen, die Akteure der Lieferkette mit den Technologieanbietern zusammenzubringen, um standardisierte Protokolle zu entwickeln und einen schnellen und sicheren Datenaustausch zwischen verschiedenen Systemen und Plattformen zu ermöglichen. Dies werde Kompatibilitätsprobleme verringern und die Kommunikation verbessern, so der Experte.
Vertrauen und Transparenz im Datenaustausch
„Der beste Weg, Vertrauen aufzubauen, ist, es aus der Gleichung zu streichen“, sagt Krükov. Damit meint er, dass das Vertrauen in die sichere Speicherung von Daten und sensiblen Informationen durch eine andere Partei keine „Zugangsvoraussetzung“ für eine Zusammenarbeit sein sollte. Seiner Ansicht nach könne die Blockchain-Technologie dazu beitragen, dass Daten unveränderlich und transparent sind, so dass man nicht mehr über die Vertrauenswürdigkeit anderer Parteien spekulieren müsse.
„In einer Blockchain-fähigen Lieferkette wird jede Transaktion oder Datenaktualisierung in einem dezentralen Ledger aufgezeichnet, auf das alle Netzwerkteilnehmer zugreifen können. Dies ermöglicht eine unanfechtbare Aufzeichnung jeder Bewegung und gewährleistet Transparenz. Während meiner letzten Jahre bei BMW hatten wir bereits mehrere Projekte in der Pipeline, um das Potenzial der Distributed Ledger Technology innerhalb der Lieferkette zu nutzen.“ Bevor Aleksej Krükov im Jahr 2021 zu CATL kam, arbeitete er über zehn Jahre lang bei BMW als leitender Einkäufer für Hochspannungs-Energiespeicher und Zellmodule.
Wie CATL Ausfälle mithilfe digitaler Tools vermeidet
Der Batteriehersteller hat daran gearbeitet, die Digitalisierung im Bereich der vorausschauenden Wartung voranzutreiben. Mithilfe digitaler Tools, einschließlich digitaler Zwillinge, ist das Unternehmen in der Lage, Probleme bei seinen EV-Batterieprodukten und ihrer Logistik zu erkennen und zu beheben, bevor sie eskalieren.
„Mithilfe dieses innovativen Ansatzes können wir bei CATL eine proaktive Produktsicherheit vor der Auslieferung gewährleisten, anstatt uns auf eine reaktive Wartung zu verlassen, wenn Probleme auftreten“, erklärt Krükov. Er sagt, dass die Technologie die Ausfallrate der Batteriekomponenten während ihres gesamten Lebenszyklus‘ berechnen und die Sicherheit der Batterien bei der Auslieferung unter Einhaltung der Lager- und Transportvorschriften gewährleisten könne.
„Mit unseren prädiktiven Algorithmen können wir jede einzelne Zelle in der Batterie in Echtzeit überwachen und automatisch Frühwarnungen ausgeben, wenn das System gewartet oder repariert werden muss“, erklärt Krükov. „Das hilft, Ausfälle vorherzusagen, Ausfallzeiten zu reduzieren und die Lieferung von Ersatzteilen oder Ersatzbatterien zu optimieren, was sowohl die logistische Effizienz als auch die Kundenzufriedenheit deutlich verbessert.“
Dieser Artikel erschien im englischen Original bei Automotive Logistics.