CEO Gernot Döllner und CFO Jürgen Rittersberger

Audi-Chef Gernot Döllner und CFO Rittersberger wollen Audi einer zum Teil radikalen Erneuerungskur unterziehen. (Bild: Audi)

Audi-Chef Gernot Döllner hatte es bereits vor einem Jahr in Ingolstadt anlässlich der Pressekonferenz zum abgelaufenen Geschäftsjahr 2023 verkündet: 2024 sei und werde ein Jahr des Übergangs, der Konsolidierung. Nun, Mitte März 2025, zeigt sich der Audi-Lenker im Rahmen der großen Jahres-Pressekonferenz bestätigt: 2024 habe sich mit einer eingetrübten Weltkonjunktur, den Lieferengpässen, geopolitischen Spannungen und verstärktem Wettbewerb aus China als äußerst schwierig erwiesen. Aber man sei zuversichtlich: "Bei Audi stehen die Zeichen auf Aufbruch: Mit der Zukunftsvereinbarung haben wir die Grundlage für den konsequenten Umbau des Unternehmens gelegt. Gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung setzen wir ein deutliches Zeichen für mehr Fokussierung, Effizienz und Wirtschaftlichkeit an den deutschen Standorten.“

Zur bitteren Wahrheit zählt indes, dass Audi bis Ende 2029 insgesamt 7.500 Arbeitsplätze in Deutschland streichen wird. Zusammen mit anderen finanziellen Einschnitten für die Beschäftigten will das Unternehmen mittelfristig mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr sparen. Konzern und Betriebsrat hatten lange und intensiv um die Sparpläne gerungen, sich nun aber auf ein Konzept geeinigt. Zwischenzeitlich standen auch deutlich höhere Zahlen für den Stellenabbau im Raum.

Immerhin: „Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen bis Ende 2033 geben", so Döllner. Dies sei in gesamtwirtschaftlich schwierigen Zeiten eine gute Nachricht für alle Beschäftigten. Der Vorstandsvorsitzende ergänzt: "Wir investieren acht Milliarden Euro in die deutschen Standorte. Für die herausfordernde Transition zur Elektromobilität stellen wir Ingolstadt und Neckarsulm so robust und flexibel auf.” Konkret wird die geltende Beschäftigungssicherung, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließt, bis Ende 2033 verlängert. Bisher hatte sie bis Ende 2029 gegolten.

Werkschließung in Brüssel belastet Zahlen

Das Jahr 2024 war bei Audi also - wie bei den Wettbewerbern auch - ein holperiges Übergangsjahr. Neben der eingangs beschriebenen allgemeinen Situation betont Vorstandschef Döllner die zahlreichen Modellanläufe, die das vergangene Jahr geprägten hätten und nun erst sukzessive volumenwirksam werden. Die Marke Audi lieferte 1,67 Millionen Fahrzeuge aus, im Vorjahr waren es 1,89 Millionen (ohne Lamborghini und Bentley). Der Audi-Konzern hat das Geschäftsjahr 2024 jedoch robust abgeschlossen, betont auch Audi Finanz- und IT-Vorstand Jürgen Rittersberger.

Die Fakten: In den abgelaufenen zwölf Monaten summierten sich die Umsatzerlöse auf 64,5 Milliarden Euro (Vorjahr: 69,9), das operative Ergebnis belief sich auf 3,9 Milliarden Euro (2023: 6,3 Mrd.), die operative Umsatzrendite lag bei sechs Prozent (2023: 9 Prozent). Der Netto-Cashflow erreichte 3,1 Milliarden Euro (4,7 Mrd Euro.).

Wie Rittersberger erläutert, habe die Schließung des Werks Brüssel, in dem der Q8 e-tron gefertigt wurde, alleine mit 1,6 Milliarden Euro zu Buche geschlagen. Für 2025 geben die beiden Vorstände jedoch einen positiven Ausblick: Bis zum Ende des Jahres werde man das jüngste Produktportfolio im Wettbewerbsumfeld haben und so auch auf dem US-Markt reüssieren können. Auf die dortigen politischen Veränderungen angesprochen sagt Döllner, man sei darauf eingestellt. 2025 werde die Modelloffensive auch in USA starten und bis Ende 2026 zehn neue Modelle bringen. Die beste Antwort sei es immer noch, "Autos zu bauen, die die Menschen begeistern, auch in USA."

Audi verjüngt die Modellpalette

Döllner hebt ohnehin hervor, dass man bereits aktuell, in den beiden Jahren 2024 und nun in 2025, eine starke Verjüngung im Portfolio erlebe: mit 20 neuen Modellen, die Hälfte davon elektrisch. Zu den Stars zählen der neue A6 Avant, im Sommer werde die Q3-Familie an den Start gehen. Bereits in der kommenden Woche geht der Q5 als Plug-in-Hybrid (PHEV) an den Start. Plug-in-Hybride seien vor allem in Europa ein Instrument für den Übergang, so Döllner.

Allerdings wird dieses Instrument in China kaum von Belang sein - dem BEV-Markt schlechthin. Dort soll dann die junge Marke "AUDI", bereits ab der Auto Shanghai im April eine junge Technik-affine Kundschaft ansprechen. Gemeinsam mit SAIC wird diese Marke nur auf dem chinesischen Markt aktiv sein. Man kreiere "ein neues digitales Ökosystem" und drücke die Entwicklungszeiten gewaltig, sagt der Audi-CEO. Um wie viel konkret, will Döllner dann doch nicht sagen. Jedenfalls sollen die in dieser Kooperation gesammelten Erfahrungen auch hier in Deutschland Früchte tragen.

Gute Aussichten für Ingolstadt und Neckarsulm

Mit den acht Milliarden Euro soll in Ingolstadt ein weiteres Elektromodell im Einstiegssegment und im Verbund mit dem Werk in Györ die nächste Generation des Q3 gefertigt werden. Neckarsulm soll vor allem im Kontext Digitalisierung und KI gestärkt werden. Zudem prüfe man derzeit, ob künftig am Standort ein weiteres Modell gebaut werden soll, heißt es v. Zur Absicherung soll ein Standortfonds in Höhe von 250 Millionen Euro gebildet werden.

Für den herausfordernden Übergang zur Elektromobilität „stellen wir Ingolstadt und Neckarsulm so robust und flexibel auf“, wie Döllner betont. Der Stellenabbau soll laut Audi im „indirekten Bereich“ stattfinden - also nicht die Produktion treffen und einen Abbau von Bürokratie bringen. Zudem soll nicht mit dem Rasenmäher gekürzt werden. Vielmehr richte man die „Teamaufstellung fokussiert und konsequent an den Anforderungen der Zukunft aus“, sagt Personalvorstand Xavier Ros. Die ersten 6.000 Stellen sollen bis 2027 wegfallen, weitere 1.500 bis Ende 2029. Wie sich die Kürzungen auf die Standorte Ingolstadt und Neckarsulm aufteilen, ist noch offen.

Betriebsrat: Vieles abgewehrt

Nach den Worten von Betriebsratschef Jörg Schlagbauer leistet die Belegschaft einen großen Beitrag, um die vier Ringe wieder wetterfest und zukunftssicher zu machen und investiert viele Millionen Euro in ihre eigene Zukunft. Im Gegenzug sei es gelungen, in den „harten, aber von beiden Seiten stets sach- und lösungsorientierten Verhandlungen“ vieles abzuwehren. So würden weder das tarifliche Monatsentgelt noch Zulagen und Zuschläge angetastet und auch die ausstehenden Tariferhöhungen nicht verschoben.

Große Bedeutung misst Schlagbauer zudem der Zusage des Konzerns zu, den Q3 künftig auch in Ingolstadt zu bauen. Ferner würden insgesamt 1.000 Jobs durch sogenanntes Insourcing zurückgeholt. Gemeint ist damit die Wiedereingliederung von zuvor ausgelagerten Prozessen oder Funktionen.„Einige Eckpunkte der Zukunftsvereinbarung bedeuten Einschnitte für die Beschäftigten“, sagt Personalvorstand Ros. „Das ist uns bewusst. Gleichzeitig sind sie unbedingt notwendig, um betriebsbedingte Kündigungen zu verhindern. Das war und ist mein Ziel.“

Mit Material der dpa.

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