
Die Hannover Messe 2025 steht unter dem Motto „Energizing a Sustainable Industry“. Rund 4.000 Aussteller aus mehr als 60 Ländern zeigen auf dem Messegelände ihre Neuheiten, darunter 260 aus Kanada. (Bild: Deutsche Messe AG)
Automobil Produktion Kongress 2025

Am 15. Mai 2025 treffen sich auf dem Automobil Produktion Kongress in München wieder hochrangige Fach- und Führungskräfte, um über die Automobilfertigung der Zukunft zu sprechen. Gemeinsam streben Hersteller, Zulieferer und Dienstleister eine smarte, flexible sowie nachhaltige Produktion mit transparenter Lieferkette an. Seien Sie dabei und profitieren Sie vom kollektiven Branchenwissen. 🎫 Jetzt Ticket sichern!
Wenn es sich im April eine Woche lang auf Hannovers Messeschnellweg staut und die Stadtbahnlinien übervoll sind, ist das ein klares Zeichen, dass die Hannover Messe wieder ihre Pforten öffnet. Die Hannover Messe 2025 zeigt einmal mehr, dass industrielle Innovation und Automobilproduktion immer enger zusammenwachsen. Ob es um Automatisierung, Digitalisierung oder nachhaltige Energieversorgung geht – zentrale Trends der industriellen Transformation finden ihren Weg direkt in die Werke der Automobilhersteller und ihrer Zulieferer. In diesem Jahr präsentieren zahlreiche Unternehmen wegweisende Technologien, die speziell für die Anforderungen moderner Fahrzeugfertigung entwickelt wurden oder sich gezielt in diesen Kontext übertragen lassen.
Bundeskanzler Scholz: „Willkommen bei Freunden“
Mit den Worten „Willkommen bei Freunden“ richtet sich der geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz zu Beginn der Hannover Messe an Kanada. Es ist das diesjährige Partnerland der weltgrößten Industrieschau. Seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump sieht sich Kanada mit Zöllen seines bisher wichtigsten Handelspartners konfrontiert und sucht auf der Messe nun nach neuen Partnern in Europa.
„We stand by your side!“ (deutsch: „Wir stehen an eurer Seite!“), sagte Scholz. „Kanada hat Freunde überall auf der Welt – und ganz besonders viele davon hier in Deutschland und Europa.“ Mehr Unsicherheit und mehr Unberechenbarkeit, mehr Zölle und mehr Fragmentierung – das verheiße für die allermeisten Unternehmen nichts Gutes. „Doch ich bin überzeugt: Wir sind diesen Entwicklungen nicht wehrlos ausgesetzt“
Hannover ist der „place to be“
Rund 4.000 Aussteller aus mehr als 60 Ländern zeigen von Montag an auf dem Messegelände ihre Neuheiten, darunter 260 aus Kanada. Scholz wird sich am Vormittag beim traditionellen Kanzlerrundgang einen Überblick verschaffen.
Hannover sei kommende Woche „the place to be“, also der Ort, an dem man sein müsse, sagte Siemens-Chef Roland Busch in seiner Rede auf der Eröffnungsfeier. Hier treffe Politik auf Wirtschaft und Wissenschaft, würden neue Kontakte geknüpft. Und das vor dem Hintergrund einer sich rasant verändernden Welt. „Und vielleicht ist keine andere Wirtschaft mehr betroffen als die deutsche.“

Microsoft zeigt KI-Assistenten für die Fabrik
Zu den Messeneuheiten Microsofts gehört unter anderem der Factory Operations Agent. Das ist ein KI-gestützter Assistent, der Abläufe in der Fabrikhalle optimieren soll. Die Lösung ermögliche es etwa den Arbeitskräften, die Daten ihrer Maschinen durch Abfragen in natürlicher Sprache zu analysieren. Verantwortliche Manager würden in die Lage versetzt, damit Fertigungsprozesse zu optimieren. Mit dem KI-Assistenten sei es unter anderem auch möglich, einfacher als zuvor Fehlerquellen zu identifizieren und Probleme zu beheben.
Agnes Heftberger, Geschäftsführerin von Microsoft Deutschland, sagte am Montag zum Auftakt der Hannover Messe der Deutschen Presse-Agentur, KI sei aus der Test- und Experimentierphase raus und werde jetzt großflächig in der Industrie eingesetzt. „Wir dürfen bei der Einführung der KI nicht zaudern, sonst fällt Deutschland im internationalen Wettbewerb zurück. Wir müssen die Datenschätze für KI nutzbar machen.“ Die Industrie sei das Herz der deutschen Wirtschaft. „Wenn es durch KI stark und gesund schlägt, dann wird das auch die Gesamtwirtschaft beflügeln.“
Schaeffler zeigt Flagge als Motion Technology Company
Schaeffler präsentiert sich auf der Hannover Messe 2025 erstmals in Deutschland als „Motion Technology Company“ nach dem Zusammenschluss mit Vitesco Technologies. Im Mittelpunkt des Messeauftritts steht das erweiterte Technologieportfolio, das nun in acht Produktfamilien gegliedert ist und die gesamte Bandbreite der Bewegung abdeckt – von Antriebstechnik über Energieerzeugung bis hin zu nachhaltigen Service-Lösungen. Mit dem neuen strategischen Ansatz verfolgt Schaeffler das Ziel, Bewegung intelligenter, sicherer und nachhaltiger zu gestalten und spartenübergreifende Synergien stärker zu nutzen.
Als Highlights zeigt das Unternehmen unter anderem das kompakte und hocheffiziente Schrägnadellager XZU für Leichtbauroboter und Cobots, das für den Hermes Award nominiert ist, sowie den präzisen, berührungslos messenden Drehmomentsensor TorqueSense, der in industriellen Antriebssträngen eingesetzt werden kann. Ein besonderer Fokus liegt auf der Weiterentwicklung der Robotik hin zu humanoiden Robotern, für die Schaeffler bereits zentrale Komponenten wie Lager, Sensoren, Aktoren, Getriebe und E-Motoren liefert. „Bei humanoiden Robotern müssen Software und hochpräzise Hardware zusammenkommen", erklärt CEO Klaus Rosenfeld im Rahmen der Hannover Messe. „Wir sehen in diesem Bereich Potenzial, signifikant zu wachsen." Auch die Sensorik-Expertise von Vitesco spiele für dieses Betätigungsfeld eine entscheidende Rolle, so der Schaeffler-Boss.
Generell zeigt sich Schaeffler auf der Hannover Messe losgelöst von der schwächelnden Automobilindustrie. Man sei „mehr als nur ein Automobilzulieferer", betont Rosenfeld während der Pressekonferenz im Rahmen der Industrieschau mehrfach. Die Robotik dürfte dabei nur ein Puzzleteil auf dem Weg zu einem diversifizierteren Portfolio sein.
Neben dem Hauptstand in Halle 5 (D18), ist Schaeffler zudem in Halle 13 mit einem zweiten Stand vertreten, auf dem Technologien rund um die Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff gezeigt werden.
Bosch setzt auf Wasserstofferzeugung
Auch Bosch präsentiert seine neuesten Entwicklungen im Bereich der Wasserstofftechnologie, insbesondere die Produktion von Elektrolyse-Komponenten. Das Unternehmen stellt erstmals zwei Hybrion PEM-Elektrolyse-Stacks vor, die in Zusammenarbeit mit Fest in eine 2,5-Megawatt-Elektrolyse-Anlage integriert wurden. Diese Stacks, gefertigt im Bosch-Werk Bamberg, bestehen aus über hundert Elektrolysezellen und sind darauf ausgelegt, Wasser mithilfe von Strom in Sauerstoff und Wasserstoff zu spalten. Bereits vor dem offiziellen Verkaufsstart im April 2025 habe Bosch Aufträge über rund 100 Megawatt erhalten, unter anderem von Neuman & Esser für einen 20-Megawatt-Elektrolyseur. Mit seiner Expertise in der Serienfertigung plant Bosch, Skaleneffekte zu nutzen und die Kosten für die Wasserstoffproduktion zu senken. Das Unternehmen sieht in der Elektrolyse ein strategisches Wachstumsfeld und strebt an, bis 2030 mit Wasserstofftechnologien einen Umsatz in Milliardenhöhe zu erzielen.
Antriebstochter Bosch Rexroth stellt in diesem Jahr innovative Automatisierungslösungen für die Batteriefertigung, die auf maximale Effizienz und Skalierbarkeit abzielen, in den Fokus. Mithilfe einer Kombination aus realen Exponaten und einer virtuellen Gigafactory sollen ausgewählte Prozessschritte der Rundzellmodul-Montage veranschaulicht werden – vom virtuellen Lager über die Zellvorbereitung bis hin zur Modul- und Packmontage sowie der End-of-Line-Prüfung. Ein Highlight ist das Zusammenspiel des Kettenfördersystems VarioFlow mit einem Spiralförderer, das den Transport und die Sortierung von Rundzellen auf mehreren Ebenen ermöglichen soll. Zudem wird das lineare Highspeed Motion-System ctrlX FLOWHS vorgestellt, das Fördergeschwindigkeiten von bis zu 5 m/s erreicht und sich für On-the-Fly-Prüfungen oder das Aufbringen von Isolierungen eigne. Für die Modul- und Packmontage demonstriert Bosch Rexroth den Einsatz von Linearrobotern, die Deckel präzise aufsetzen und verschrauben, wodurch zusätzliche Messsysteme überflüssig werden sollen. Das Schwerlast-Transfersystem TS 7 plus gewährleiste den sicheren Transport von Batteriepaketen mit einem Gewicht von bis zu über drei Tonnen entlang der gesamten Montage.
HPE treibt Digitalisierung der Autofertigung voran
Hewlett Packard Enterprise (HPE) zeigt gemeinsam mit Partnern wie Mercedes-Benz und NetAllied Systems, wie sich KI und datenbasierte Technologien gezielt in der Automobilproduktion einsetzen lassen. Im Fokus steht unter anderem der Aufbau digitaler Zwillinge kompletter Fertigungsanlagen: Durch die Integration von 3D-Assets aus verschiedenen Quellen könnten Automobilhersteller wie Mercedes-Benz ihre Planungs- und Umrüstprozesse beschleunigen und präziser gestalten. Darüber hinaus demonstriert HPE, wie sich KI-basierte Optimierungen – etwa durch Computer Vision und Reinforcement Learning – auf die Variantenfertigung übertragen lassen, um Produktionsprozesse flexibler und effizienter zu gestalten. Auch eigene Anwendungen in der Produktionssteuerung und im Supportmanagement, wie das System Cora zur automatisierten Analyse und Priorisierung von Anfragen, geben Einblick, wie KI die betriebliche Effizienz verbessern könnte. Mit der Lösung HPE Private Cloud AI ermögliche das Unternehmen zudem eine schnelle und unkomplizierte Bereitstellung von KI-Anwendungen für die industrielle Fertigung – ein Ansatz, der insbesondere für die digitalisierte Automobilproduktion relevant sei.
Siemens und Accenture fokussieren softwaredefinierte Produkte
Die langjährige strategische Partnerschaft der beiden Unternehmen soll neue Früchte tragen. Wie die Unternehmen in Hannover bekanntgaben, bündeln sie ihre Fähigkeiten in der Industrietechnologie mit KI-gestützter Engineering- und Fertigungskompetenz im Rahmen einer neuen, bei Accenture angesiedelten Geschäftseinheit. Die neu gegründete Accenture Siemens Business Group zielt darauf ab, die gemeinsamen Lösungen für Kunden zu entwickeln und zu vermarkten. Dazu wolle man auf die Kombination des Siemens Xcelerator-Portfolios für Automation, industrielle KI und Software und der Daten- und KI-Kompetenz von Accenture setzen, heißt es.
Die neue, bei Accenture angesiedelte Geschäftseinheit plant weltweit 7.000 Fachkräfte mit Fertigungs- und IT-Expertise zu beschäftigen. Die Accenture Siemens Business Group soll Lösungen für softwaredefinierte Produkte und Fabriken entwickeln. Diese richten sich vor allem an Kunden in den Branchen Automobil, Elektronik, Halbleiter, Konsumgüter, Luft- und Raumfahrt, Maschinenbau, Transportwesen und Verteidigung. Im Bereich der Engineering-Lösungen Automotive nennen die Unternehmen beispielhaft eine raschere Verbreitung und Umsetzung des Software-Defined Vehicle (SDV) Frameworks für Automobilhersteller, das Accenture und Siemens jüngst vorgestellt haben.
Festo setzt in harten Zeiten auf Innovation
Gottlieb Stoll gründete vor genau einhundert Jahren gemeinsam mit Albert Fezer in Esslingen am Neckar das Unternehmen „Fezer & Stoll“ für Holzbearbeitungsmaschinen. Dieses Jubiläum wird das Unternehmen auch auf der Hannover Messe betonen. Die HMI 2025 sieht man beim Unternehmen als „starken Aufschlag, dessen Impuls sich das ganze Jahr fortsetzt“. Man richte den Blick vor allem in die Zukunft und sehe die eigene Verantwortung darin, mit Innovationen in Automation und technischer Bildung zur Lösung der dringendsten Aufgaben von Wirtschaft und Gesellschaft beizutragen, so Thomas Böck, Vorstandsvorsitzender von Festo.
Künftig sollen Themen wie Digitalisierung, künstliche Intelligenz, Biologisierung und Kreislaufwirtschaft neue Impulse für die Automation und darüber hinaus für die kommenden Generationen setzen. Mit Blick auf die Zukunft heißt es bei Festo, dass sich bei hunderten von Kundenanwendungen mit Lösungen aus dem Portfolio von Festo AX Industrial Intelligence ungeplante Stillstände um bis zu 25 Prozent reduzieren und Ausschuss um 20 Prozent senken ließen.
Die Hannover Messe nutzte das Unternehmen aus Esslingen auch, um die eigene Bilanz für 2024 mit der Öffentlichkeit zu teilen. Im vergangenen Jahr wurde ein Umsatz von rund 3,45 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das sind 5,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Bereits damals hatte der Maschinenbauer ein Umsatzminus gemeldet. Zum Gewinn äußert sich Festo traditionell nicht.
Die Unsicherheit in der Weltwirtschaft bremsten demnach weiterhin höhere Investitionen bei den Kunden im Maschinen- und Anlagenbau aus. Betroffen seien nahezu alle Branchen und Regionen. Auch die Elektronikindustrie, die ein Wachstumsmotor sei, habe 2024 nicht die erwartete Trendwende gezeigt.

Mit Material der dpa