Der Wahlschock sitzt bei vielen tief, sehr tief. Gerade in Europa hatten nur wenige auf dem Radar, dass sie Donald Trump, gülden bescheitelter Self-Made-Milliardär, Fernsehstar und gekonnter Selbstdarsteller der Republikaner, sich gegen seine Widersacherin Hillary Clinton würde durchsetzen können. In den USA sieht es etwas anders aus, denn hier hatten deutlich mehr Bürger den Sieg des Immobilienmoguls vorausgesehen.
Wenn Donald Trump zum neuen und dann 45. Präsidenten der USA ernannt wird, weht ihm nicht nur wegen der winterlichen Temperaturen in Washington ein eiskalter Wind ins Gesicht. Nie war ein US-Präsident im In- wie Ausland derart umstritten wie Donald Trump. Doch diejenigen Kritiker, die Donald Trump allzu großen Patriotismus und weltpolitische Kleingeistigkeit vorwerfen, sind kaum diejenigen, vor denen sich der Secret Service als Beschützertruppe des US-Präsidenten ernsthaft fürchtet.
Die Number Ones des US-Präsidenten
Egal wer das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika bekleidet, er ist die am meisten gefährdete und am besten geschützte Person der Welt. Da dies nicht nur bei exterritorialen Veranstaltungen oder internationalen Konferenzen gilt, hat das amerikanische Staatsoberhaupt für die Strecken, die nicht mit seinen beiden Flugzeugen Air Force One oder einem der gepanzerten Hubschrauber Marine One zurückgelegt werden können, ein gepanzertes Fahrzeug, das weltweit seinesgleichen sucht.
Seit vielen Jahren stellt eine Spezialabteilung aus dem Hause General Motors dem US-Präsidenten bzw. dem Secret Service mehrere schwer gepanzerte Cadillac zur Verfügung, die auch nur "The Beast" genannt werden. In den letzten zwei Jahren arbeitete General Motors an einer neuen Staatslimousine, die offiziell die Bezeichnung Cadillac Presidential Limousine tragen.
Amtsvorgänger Barack Obama setzte seit Anfang 2009 auf eine schwer gepanzerte Limousine, die dem Design nach dem damaligen Luxusmodell Cadillac STS entsprach. Technisch hatte die Präsidentenlimousine mit dem Cadillac STS jedoch kaum mehr als die Leuchteneinheiten und den Kühlergrill gemein.
Bis 2009 war George W. Bush entweder in einem schwer gepanzerten Chevrolet Tahoe oder einem Cadillac DTS unterwegs. Beiden Modellen war gemein, dass es sich um ein mobiles Refugium handelte, das ihn vor Angriffen jeglicher Art von außen schützt. "Wir sind stolz, dass der US-Präsident mit einer Staatslimousine aus unserem Hause unterwegs ist", so Mark McNabb, Vice President von Cadillac Nordamerika, bei der Übergabe der letzten Präsidentenlimousine im Januar 2014, "Details zu dem Fahrzeug können wir aus Sicherheitsgründen nicht verraten."
Geschützt und vernetzt
Wenn sich Donald Trump unweit des Capitols heute erstmals der amerikanischen Bevölkerung als 45. Präsident der Vereinigten Staaten präsentiert, dann soll ihn eine neue Staatslimousine schützen. Diese orientiert sich optisch am Vorgänger, der visuelle Gene des ausgelaufenen STS in sich trug. Nur von außen sieht auch die neue Staatslimousine aus dem Hause General Motors aus wie eine leicht modifizierte Luxuslimousine nordamerikanischer Bauart.
Unter der schwer gepanzerten Karosse, die aus bis zu vier Zentimeter dickem Stahl besteht, befindet sich ein hochfester Rahmen, der mehr an einen Pick Up als an eine Luxuslimousine erinnert. Der Unterboden der amerikanischen Präsidentenlimousine ist antimagnetisch, um die Gefahr von Haftminen zu minimieren. Angriffe mit ummantelten Spezialgeschossen oder Handgranaten prallen am Cadillac Number One, von dem zahlreiche Fahrzeuge gleicher Bauart existieren, einfach ab. Störsender in den Begleitfahrzeugen sorgen dafür, dass es kaum möglich ist, eine Bombe in Fahrzeugnähe per Funk zu zünden.
Unter der ebenfalls üppig gepanzerten Motorhaube arbeitet ein mächtiger V8-Motor mit mehr als 600 PS. Trotzdem schafft die Präsidentenlimousine kaum mehr als 120 km/h. Die schusssicheren Reifen mit schwerem Gummiring und ein Gewicht von mehr als sechs Tonnen machen das Schnellfahren unmöglich. Dafür verfügt der Panzerwagen über einen Kriechgang für Paraden mit besonders langsamer Fahrt.
Eigene Sauerstoffversorgung
Neben Stahl ist die dunkle Karosserie ähnlich wie die deutschen Staatslimousinen vom Typ BMW 760i, Audi A8 und Mercedes S 600 Guard mit Platten und Matten aus Kevlar, Karbon und anderen hochfesten Kunstfasern verkleidet. So können weder Kugeln noch Bombensplitter ins Innere des Fahrzeugs gelangen. Für Giftgasangriffe hat "The Beast" eine eigene Sauerstoffversorgung, die selbst eine Stunde unter Wasser dafür sorgt, dass den Insassen nicht die Luft ausgeht. Für besondere Gefahrensituationen können die Türen abgesprengt werden.
Neben der über zehn Zentimeter dicken Sicherheitsverglasung werden die Insassen durch Spezialplatten an Dach, Unterboden, Türen und Säulen gegen Angriffe von außen geschützt. An Bord gibt es eine komplette Kommunikationseinheit und jederzeit Zugriff auf einen Satelliten, der über dem Präsidenten für perfekte Kommunikation sorgt. Für weitere Sicherheit sorgt ein Stab von Begleitfahrzeugen, der die sicherste Limousine der Welt noch sicherer macht. An Bord: die Leibgarde des Präsidenten vom Secret Service.
Ist der US-Präsident im In- oder Ausland unterwegs, werden zumeist zwei bis drei identische Panzerfahrzeuge in C-17-Transportflugzeugen vorgeflogen und vor Ort für den Transport der hoch sensiblen Personenfracht eingesetzt. Die jeweilige Präsidentenkolonne umfasst mehr als 40 Fahrzeuge.
Einst waren die Fahrzeuge des amerikanischen Präsidenten Prachtkarossen, bei denen sich das Dach öffnen ließ, um ihm einen möglichst engen Kontakt zu den jubelnden Massen zu ermöglichen. Nachdem John F. Kennedy im November 1963 in einem offenen Lincoln erschossen wurde, stiegen die nachfolgenden Präsidenten auf gepanzerte Fahrzeuge um.
Nachdem die US-Präsidenten lang mit Fahrzeugen des Ford-Edelablegers Lincolns unterwegs waren, wechselte Ronald Reagan in den 80er Jahren auf eine Cadillac Fleetwood Seventy Five Presidential Limousine, nachdem auch er lange Jahre in einem schwer gepanzerten Lincoln unterwegs war. Bleibt abzuwarten, wie sich Donald Trump mit der neuen Staatslimousine anfreunden kann. Das Weiße Haus ist ihm und seiner Frau nicht luxuriös genug. Das wird beim neuen Biest kaum anders sein.