Knorr-Bremse hat sich gegen eine Mehrheitsübernahme von Hella entschieden. Nach sorgfältiger Analyse bewerte der Vorstand die Möglichkeiten des Transfers von Schlüsseltechnologien und Produkten auf das eigene Produktportfolio als nicht ausreichend zur Realisierung der erwarteten Synergien, so das Unternehmen.
„Wir ziehen jederzeit Möglichkeiten wertsteigender Transaktionen mit international führenden Unternehmen in Betracht. Deshalb haben wir uns Hella angeschaut. Allerdings haben sich für uns Chancen für einen möglichen Transfer von Kompetenzen speziell in den Nutzfahrzeugbereich nicht in ausreichendem Maße bestätigt. Eine Akquisition würde daher nicht hinreichend zusätzlichen Wert für unsere Aktionäre schaffen", sagte Jan Mrosik, Vorstandsvorsitzender von Knorr-Bremse.
Geschäftsmodell wäre anfälliger für Schwankungen
Erst Ende Juni hatte das Management ein „grundsätzliches Interesse am möglichen Erwerb von rund 60 Prozent der Aktien der Hella GmbH & Co. KGaA von Mitgliedern der Gründerfamilie“ bestätigt. Investoren war das allerdings sauer aufgestoßen: Die Aktien der Münchener büßten danach rund ein Fünftel ihres Wertes ein. Direkt nach dem Sinneswandel ging es für die Titel daher nachbörslich nach oben, danach legten sie auch im Haupthandel ordentlich zu – bleiben aber weiter deutlich unter dem Niveau, das die Papiere vor der Interessensbekundung erreicht hatten.
Analysten hatten sich skeptisch zu einem Hella-Deal geäußert. Metzler-Experte Stephan Bauer in diesem Sinne den Kaufverzicht. Im Fall einer Übernahme wäre wegen des gesunkenen Aktienkurses von Knorr-Bremse eine größere Kapitalerhöhung notwendig gewesen, begründete er seine Sichtweise. Die unterschiedlichen Endmärkte der Unternehmen hätten seiner Meinung nach das Geschäftsmodell anfälliger für Schwankungen gemacht.
Interessenten für Hella-Übernahme weiter vorhanden
Trotzdem bleibt die Übernahmefantasie bei Hella bestehen. Im Mai hatte das Manager Magazin berichtet, dass es bei einem möglichen Verkauf des Anteils der Industriellenfamilie Hueck schnell gehen könnte. Der 71-jährige Jürgen Behrend, der den Zulieferer lange geführt hatte und seit einigen Jahren im Gesellschafterausschuss sitzt, drücke aufs Tempo, hieß es unter Berufung auf das Unternehmensumfeld.
Interessenten gebe es einige, wie etwa die Finanzinvestoren Advent und Bain Capital, die als Team antreten würden, sowie CVC und Blackstone. Auch die Zulieferer Hasco und Faurecia würden Gebote erwägen, hieß es damals. Laut Handelsblatt sei die chinesische Hasco aber mittlerweile aus dem Rennen.