Für die Modernisierung des 1964 eröffneten Stammwerks nennt Volvo in den kommenden Jahren Investitionen in Höhe von insgesamt zehn Milliarden schwedischen Kronen (rund 960 Millionen Euro). Neben einer vollständigen Modernisierung der Lackier- und Fertigungshallen werden vor Ort unter anderem eine Batteriemontage und das sogenannte Megacasting für Aluminium-Karosserieteile eingeführt. Ein Verfahren, das etwa Tesla kürzlich einführte und im Zusammenhang mit dem amerikanischen Autohersteller auch als Gigacasting bekannt ist.
Die Schweden wollen mit Hilfe von Megacasting Teile der Bodenstruktur als ein zusammenhängendes Aluminiumteil gießen. Dies soll das Gewicht reduzieren und so die Energieeffizienz verbessern und in der Folge auch die elektrische Reichweite der E-Fahrzeuge erhöhen. Der schwedische OEM betont zudem, man wolle durch die neuen Verfahren auch das Platzangebot für Passagiere und Gepäck verbessern. Für die Fertigung verspricht man sich bei Volvo im Fertigungsprozess weniger Kosten beim Materialeinsatz und in der Logistik.
Das älteste Werk soll das erste klimaneutrale werden
Für den Stammsitz gab Volvo erst im vergangenen Jahr das Ziel aus, dass es das erste klimaneutrale Werk werden soll. Dabei spielt für die Schweden grüner Strom eine wesentlich Rolle. Zu den Maßnahmen gehört etwa der Einsatz fossilfreien Stahls in der Fahrzeugproduktion. Zu den Neuerungen in Torslanda zählt überdies die Modernisierung der Lackiererei, für die neue Maschinen installiert und neue Verfahren eingeführt wurden. Diese Maßnahmen sollen den Energiekonsum senken.
Eine neue Batteriemontageanlage wird den Schweden zufolge Batteriezellen und -module direkt in die Bodenstruktur des Fahrzeugs integrieren, während die Montagehalle für die vollelektrischen Fahrzeuge der nächsten Generation umgebaut wird. Am neuen Punkt für die Hochzeit treffen die obere Karosserie und der Fahrzeugboden erstmals aufeinander und verschmelzen. Im Bereich der Logistik spricht man beim OEM von Renovierungen zur Verbesserung des Materialflusses.
Durch Giga- oder Megacasting im Karosseriebau kann ein OEM die Komplexität reduzieren, geht aber gleichzeitig auch Kompromisse ein. Eine Karosserie werde damit nicht per se leichter und die guss-intensive Lösung zeige ganz klar einen limitierten Stückzahlbereich auf, erläutert der Leiter des Lehrstuhls für Umformtechnik und Gießereiwesen (utg) an der Technischen Universität München (TUM), Professor Wolfram Volk im Interview mit Automobil Produktion. Wichtige Aspekte des Aluminiumdruckgussverfahrens für Karosseriebauteile sind zudem der Platzbedarf sowie die Verfügbarkeit der großen Maschinen.