Seit 2015 ist die Volatilität im chinesischen Pkw-Markt stark gestiegen. In den ersten fünf Monaten des Jahres 2016 stieg die Produktion der Pkw um sieben Prozent. Hinter dieser Zahl verbirgt sich allerdings eine turbulente Verschiebung zwischen den Segmenten und Modellen. Vermeintlich große Gewinner waren die Crossover-Utility-Vehicles (CUV); sie legten um rund 40 Prozent zu. Spitzenreiter der Zulassungen mit einem Plus von 140 Prozent im ersten Halbjahr ist der Lamando von Volkswagen – eine Art Luxus-Jetta mit coupéartiger Dachlinie im Stil des Passat CC. Dahinter folgen der Buick Envision mit einem Plus von 81 Prozent, Ford Escort (+79 Prozent), VW Jetta (+28 Prozent), Haval H6 (+22 Prozent).
Hohe Anteile in der Zulassungsstatistik verloren hat der Chevrolet Malibu mit einem Minus von 60 Prozent. Gefolgt vom Chevrolet Sail (-47 Prozent), dessen Verluste allerdings hauptsächlich durch den Wegfall des Exports nach Brasilien entstehen. Ebenfalls mit einem Verkaufsminus fallen Ford Focus Hatchback (-33 Prozent), VW Passat (-25 Prozent), Hyundai Elantra (-14 Prozent) auf.
Datenbank mit Warn-Indikatoren
„In diesen bewegten Zeiten überarbeiten viele Hersteller ihre Produktionsplanung“, sagt Nicole Steiger von der Unternehmensberatung JSC Automotive mit Sitz in Shanghai und Stuttgart. JSC entwickelte aus diesem Grund eine Datenbank mit Warnindikatoren, um mehr Transparenz in das aktuelle Marktgeschehen zu bringen. Zulieferer können hier monatlich sehen, welche Modelle mit einem hohen Risiko für Produktionskürzungen belastet sind. Die Spezialisten betrachten dazu die Produktionszahlen über einen längeren Zeitraum, die Lagerhaltung bei den Händlern und die Verkaufszahlen an die Endkunden.
Allein in den letzten 18 Monaten wurden im Crossover-Segment 38 neue Fahrzeuge auf den Markt gebracht. Diese Zunahme ging vor allem zu Lasten der Stufenheck-Modelle, deren Produktion um etwa 18 Prozent zurückging. Aber auch die Produktion von Limousinen nahm im ersten Halbjahr um gut sechs Prozent ab.
Für den Monat Juni zeigt sich beispielsweise, dass 34 Prozent der chinesischen CUV-Händler über der Warnlinie von 45 Tagen stehen. Dies bedeutet, dass sie diesen Zeitraum benötigen würden, um ihre auf Lager befindlichen Fahrzeuge zu verkaufen. In der Regel reduzieren oder setzen die Händler ab diesem Zeitpunkt den Bezug von Fahrzeugen aus. „Dass die Zahl bei den CUVs so hoch ist zeigt, dass viele Hersteller ihre Händler in den letzten Monaten mit neuen Modellen zu stark beliefert haben“, erläutert Nicole Steiger von JSC Automotive.
Anhaltspunkt für sinkende Abrufe
60 Prozent der Händler, die Fahrzeuge im verlustreichen Segment der Stufenheck-Modelle verkaufen, liegen bereits oberhalb der Warnlinie von 45 Tagen. Im prozentual größten Segment, dem der Limousinen, sind es schon 53 Prozent der Händler.
Der Warnindikator gibt den Zulieferern entsprechende Informationen, und um wie viele Fahrzeuge die Produktion gekürzt werden müsste, um auf ein normales Level zu gelangen. Gleichzeitig sieht man in der Datenbank auch, welche Modelle besser laufen, als dies der Hersteller erwartete. Der „Warn-Indikator“ beinhaltet alle relevanten Modelle der in China produzierten Fahrzeuge.