Der erste Green Day der BMW Group fand Mitte Oktober 2022 am Standort Leipzig statt. Damals wurde der erste Wasserstoffbrenner in der Lackiererei des Werks eingeführt. Rund eineinhalb Jahre später sind bereits mehrere solcher bivalenter Brenner, die neben H2 auch Erdgas nutzen können, im Einsatz. Für 2025 plant Werksleiterin Petra Peterhänsel die Anbindung an eine Wasserstoff-Pipeline. "Schon mit der Entscheidung für das Werk Leipzig wurde Nachhaltigkeit von Anfang an mitgedacht", sagt die einzige weibliche Chefin eines Automobilwerks in Deutschland auf dem Automobil Produktion Kongress in München. Zwischendurch hat das jüngste deutsche Werk des Münchner Premium-Herstellers auch noch den Anlauf des Mini Countryman gewuppt und bereitet für Herbst dieses Jahres auf den Dreischichtbetrieb vor. Generell werden in Leipzig zahlreiche nachhaltige Innovationen, die den globalen Masterplan der BMW iFactory vorantreiben sollen, bereits umgesetzt.
Angesichts des Klimawandels, der verstärkten Kundennachfrage und politischen Zielen steckt das gesamte Produktionsnetzwerk in einem Transformationsprozess. Insgesamt sieht der Masterplan vor, die Produktionsabläufe stärker zu virtualisieren, sie ressourcenoptimierter und zirkulärer und somit effizienter zu gestalten.
Flexibler Wasserstoffbrenner in der Lackiererei
"Wir sehen uns als Treiber bei der Reduzierung von CO2-Emissionen", zeigte sich Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic im Rahmen des Green Day entschlossen und macht Tempo: Bereits seit 2022 hat das Werk in seiner Lackiererei den ersten bivalenten Brenner in Betrieb genommen, der flexibel zwischen Gas und Wasserstoff umschalten kann. Der Wechsel ist sogar bei laufendem Betrieb möglich. In der Zwischenzeit wurde der ersten Trocknerstrang umgestellt und auch die Umbautätigkeiten für einen zweiten Strang laufen bereits. Weitere Brenner der Lackiererei wurden sukzessive umgerüstet – sechs wasserstofffähige Brenner sind installiert. Damit geht der Standort weitere Schritte in Richtung Reduzierung der CO2 Emissionen.
Flurförderfahrzeugflotte mit Brennstoffzelle
Auch in der Werkslogistik spielt Wasserstoff eine immer größere Rolle: Im Werk Leipzig betreibt BMW mit über 130 Brennstoffzellen-betriebenen Flurförderfahrzeugen die größte Flotte dieser Art in Deutschland. Die Tankvorgänge, teils vollautomatisiert, finden an den fünf werkseigenen Wasserstofftankstellen statt.
Wasserstoff stellt aufgrund kurzer Betankungszeiten, hoher Nutzlast und Einsatzflexibilität sowie attraktiven Reichweiten auch einen vielversprechenden Energieträger in der Transportlogistik dar und schafft gute Voraussetzungen für eine zukünftige CO2-reduzierte Langstreckenlogistik. Die BMW Group engagiert sich dazu in den Forschungsprojekten H2HAUL und HyCET.
BMW investiert in Produktion von E-Komponenten
Bei der Transformation der Mobilität hin zu elektrischen Antrieben hatte Leipzig eine Vorreiterrolle im Produktionsverbund eingenommen: Bis zum Sommer 2022 liefen hier mehr als 220.00 Modelle des vollelektrischen i3 und 20.000 Exemplare des Sportwagens i8 vom Band. Jetzt freuen sich rund 1000 neue Fachkräfte auf die Herausforderungen von der lackierten Zelle bis zum fertigen Hochvoltspeicher.
Für die Hochvoltbatteriefertigung wurden die ehemaligen Flächen der BMW i3 und BMW i8 Produktion umgebaut und um neue Gebäude ergänzt. Unter anderem wurde eine neue Halle mit rund 61.000 m² Grundfläche gebaut. Bis zu 300.000 Hochvoltbatterien können dort pro Jahr mit zwei Anlagen produziert werden. BMW hat bisher mehr als 900 Millionen Euro in die E-Komponentenfertigung im Werk Leipzig investiert.
Im Sommer 2023 begannen zudem Bauarbeiten für ein neues Logistikzentrum, das beim Transport von Hochvoltbatterien helfen soll. Das Gelände im Industriepark Nord ist zwölf Hektar groß, zunächst sollen acht Hektar davon bebaut werden. Im ersten Bauabschnitt wird eine Lagerhalle sowie ein zweigeschossiges Bürogebäude und ein Verladetunnel mit rund 38.000 Quadratkilometern Bruttogeschossfläche errichtet, ein zweiter Ausbauschritt wird bereits mitgeplant. Insgesamt investiert BMW rund 100 Millionen Euro in den Ausbau, der künftig etwa 500 Arbeitsplätze beheimaten soll. Bereits heute liefert das BMW-Werk Leipzig etwa jedes dritte Batteriemodul für die vollelektrischen Fahrzeuge des Autobauers.
Mini Countryman treibt Produktionsvolumen in die Höhe
Mit der Integration des neuen Mini Countryman in die Fertigung will BMW die Kapazitäten des Leipziger-Werkes wieder deutlich nach oben schrauben. Mitte Februar stehen die Bänder still, um letzte Umbaumaßnahmen zu finalisieren, doch bereits im Herbst 2024 peilt der OEM durch die Ergänzung einer Nachtschicht den Dreischichtbetrieb an. „Wir bauen dann in Leipzig rund um die Uhr Autos”, so Werkleiterin Petra Peterhänsel im Interview mit Automobil Produktion. Dort entstehen ab sofort auf einer Produktionslinie vier Modelle mit drei Antrieben von zwei Marken: der BMW 1er, der BMW 2er Active Tourer (auch als Plug-in-Hybrid), das BMW 2er Gran Coupé sowie der Mini Countryman mit elektrischem und konventionellem Antrieb.
Für den Ausbau der Produktionsvolumen und spezielle Anpassungen der Mini-Modellversionen hat BMW in den vergangenen fünf Jahren rund 700 Millionen Euro in den sächsischen Standort investiert und zusätzliches Personal in Höhe von 900 zusätzlichen Stellen angekündigt. Im Verlauf von 2024 soll das Tagesvolumen der Produktion von 800 auf 1300 Einheiten steigen.