Aller guten Dinge sind drei - zumindest, wenn es um den Aston Martin Vantage geht. Denn dem haben die Techniker durch die Kupplung ein drittes Pedal spendiert und damit eine Siebengang-Handschaltung. Also kein Reinschnalzen der Fahrstufen mit den Wippen am Lenkrad oder automatisches Schalten. Beim Vantage AMR heißt es ganz archaisch mit dem Gangknüppel in der Getriebegasse rühren. Gut, rühren ist despektierlich, wenn man sich das Getriebe genauer anschaut. Denn das lässt jeden Sportwagenfan mit der Zunge schnalzen. Die Siebengangschaltung kommt von den Spezialisten von Graziano und ist die sportliche "Dogleg"-Variante. Das heißt, dass der erste Gang links unten liegt, die Wege präzise kurz sind und man als feines Schmankerl die Gänge ohne Zugunterbrechung durch das Kuppeln beim Hochschalten durchreißen kann. Herrlich!

Connaisseure wissen, dieser Kniff ist bei den Briten nichts Neues, schon beim Aston Martin Vantage V12 setzte man auf ein solches Getriebe. Damit einher geht eine Gewichtsersparnis von rund 70 Kilogramm gegenüber der Achtgangautomatik des Normalo-Vantage. Zusammen mit Karosserieteilen aus Karbon und Karbonbremsen ist der Aston Martin AMR um 95 Kilogramm leichter als die Standard-Version - also 1.499 Kilogramm schwer. Schließlich steht AMR auch für "Aston Martin Racing" und da bringt jedes Kilogramm weniger am Auto entscheidende Sekundenbruchteile im Kampf um die Pole Position.

Wir lassen uns in die Sportsitze sinken und finden uns in den bekannten Mercedes-Aston-Martin-Cockpit samt acht-Zoll-Bildschirm und Drehdrücksteller wieder. Top-modern ist das nicht, aber wer jetzt die Nase rümpft, sitzt im falschen Auto. Ein Sportwagen soll kein rollendes smart Device sein, sondern ein Kurvenjäger. Also die Kupplung getreten und mit einem dumpfen Grollen erwacht der bekannte V8-Biturbo zum Leben. Das bedeutet auch in der AMR-Variante 375 kW / 510 PS Leistung und ein maximales Drehmoment von 625 Newtonmetern - 60 Nm weniger als beim Normalo-Vantage. Außerdem wird in den Gängen eins und zwei das Drehmoment weiter begrenzt, um die Getriebemechanik zu schützen.

Fahrwerk wurde angepasst

Genug der Details, denn jetzt muss der Vantage AMR zeigen, was er kann. Pedal to Metal prügelt auch hier auf die Wirbelsäule ein und wuchtet den Briten-Keil in 4,0 Sekunden auf 100 km/h, bis 322 km/h sind möglich. Wir konzentrieren uns auf die Kurven und freuen uns über den munter einlenkenden Vorderwagen, merken aber auch, dass die präzise Lenkung etwas zurückhaltend ist, was die Rückmeldung über die Asphaltbeschaffenheit angeht. Trotzdem liegt der Aston Martin Vantage AMR dank der fast perfekten Gewichtsverteilung von 49 zu 51 auch in den nassschlüpfrigen Kurven der Eifel souverän und pfeift um die Ecken, dass selbst den Lenkern der Heimspiel-Golf GTIs mit Ahrweiler Nummer das Hören und Sehen vergeht. Der Aston Martin Vantage AMR erledigt das alles noch leichtfüßiger als sein Bruder ohne die zusätzlichen drei Buchstaben im Namen.

Um die Balance bei weniger Gewicht beizubehalten, haben die Aston-Martin-Techniker am Fahrwerk getüftelt, die Federrate an der Hinterachse verringert, den Stabilisator um 20 Prozent steifer gestaltet und noch ein vollmechanisches Differential an die Hinterachse gepackt. So lassen die Fahrwerksköche dem leichtfüßigen Hinterteil des Mittelmotorsportwagen seine Freiheiten, ohne das Auto zu einer aggressiven Heckschleuder mutieren zu lassen. Der knackige Motorklang trägt seinen Teil dazu bei, dass jede Richtungsänderung auf einer Landstraße jedem Zwischenspurt auf der Autobahn vorgezogen wird.

Handschaltung als Option

Zeit, sich mit den Fahrprogrammen zu beschäftigen: Bei "Sport +" ist die Gaspedalkennlinie ähnlich ausgelegt wie beim Aston Martin DBS. Das bedeutet, dass das Beschleunigen aggressiv vonstatten geht. Dagegen ist die Umsetzung Gasgeben und Drehmomentverlauf bei "Sport" und vor allem bei "Track" linearer, was ein exakteres Herausbeschleunigen aus den Kurven erlaubt. Da man mit zwei Knöpfen am Lenkrad die Skyhook-Dämpfer und das Fahrprogramm getrennt konfigurieren kann, kann man sich den Vantage AMR so nach Gusto scharf stellen. Dazu kommt eben noch die bereits erwähnte akustische Untermalung der acht Töpfe.

Jeder, der jetzt eilig eine Bestellung bei Aston Martin aufgeben will, hat schlechte Karten, denn die 200 Exemplare des Aston Martin AMR für den Preis von 184.995 Euro sind ausverkauft. Allerdings wird ab Frühjahr nächsten Jahres die manuelle Schaltung beim Vantage als Option angeboten.

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