Hätte, wenn und wäre – hätte Audi bei der Neuauflage des Volumenmodells A4 vor vier Jahren doch nur mehr Mut gehabt. Stattdessen gab es ein technisch exzellentes Mittelklassemodell, das in Sachen Fertigung und Präzision Bestwerte erzielte – jedoch so aussah wie der Vorgänger. Diesen Makel wollen die Ingolstädter mit der gründlichen Modellpflege ausgleichen. Und tatsächlich hat sich der Konkurrent von BMW 3er und Mercedes C-Klasse optisch wie technisch gemacht. Ob das reicht, um beim Kunden wieder mehr Aufmerksamkeit zu erlangen?
Im Vergleich zum bisherigen Modell ist die Front insbesondere durch den breiteren und flacheren Grill nur kraftvoller geworden. Endlich gibt es nunmehr LED-Scheinwerfer in Serie, die in der Basisversion jedoch an traditionelle Blinker gekoppelt sind. Wirkt nicht modern und alles andere als innovativ für ein Premiumfahrzeug des Modelljahres 2020. Immerhin gibt es auf Wunsch höherwertige Scheinwerfer bis hin zum Voll-LED-Matrix-Licht, die an sich Serie sein dürften. Der Kunde soll beim überarbeiteten A4 die Möglichkeit haben, seinen Mittelklasse-Audi stärker als bisher zu individualisieren. Das sollen unter anderem die drei Pakete Basis, Advanced und S-Line mit verschiedenen Ausstattungsmodulen und zwölf Außenfarben ermöglichen. Wem das nicht reicht, hat den S4 und den A4 Allroad, die ebenso wie die anderen A4-Versionen Ende September auf den Markt kommen.
Nur leicht verändert zeigt sich der Innenraum, denn es gibt nunmehr ein 10,1 Zoll großes Multifunktionsdisplay in der Mitte der Armaturentafel, das jedoch optisch an eine Zubehörlösung erinnert. Verschwunden ist dafür der Dreh-Drücksteller auf dem Mitteltunnel, wo Becherhalter und Ablagefach den Gangwählhebel jedoch allzu weit nach hinten drücken. Die Bedienung geschieht zukünftig per Touchfunktion oder Sprache. Zu den Neuerungen des aufgefrischten Audi A4 gehört auch „functions on demand“, womit Kunden Infotainmentmodule wie Navigation, Digitalradio und das Smartphone-Interface auch nach dem Fahrzeugkauf buchen können. Bei den Sicherheitssystemen und den Fahrerassistenzsystemen zieht der A4 mit den großen Brüdern A6 / A7 gleich.
Mit ungewöhnlichen Mitteln will Audi anscheinend wieder zurück zu einem sportlichen Diesel-Trend, denn der Audi S4 ist ab sofort zumindest in Europa nicht mehr mit einem leistungsstarken Turbobenziner zu bekommen. Obligatorisch ist der Audi S4 ein V6-Diesel mit 48-Hauptbordnetz und einem elektrischen Verdichter, der selbst kleinste Turbolöcher übertüncht. Der drei Liter große Commonrail-Diesel leistet 255 kW / 347 PS und ein maximales Drehmoment von 700 Nm. Mit 0 auf Tempo 100 in 4,8 Sekunden und einer abgeregelten Höchstgeschwindigkeit gibt es Fahrspaß ohne Reue, denn der Normverbrauch sollte unter sechs Litern Diesel liegen. Auf den Märkten außerhalb Europas bietet Audi den S4 weiterhin mit einem Dreiliter-Turbobenziner an, der 260 kW / 354 PS / 500 Nm leistet und bei Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit auf dem Niveau des S4 TDI liegt.
Bleibt abzuwarten, wie viele Kunden sich für den Audi S4 TDI – erhältlich als Kombi oder Limousine – entscheiden. Das Leistungsspektrum der anderen A4-Modelle reicht von 100 kW / 136 PS für den A4 30 TDI bis hinauf zum erst 2020 folgenden RS4. Besonders beliebt dürften in Europa die kleinen Vierzylinder-Diesel mit Leistungen von 136, 163, 190 PS bleiben. Die Benziner haben zwischen 150 und 245 PS, wobei drei Motorisierungen zum Marktstart ein Mild-Hybrid-System auf 12-Volt-Basis an Bord haben, das den Verbrauch senkt und gleichzeitig den Komfort erhöht. Im Alltagsbetrieb soll das MHEV-System den Verbrauch um rund 0,3 Litern auf 100 Kilometer reduzieren. Dem Kunden bleibt wie bisher die Wahl zwischen Sechsgang-Handschaltung (Basisbenziner), siebenstufigem Doppelkupplungsgetriebe, Front- oder Allradantrieb.
Die gute Nachricht: einen generellen Preisaufschlag für diese bei Audi genannte Produktaufwertung gibt es nicht; Modelle wie der 190 PS starke Audi A4 40 TDI sind sogar günstiger als bisher. Der Basispreis für die 150 PS starke Audi A4 Limousine 35 TFSI liegt bei 35.900 Euro – mit S-Tronic und Frontantrieb. Kurze Zeit später wird eine Variante mit Handschalter und Frontantrieb für 33.600 Euro nachgelegt. Der A4 40 TDI mit Doppelkupplungsgetriebe und Allradantrieb bekommt zum vergleichbaren Vorgänger einen Preisaufschlag von 350 Euro und kostet dann 44.850 Euro. Startpreis für die Audi S4 TDI Limousine: 62.600 Euro.