Jahrelang griffen die europäischen Kunden in der Liga der Luxusversionen ohne groß nachzudenken ganz überwiegend zu den ebenso leistungsstarken wie sparsamen Dieselmodellen. Da macht ein Audi A8 keine Ausnahme gegenüber der Mercedes S-Klasse, einem 7er BMW oder dem mittlerweile ausgelaufenen Jaguar XJ. Doch das Rennen zwischen den Antrieben ist offener denn je geworden – gerade bei dem Vorzeigemodell von Audi. Denn die Ingolstädter bieten ihren A8 – lieferbar mit normalem und langem Radstand als A8 L - mit dem leistungsstarken V8-Topdiesel und mehr als 350 PS gar nicht an. Entweder man entscheidet sich für einen Benziner oder eben den einzigen Diesel – und dann ist bei in dieser Klasse vergleichsweise mageren 286 PS Schluss. Interessanter denn je dürfte für viele daher die Plug-in-Hybridvariante sein, die sich als Audi A8 60 TFSIe Quattro mit einer ebenso inhaltsleeren wie überkandidelten Nomenklatur herumschlagen muss.
Doch abgesehen von der abwählbaren Buchstabenorgie am Heck bietet der Audi A8 PHEV ein mehr als verlockendes Paket für den luxuriösen Alltag. Der aufgeladene Dreiliter-V6-Benziner wird von einem 100 kW starken Elektromotor unterstützt, der sich im Getriebetunnel versteckt, während die üppige Motorleistung auf beide Antriebsachsen übertragen wird. So werden aus den ursprünglich 340 PS / 500 Nm insgesamt 330 kW / 449 PS und ein maximales Drehmoment von 700 Nm, das bei Leistungsanfragen aus jedem Tempo einen zusätzlichen Vortrieb per Powerboost bietet.
Aus dem Stand spurtet der knapp 2,4 Tonnen schwere Allradler in unter fünf Sekunden auf Tempo 100 und wird bei maximal 250 km/h abgeregelt. Der digitale Tacho zeigt dann 268 km/h an. Doch der Vollgasschub auf der Autobahn ist nur das eine. Bis zu einer Geschwindigkeit von 135 km/h kann die Luxuslimousine aus Neckarsulm rein elektrisch fahren.
Die Kombination aus Verbrenner und Elektromodul gefällt im Alltag schon aufgrund ihrer dezenten Zurückhaltung. Einzig der Klang des aufgeladenen Sechszylinders ist unter Last leicht blechern - das bekommen andere Hersteller besser hin. Das gilt auch für die elektrische Reichweite, denn viel mehr als 40 Kilometer sind elektrisch im Alltag kaum drin.
Der A8 fährt rund 50 Kilometer elektrisch
Wer das Gaspedal streichelt und dezent vor sich rollt, kommt immerhin auf rund 50 Kilometer. Viel mehr bietet zumindest derzeit auch die Konkurrenz aus Sindelfingen und München nicht. Im Gegensatz zum BMW 745e hat der Audi A8 jedoch einen praktikablen Benzintank, denn während der hybride 7er gerade einmal 40 Liter nachtanken kann, passen in das Füllgefäß des A8 knapp 65 Liter. Das ermöglicht Reichweiten von rund 700 Kilometern und das ist dann fast schon auf Dieselniveau. Der Realverbrauch liegt zwischen 6,5 und 11 Litern – je nachdem, wie hoch Autobahnanteil und Geschwindigkeit sind.
Der versprochene Normverbrauch von 2,5 Litern lässt sich packen – wenn man einen vollen Akku hat und betont elektrisch unterwegs ist. Auf längerem Strecken ist es unter acht Litern schwerer als schwer. Wer häufig in der City oder auf Landstraßen unterwegs ist, kann sich dagegen freuen. Der 14,1-kWh-Lithium-Ionenakku des A8 lässt sich über eine zweite Tankklappe am linken hinteren Kotflügel nachladen und dann geht es rein elektrisch weiter. Bei einer Ladung mit 7,2 kW Leistung ist die Batterie etwa zwei Stunden wieder voll.
Der A8 verfügt über Fahrerassistenz der Stufe 3
Man ist mit dem Audi A8 PHEV in der Realität nicht anders als mit einem reinen A8-Verbrenner unterwegs. Beim Start geht es allerdings automatisch immer in den Elektromodus und das nervt. Wer das nicht will, muss es manuell abschalten. Man kann sich danach je nach Fahrprogramm entscheiden, ob man die maximale elektrische Reichweite behalten möchte, beide Motoren sich je nach Tempo aufeinander abstimmen oder man eben rein elektrisch ans Ziel seiner Träume cruist. Dabei ist die Bordelektronik des A8 mit Navigationsdaten und Kamerainformationen so ausgefuchst, dass vor einer Kreuzung, einer Ampel oder einem anstehenden Tempolimit automatisch abgebremst wird.
Dafür muss man nicht einmal mit dem adaptiven Tempomaten unterwegs sein, der Spur und Abstand sicher hält. Doch längere Zeit die Hände vom Steuer nehmen, wie Audi es bei der Präsentation des Vorzeigemodells mit der Fahrerassistenzstufe drei seinerzeit versprochen hatte, ist nicht. Je nach Tempo fährt der Audi maximal 15 bis 30 Sekunden ohne dass man die Hände am Steuer hatte. Eine große Erleichterung ist das nicht. Dafür ist die ist die Abstimmung des Fahrwerks mit der variablen Luftfederung und einer feinen Lenkung große Klasse.
Im Innenraum setzt der Audi A8 60 TFSIe Quattro mit seiner Verarbeitung, der Bedienung und dem mächtigen Reisekomfort imposante Maßstäbe. Die klimatisierten Ledersessel mit Massagefunktion sind das Beste, was man derzeit bekommen kann. Allein die Sitzlüftung bietet nicht mehr als ein laues Lüftchen und die Massage in den zahlreichen Programmen schaltet sich nach ein paar Minuten allzu flott wieder ab. Fahrer und Insassen bekommen alle wichtigen Informationen über drei große Digitaldisplays hinter dem Vier-Speichen-Steuer im Stile eines Porsche 964ers sowie in der Mittelkonsole. Dazu werden die Fahrinformationen auch auf ein Head-Up-Display projiziert. Mehr geht aktuell nicht. Die Bedienung per Sprache tut sich bisweilen gerade mit Sonderzielen schwer.
Das Platzangebot hinten ist standesgemäß
Nicht schlechter als vorn reist es sich in der zweiten Reihe. Auch hier gibt es auf Wunsch – bei der Langversion – mehr Beinfreiheit sowie für alle Modelle getrennte Klimatisierung, Massage und Temperatur nach Wahl. Elektrisch lassen sich nicht nur das Dach, sondern auch die hinteren Seitenscheiben verschatten, wenn man lieber für sich bleiben möchte. Das Ladevolumen könnte mit 390 Litern etwas größer sein – reicht aber aus.
Ohne Akkutechnik würde das Gepäckabteil immerhin 505 Liter fassen. So viel Hightech und Image hat seinen Preis. Für den Audi A8 60 TFSIe geht es in der Version mit kurzem Radstand und ordentlicher Serienausstattung ab 106.700 Euro los. Real ist aber die 140.000-Euro-Marke schnell geknackt, wenn man schicke 20-Zöller, belederte Details oder ein Hightech-Soundsystem in seinem Traumwagen genießen möchte.