Der Hang zur Sportlichkeit durchdringt gerade die deutschen Premiumhersteller. Ob Audi, Mercedes oder BMW - alle bieten eine athletisch angehauchte Variante ihrer Modelle an. Manchmal ist es für den Autofahrer nicht so einfach zu durchschauen, dass ein Mercedes AMG 43 eben kein reinrassiger Flitzer aus Affalterbach ist, sondern eine aufgepeppte Variante. Gleiches gilt für BMW. Der X2 M35i hat M-Gene, ist aber kein X2 M. Zum mia san M Selbstverständnis des weißblauen Autobauers fehlen dem Motor mindestens zwei Zylinder und einige Kubikzentimeter. Hubraum Ein Mann ohne Bauch ist ein Krüppel, heißt es in Bayern und ein BMW, bei dem nicht mindestens sechs Töpfe unter der Motorhaube werkeln, kann demnach kein richtiger M sein.

Der BMW X2 M35i ist mit seinen vier Zylindern und 225 kW / 306 PS also streng genommen ein M-chen. All denjenigen, die mit dem Augen rollen und jetzt den strammen X2 M35i als gewogen und für zu leicht befunden, abschreiben wollen, sei gesagt, dass sich der Zweiliter Motor erstaunlich gut schlägt und die Kurvenhatz mit dem Coupé-Crossover wirklich Freude bereitet. Denn die M-Ingenieure haben sich dem Triebwerk und dem Fahrwerk angenommen. "Wir haben alles reingepackt, was ging", erklärt Thomas Kazenwadel, Projektleiter Antrieb. Die Techniker veränderten Pleuel und Kurbelwellen beziehungsweise die Lager und befreiten die Atemwege. Das resultiert in einem besseren Ansaugen, und weniger Gegendruck beim Auspuff. Als flankierende Maßnahme erhöhten die Münchner PS-Experten die Aufladung und verringerten die Verdichtung.

Das verbessert die Fahrbarkeit und lässt das maximale Drehmoment von 450 Newtonmetern schon bei 1.750 U/min von der Leine. Beim Herausbeschleunigen aus dem Drehzahlkeller spricht das Triebwerk im Zusammenspiel mit der Achtgangautomatik gut an und lässt nur ein kleines Turboloch erahnen. Also prügelt der aufgeladene Vierzylinder den X2 M35i in 5,0 Sekunden auf 100 km/h und hört erst bei 250 km/h auf. BMW gibt den Norm-Verbrauch mit 7,1 l/100 km an. Zum stimmigen Gesamtpaket gehört ein passendes Fahrwerk. Auch da haben die Ingenieure das adaptive M-Fahrwerk mit Stahlfedern verbaut. Stärkere Stabilisatoren inklusive vorgespannte Lager, straffere Dämpfer, eine Wankstabilisierung. Dazu kommt ein mechanisches Sperrdifferenzial an der Vorderachse. "Es ist ein stimmiges Auto geworden", freut sich die Projektleiterin Karin Truckenbrodt. Das Fahrwerk ist straff, aber die Fahrmodi unterscheiden sich deutlich voneinander, sodass man problemlos die passende Abstimmung findet.

Kein Brandstifter

Tatsächlich zeigen die Kunstgriffe die erwünschte Wirkung und der X2 M35i bereitet Laune, wenn man keinen X2 M erwartet. Der 1.610 Kilogramm schwere Crossover lenkt freudig ein und hält in der Kurve unbeeindruckt seine Spur. Das Zusammenspiel zwischen der Sperre vorne, dem Allradantrieb und den gezielten Bremseingriffen an der Hinterachse lässt den X2 M35i lange geduldig verharren, ehe der Vorderwagen ganz gemächlich Richtung Fahrbahnrand schiebt. Dazu passt die Lenkung mit weniger Servounterstützung, die den SUV dahin dirigiert, wo er hin soll. Nur beim Fahrbahnbericht erreicht die Münchner Steuerung nicht die Mitteilungsfreude der Porsche-Variante.

"Das Auto ist nach außen kein Brandstifter, kann aber die Keule schon schwingen", sagt Thomas Kazenwadel. Die zwei Auspuffrohre mit jeweils zehn Zentimetern Durchmesser, 19 Zoll Räder mit speziellen Felgen, die blauen Bremssättel und eine Frontschürze mit größeren Lufteinlässen sind die auffälligsten Merkmale des sportlichen X2s. Im Inneren fallen das M-Lenkrad und die Sportsitze ins Auge, aber auch die Tatsache, dass das Infotainment-Bedienoberfläche zwar die aktuelle BMW Kachel-Optik hat, aber das System nicht die modernste Variante ist. Der Bedienung mit dem Drehknopf und der Spracheingabe, die BMW-typisch umgesetzt wird, tut das aber keinen großen Abbruch.

Die Platzverhältnisse sind auch im BMW X2 M35i überraschend, wie bei seinen zivileren Brüdern gut. Auf der Rücksitzbank ist mehr Raum vorhanden, als man zunächst vermutet. Auch die Kopffreiheit ist bei Personen jenseits der 1,85 Meter ausreichend. Allerdings stören die breiten D-Säulen den Fahrer beim seitlichen Blick nach hinten. Legt man die Lehne der Rückbank um, entsteht eine ebene, leicht ansteigende Ladefläche und so vergrößert sich das Kofferraum Volumen von 470 Litern auf 1.355 Liter. Allerdings ist die Heck-Luke recht eng und die Ladekante hoch. Letzteres gilt auch für den Basispreis von 55.200 Euro.

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