Seit Anfang der 2000er Jahre entsteht in der Tübinger Nordstadt ein Wissenschafts- und Technologiepark. Im sogenannten „Cyber Valley“, einem Zentrum für künstliche Intelligenz, plant jetzt auch Automobilzulieferer Bosch Millionen-Investitionen und den Bau eines eigenen Entwicklungszentrums. In der seit 2017 vom Land Baden-Württemberg geförderten Kooperation aus Wirtschaft und Wissenschaft soll in der Region Stuttgart-Tübingen ein weltweiter Schwerpunkt für KI-Forschung entstehen und zur Entwicklung intelligenter Systeme beitragen. Neben Bosch sind weitere Partner aus der Industrie wie Daimler, Amazon, ZF und Porsche vertreten.
Um den Bau des „AI Campus“ in Tübingen zu realisieren, plant der Automobilzulieferer Investitionen in Höhe von rund 35 Millionen Euro. Bis zu 700 KI-Experten sollen dort künftig arbeiten. Derzeit führe das Unternehmen weitere Gespräche mit der Universitätsstadt Tübingen über den Kauf eines rund 12 000 Quadratmeter großen Grundstücks, auf dem dann dieser Campus entstehen soll. Ein möglicher Baubeginn könnte bereits 2020 realisierbar sein, vorbehaltlich eines notwendigen Beschluss des Gemeinderat, der voraussichtlich im Herbst 2019 erfolge, sagte eine Sprecherin der Universitätsstadt Tübingen gegenüber Automobil Produktion. Dieser Beschluss sei dann Startschuss für den Campus zur angewandten Forschung an künstlicher Intelligenz. Bisher sind auf diesem Gelände Forschungsgebäude des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme und des AI Research Building der Universität Tübingen angesiedelt. Der Bezug des Bosch-Campus sei für Ende 2022 angedacht, heißt es von Bosch.
Neben Laboren und Büroräumen soll der Bosch-Campus auch Flächen enthalten, auf denen sich Start-ups und externe Forschungsgruppen im Bereich der künstlichen Intelligenz temporär ansiedeln können. Frei zugängliche Bereiche im Erdgeschoss des neuen Campus sollen darüber hinaus den Experten-Austausch im Cyber Valley fördern. Auch der Öffentlichkeit sollen Teilbereiche des Campus zugänglich sein. Eine zweite Ausbaustufe beinhaltet ein gemeinsames Neubauvorhaben, um dem Cyber Valley auch ein physisches Zentrum zu geben. Bosch wird offenbar nun konkreter mit dem Bau eines eigenen KI-Zentrums in Tübingen. Dieses soll nach Unternehmensangaben dann als Standort einer der größten europäischen Forschungskooperationen im Bereich der Künstlichen Intelligenz dienen.
Andreas Reinshagen/dpa