Die Elektrifizierung des Cayenne ist ein großer Schritt, der gut vorbereitet werden will. Schließlich trägt die Baureihe mehr als 30 Prozent zu Porsches Umsatz bei.

Die Elektrifizierung des Cayenne ist ein großer Schritt, der gut vorbereitet werden will. Schließlich trägt die Baureihe mehr als 30 Prozent zu Porsches Umsatz bei. (Bild: Porsche)

Zweite Lebenshälfte, wo doch schon fleißig am E-Cayenne gearbeitet wird? Das klingt wie ein Widerspruch. Die Erklärung ist einfach: Der Cayenne mit Verbrenner-und Plug-in-Antrieb soll parallel zum Stromer weitergebaut werden. Vermutlich bis ins Jahr 2030. Und dafür haben die Techniker den Erfolgstypen auf Vordermann gebracht und offerieren ihn ab knapp 90.000 Euro.

Der Cayenne bleibt, mit leichten Korrekturen und sanften Erneuerungen, seinem Erscheinungsbild treu. Die Vorderpartie wurde dezent gestrafft, die neuen Scheinwerfer sind jetzt immer mit Matrix-LED-Technik ausgestattet, auf Wunsch gibt es HD-Matrix mit 32.000 Pixeln pro Scheinwerfer. Mit deren Hilfe gibt es auch in finsterster Nacht reichlich Licht, Gegenverkehr und Vorausfahrende werden blitzartig ausgeblendet, Fußgänger oder Tiere am Straßenrand mit kurzen Lichtbündeln markiert. Das neue Heck ist am deutlichsten am jetzt unten platzierten Nummernschild zu erkennen.

Der Cayenne E-Hybrid bringt es auf eine Systemleistung von 346 kW/470 PS
Der Cayenne E-Hybrid bringt es auf eine Systemleistung von 346 kW/470 PS. (Bild: Porsche)

Bis zu 74 Kilometer rein elektrischer Reichweite sind möglich

In den Antrieb wurde viel Feinschliff investiert, zum Start im Juli gibt es neben dem Basismodell Cayenne mit drei Liter großem V6-Turbobenziner und jetzt 260 kW/353 PS noch den jetzt wieder mit dem hauseigenen V8-Biturbomotor (349 kW/474 PS) ausgestatteten Cayenne S und den 346 kW/470 PS starken E-Hybrid, dessen Systemdrehmoment von 650 Nm das des V8-Aggregats noch um 50 Nm übertrifft.

Power haben alle drei Aggregate mehr als ausreichend, wobei naturgemäß der Achtzylinder im Cayenne S beim kräftigen Beschleunigen am überzeugendsten klingt und der Plug-in-Hybrid bei der Beschleunigung ganz vorn liegt. Trotz knapp 2,5 Tonnen Gewicht sprintet er in 4,9 Sekunden und damit um eine Zehntelsekunde früher über die 100-km/h-Marke als die S-Version. Es sei denn, die wird via Launch Control beschleunigt – dann kann sie gegenüber dem Plug-in zwei Zehntelsekunden gut machen.

Doch das sind eher akademische Werte, im realen Straßenverkehr zählen andere Faktoren. So bietet der E-Hybrid jetzt eine ordentliche elektrische Reichweite, laut WLTP-Norm sind es 66 bis 74 Kilometer. Und die waren bei den ersten Testfahrten im tempolimitierten Österreich zumindest mit etwas Zurückhaltung am Gaspedal auch real zu schaffen. Zuständig dafür ist ein Akku mit jetzt 25,9 kWh, der mit elf kW in rund zweieinviertel Stunden gefüllt wird. Die E-Maschine liefert jetzt 130 kW/176 PS zu und schafft allein eine Spitze von 135 km/h. Mit beiden Antrieben gemeinsam geht es bis 254 km/h, das Basismodell schafft 248 und der S 273 km/h Spitze.

Gestrafft: die Front des neuen Porsche Cayenne mit den neuen HD-Matrixleuchten mit je 32.000 Pixeln
Gestrafft: die Front des neuen Porsche Cayenne mit den neuen HD-Matrixleuchten mit je 32.000 Pixeln. (Bild: Porsche)

Fahrwerk noch flexibler für verschiedenste Untergründe

Ein wichtiges Kapitel beim Facelift des Cayenne neben dem Antrieb war das Fahrwerk. Die Aufgabe: Die schon bisher beeindruckende Spreizung zwischen sehr schneller Autobahnfahrt, ernsthaftem Geländekraxeln und allem dazwischen sollte noch einen Tick breiter aufgefächert werden. Deshalb hat der Cayenne jetzt serienmäßig ein Stahlfederwerk mit Porsche Active Suspension Management (PASM) plus neuen Stoßdämpfern mit 2-Ventil-Technologie und separater Zug-und Druckstufe eingebaut. Noch einen Schritt weiter geht die optionale adaptive Luftfederung mit Zweikammer-Zweiventiltechnologie. Erster Eindruck beim Offroaden auf Schotter mit massiven Querrillen: Der Cayenne steckt so ziemlich alles weg, was ihm unterkommt. Und das auch bei forcierter Fahrt. Dazu passt die weiter verbesserte akustische Abkoppelung: Im Innenraum kommt von derlei Ausflügen praktisch nichts an.

Apropos Innenraum: Hier hat der Cayenne den Schritt zum aktuellen Anzeige-und Bediensystem der Zuffenhausener gemacht. Die Porsche Driver Experience, bekannt aus dem Taycan, sammelt häufig genutzte Funktionen am und neben dem Lenkrad. Gestartet wird nun links per Knopfdruck, der kleine Gangwahlhebel ist rechts neben das Lenkrad gewandert, das schafft Raum auf der Mittelkonsole - etwa für die etwas tief liegende Klima-Einstellungseinheit mit mechanischen Schaltwippen. Auch ein Drehknopf für die Lautstärke-Einstellung ist dort zu finden.

Das volldigitale Cockpit des neuen Cayenne kennt man aus dem Taycan
Das volldigitale Cockpit des neuen Cayenne kennt man aus dem Taycan. (Bild: Porsche)

Das Kombiinstrument im Format 12,6 Zoll ist leicht konkav und vielfältig einstellbar, dazu gibt es als Option ein gestochen scharf anzeigendes Head-up-Display. Das Touchdisplay in der Mitte des Armaturenbretts ist 12,3 Zoll groß, auf Wunsch rollt der Cayenne zusätzlich mit einem schmalen 10,9-Zoll-Display direkt vor dem Beifahrer vor. Der kann sich darauf während der Fahrt, uneinsehbar vom Menschen am Lenkrad, etwa einen Film anschauen. Das alles hat natürlich seinen Preis, los geht es mit dem Cayenne bei 89.100 Euro (Coupé 93.150 Euro), der S kostet ab 107.550 Euro (Coupé ab 112.800 Euro) und der E-Hybrid ab 103.350 Euro (Coupé ab 106.350 Euro).

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