Wer sich einen schönen Sommer und ein stimmungsvolles Frühjahr spendieren will, der spart bei der Motorisierung und steckt das Geld in den 500er C. Natürlich ist der Fiat 500C alles andere als ein Cabriolet und selbst das Targadach möchte man ihm absprechen, denn an sich bietet der kleine Italiener nicht mehr als ein großes Schiebedach aus Stoff. Einst holte man sich Sonne und frische Luft ins Fahrzeuginnere des kleinen Krabblers, indem man das Rolldach manuell nach hinten beförderte. Heute geschieht das selbstverständlich elektrisch und auch wenn wegen feststehender Scheibenrahmen und Dachholme keine Cabriogefühle aufkommen, ist der Fiat 500 gerade als 500C eine echte Schau. Seit mehr als zehn Jahren beglückt er die Damenwelt - zugegeben bevorzugt in den großen Städten Europas. Dabei ist er so klassenlos, wie man es einst vom Golf kannte. Den Fiat 500 kann irgendwie jeder fahren.

Schulabgängerinnen haben sich genauso in den Kleinstwagen aus Turin verguckt wie Geschäftsfrauen mittleren Alters, It-Girls, Pferdeschwanz-Ray-Ban-Trägerinnen aus der Metropole oder Berufstätige aus dem zumeist urbanen Umfeld. Da wundert es nicht, dass sich der Fiat 500 europaweit im vergangenen Jahr mit 194.000 Autos so gut verkaufte wie noch nie zuvor. "Dieser Verkaufsrekord zeigt mir, dass der Fiat 500 ein zeitlos ikonisches Modell nicht nur für die Marke Fiat ist", sagt Fiat-Chef Luca Napolitano, "ich bin sehr stolz auf dieses Resultat, mit dem sich der Fiat 500 zum Bestseller in elf Ländern entwickelt hat. Er wird überall als italienisches Symbol für Design gesehen. Der Fiat 500 bleibt sich selbst treu, und wird trotzdem immer wieder neu interpretiert."

Männer sieht man im Fiat 500 zugegeben nur selten. Nicht, dass der kleine Fiat bei den Männern nicht ankäme, doch sein rundlich-knuffiges Design macht es dem starken Geschlecht schwer, sich offen zu ihm zu bekennen. Ein kurzer Abstecher zum Bäcker mit dem Auto von Frau oder Freundin; viel mehr ist kaum drin und selbst die leistungsstarken Abarth-Versionen werden in Metropolen wie München oder Hamburg eher von coolen und trendigen Damen bedient. Sie alle wissen insbesondere eines zu schätzen: Das Design des Fiat 500 ist ein Knaller. Das war bei der Präsentation im Jahre 2007 nicht anders als heute. Ähnlich wie der Mini bedient der 500er den Retro-Chic aus den 50er und 60er Jahren.

Motor bleibt nachrangig

Der 500er ist der perfekte Begleiter für die Innenstadt. Er ist klein, er ist wendig, er ist chic und cool - seit mehr als zehn Jahren. Welches Auto kann das von sich schon behaupten? Dabei hat der Fiat 500 - egal ob als geschlossene Version oder als solche mit dem mittlerweile elektrisierten Rolldach - sich weitgehend unabhängig von seinem Antrieb gemacht. Bereits das Basismodell mit seinem 1,2 Liter großen Vierzylinder ist die rechte Wahl. Kein Hightech-Triebwerk, kein 16-Ventiler, keine Turboaufladung oder Direkteinspritzer. Es gibt keinen Grund, sich für den kaum stärkeren Fiat 500 Twin Air zu entscheiden, der mit Direkteinspritzung und entsprechender Aufladung zwar deutlich moderner ist. Doch bei ihm handelt es sich um einen nur 0,9 Liter großen Zweizylinder mit furchterregendem Klang, der mit 85 PS zwar mehr Leistung bietet, jedoch ebenfalls munter getreten werden muss, während der Verbrauchsvorteil von 4,8 zu 5,4 Litern im Vergleich 1,2-Liter-Modell für den Kunden scheinbar keine große Rolle spielt. Sparsam sind die ja irgendwie beide und die ohnehin vergleichbaren Fahrleistungen spielen beim Fiat 500 C eine untergeordnete bis gar keine Rolle.

Die 51 kW / 69 PS und gerade einmal 102 Nm maximales Drehmoment des Fiat 500C 1.2 sind eine Kraftentfaltung, die nach modernen Maßstäben viele Wünsche offenlässt - gerade weil auch die manuelle Fünfgang-Schaltung aus einer Zeit zu kommen scheint, die schon ein paar Dekaden hinter einem liegt. Wer es auf der Autobahn darauf anlegt, drückt die bei Dunkelheit nicht immer einfach abzulesende Höchstgeschwindigkeit auf knapp 170 km/h; real ist es Tempo 160. Das Wort Beschleunigung mag kaum zum Vortrieb des Fronttrieblers passen und doch kann man dem Fiat 500 nicht böse sein. Im Gegenteil. Der Motor reicht im besten Sinne des Wortes aus. Er bringt einen von A nach B, vom eigenen Zuhause ins Büro, auf dem Weg zurück vorbei zum Einkaufen und wenn die beste Freundin zum Flughafen will, findet selbst im alles andere als üppig dimensionierten Gepäckabteil des Fiat 500C der große Koffer Platz. Falls nicht, wird die Rückbank umgelegt und bei jeder Fahrt hat man einen stylishen Auftritt. Das Fahrwerk ist nicht zu weich, nicht zu hart und die per Taster zuschaltbare Lenkunterstützung beim Einparken ist genauso überflüssig wie die Parksensoren hinten.

Stärken und Schwächen

Kaum ein Modell außerhalb des Porsche 911 hat so begehrte Sondereditionen. Die tief dunkelblaue Fiat 500 / 500C Riva war vor zwei Jahren eine echte Schau, weil er echten Luxuschic in den Kleinwagen brachte. Einen Luxus, den man zuvor allenfalls bei den ersten Generationen des Lancia Y erlebt hatte, der die Massen jedoch nie begeistern konnte und außerhalb von Italien keine Chance hatte. Das sieht beim Fiat 500 ganz anders aus, denn er erkundet mittlerweile auch die alles andere als kleinwagenfreundlichen USA. "Heute ist der Fiat 500 das internationalste Fahrzeug unserer Marke. Es wird in weltweit mehr als 100 Ländern verkauft, rund 80 Prozent des Verkaufsvolumens wird außerhalb von Italien generiert", so Luca Napolitano, "insgesamt wurden seit der Vorstellung im Jahr 2007 mehr als 2,11 Millionen Einheiten verkauft." Das aktuell begehrte Sondermodell heiße Collezione und er ist mit seiner Brunello-Zweifarblackierung, kupferfarbenem Dekorstreifen und schicken Kreuzspeichenfelgen eine echte Schau.

Das Außendesign setzt sich im Innenraum fort, auch wenn dem Norditaliener im Innern sein Alter anzumerken ist. Das Multifunktionsinstrument hinter dem griffigen Ledersteuer informiert praktisch, aber wenig zeitgemäß mit in sich verschlungenen Runduhren und einem Digitalinstrument aus den frühen Zeiten des Radioweckers über die wichtigsten Funktionen. Für 290 Euro gibt es zeitgemäße Digitalinstrumente. Mittig die zentrale Bedienung der Klimaautomatik ohne die schmerzlich vermisste Sitzheizung und darüber der etwas kleine Touchscreen, auf dem sich Navigation, Soundsystem und die Vernetzung des Smartphones nicht perfekt, aber ordentlich steuern lassen. Twitter, Facebook, Deezer und Co - alles an Bord. So viel Styling hat seinen Preis, denn auch wenn gerade Händler immer wieder mit Schnapperangeboten Kunden in 500er-Modelle mit Billigausstattung locken wollen, die Editionen haben ihren Preis. Der Fiat 500C Collezione kostet mindestens 19.190 Euro. In jedem Fall sollte man sich das 300 Euro Navigationssystem gönnen und um die 900 Euro teuren Xenonlichter kommt man nicht herum, weil die Halogenleuchten wahre Funzeln sind. Fehlen an sich nur beheizte Ledersitze, die Fiat bei diesem Modell nicht einmal gegen Aufpreis anbietet. Letztlich sind 22.560 Euro für einen Fiat 500C 1.2 Collezione kein Pappenstiel und dafür wird man fraglos auch ein oder zwei Klassen höher fündig. Doch so mit so viel Chic wie im kleinen Frauenversteher, ist man dann nicht unterwegs.

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