Über die Entstehungsgeschichte des Fiat 124 Spider wurde schon viel geschrieben. Der Italo-Roadster teilt sich das Chassis und einen Großteil der Technik mit dem famosen Mazda MX-5 und eigentlich hätte der nächste Alfa-Romeo-Roadster sich das japanische Know-how zu eigen machen sollen. Allerdings legte der Fiat-Boss Sergio Marchionne sein Veto ein. Warum das wichtig ist? Nun, der Fiat Abarth 124 Spider kommt vom Prinzip her der ursprünglichen Idee eines Alfa-Romeo-Roadsters näher als das Fiat-Pendant, das eher den Gran-Turismo-Gleiter gibt.

Beim Blick unter das Technik-Blechkleid wird schnell klar, wie der Abarth-Skorpion den asiatischen Technik-Spender und den Fiat-Bruder ausstechen will: Knackige Bilstein-Dämpfer sorgen für eine deutlich sportlichere Abstimmung. "Der Abarth ist aggressiver. Deswegen ist auch das Fahrwerk auf Fahrdynamik ausgerichtet", erklärt Entwickler Michelangelo Liguori. Damit die Kraft des 125 kW / 170 PS 1,4-Liter Turbos auch in die richtigen Bahnen gelenkt wird, hilft an der Hinterachse eine mechanische Differenzialsperre.

Klingt ja alles ganz verheißungsvoll. Schon im Stand macht der Abarth 124 Spider einen auf sportlich-dicke Hosenträger-Gurte. Vier Auspuffrohre protzen am Heck und umrahmen einen Diffusor, dazu kommen größere Räder, eine mattschwarze Motorhaube und Kofferraum-Deckel. Schließlich lieben es die Italiener, mit der Historie zu spielen und zitieren den 124er-Rallye-Urahn. Nur verkommt das Ganze schnell zur Lachnummer, wenn der Neuzeit-Sportler sich auf der Passstraße als fahrdynamisches Leichtgewicht erweist. Schon im Leerlauf röchelt gurgelt und spotzt der Vierzylinder-Motor, als wenn er zwei Zylinder-Klassen höher antreten würde.

Bitte mehr Leistung

Dank des Turbo-Motors, der schon bei 2.500 U/min mit dem maximalen Drehmoment von 250 Newtonmetern für Vortrieb sorgt, legt der Abarth gleich richtig los. Im Unterschied zum Mazda MX-5 ist der Italiener keine Drehorgel, sondern hat den typischen Wumms eines aufgeladenen Triebwerks. "Copy and Paste war nie beabsichtigt", macht Michelangelo Liguori klar. Allerdings geht dem Vierzylinder-Triebwerk nach oben hin auch etwas die Luft aus. Das Fahrwerk und auch der Name Abarth könnten durchaus ein paar Pferde mehr unter der langen Motorhaube vertragen. Die Fahrleistungen sind dennoch keineswegs schwächlich: Nach 6,8 Sekunden erreicht der Skorpion Landstraßen-Tempo und schießt weiter bis 232 km/h. Der Norm-Verbrauch von 6,4 Litern auf 100 Kilometer bleibt bei einer artgerechten Fortbewegung freilich nur ein Wunschtraum.

Das Fahrwerk hätte auf alle Fälle keine Probleme mit einem stärkeren Punch. Die Differenzialsperre hilft beim Carven und die Bilstein-Dämpfer machen ihren Namen alle Ehre, halten den Bodenkontakt, federn straffer ab, ohne unkommod zu werden und die Fahrt in eine Bodenwellen-Hoppelei zu verwandeln. Drückt man den Sportknopf, verhärtet sich die Lenkung, die Gasannahme wird unmittelbarer und die Traktionskontrolle lässt dem Heck ein paar Freiheiten mehr. Der Motor meldet sich auch noch mit einem markigen rotzenden Röhren zu Wort - dem Klappen-Sportauspuff sei Dank. Dazu passt die knackige Sechsgang-Handschaltung, die aufgrund des stärkeren Drehmoments angepasst werden musste. Wer den Abarth über Passstraßen gescheucht hat, weiß: Das ist der bessere 124er - weil sportlicher und dennoch langstreckentauglich.

Auch der Innenraum des Abarth schlägt sowohl den Mazda als auch den Fiat. Feines Leder, Alu-Pedale und ein schönes Sportlenkrad hübschen den Innenraum auf. Die Kardinalsfrage bleibt: Ist das alles 16.010 Euro Aufpreis gegenüber dem Fiat 124 Spider und 13.110 Euro gegenüber dem stärksten Mazda MX-5 wert? Schließlich hat der Abarth 124 Spider nur 30 PS und zehn Nm mehr Drehmoment als sein italienischer Bruder, während es beim Mazda gar nur 10 PS und 50 Newtonmeter sind. Die Antwort ist "Jein". Spaß bereiten die beiden anderen Roadster auch, echtes sportliches Abarth-Feeling und den schicksten Innenraum bekommt man nur beim giftigsten Spider, echte Fans werden dafür 40.000 Euro auf den Tisch blättern.

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