Rund sieben Zentimeter ist der Ford Fiesta im Vergleich zu seinem Vorgänger in der Länge gewachsen. Das sieht man ihm an - und man merkt es im Innern noch mehr. Braucht man da noch einen Focus? Zumindest dann nicht, wenn man zumeist allein oder zu zweit unterwegs ist. Denn auch wenn der 4,04 Meter lange Ford Fiesta mit 292 Litern keinen Gepäckraum mit Gardemaß offeriert und das Platzangebot klassenbedingt auch bei der achten Auflage im Fond überschaubar bleibt, fehlt es der Einzelperson oder dem verliebten Pärchen an nichts; zumindest wenn es um das Thema Platz geht. Der Laderaum lässt sich durch Umklappen der Rückbank auf knapp 1.100 Liter erweitern und vorne sitzt es sich auf wohl konturierten Stühlen bequemer denn je. Bleibt die Frage, wieso es den Ford Fiesta unverändert mit drei oder fünf Türen gibt? Den meisten wird der Fünftürer besser passen; die Einstiegsvariante mit zwei Türen weniger hätte man sich daher sparen können.

Auch wenn der Fiesta nach wie vor nicht auf dem Qualitätsstandard eines VW Polo unterwegs ist, die Ford-Ingenieure haben bei der Neuauflage viel dazu gelernt. Vorbei sind die Zeiten, in denen ein winziger Bildschirm irgendwo nahe der Windschutzscheibe eine noch winzigere Navigationskarte ablichtete und die Bedienung der Fahrzeugfunktionen einem ein Rätsel nach dem anderen aufgab. Die Instrumente scheinen endlich nicht mehr als dem Fish-Price-Karton zu stammen und auch bei Materialien und Oberflächen gibt es ebenfalls einen Schritt in die richtige Richtung, ohne dass die Insassen restlos beeindruckt wären.

Das sind sie jedoch unverändert vom Fahrwerk, das stramm alle nervigen Unebenheiten wegbügelt ohne nur eine Spur schwammig zu wirken. Die Lenkung ist dabei ebenso leichtgängig wie präzise, die Sechsgang-Handschaltung einfach nur vorbildlich und der Dreizylinder mit 74 kW / 100 PS ist eine ideale Besetzung für den Fiesta. Unverändert macht das aufgeladene Triebwerk aus seinem Brennkammerterzett keinen Hehl und wird gerade bei höheren Drehzahlen aufdringlicher. Dafür läuft er deutlich vibrationsärmer als die meisten seiner Kontrahenten und man darf nur davon träumen, wie lässig das Ein-Liter-Triebwerk sich wohl fahren lassen würde, denn es einen Zylinder mehr und ein paar Kubikzentimeter mehr Hubraum gäbe.

Teures Vergnügen

Immerhin lassen die Fahrleistungen des quirligen Dreizylinders für diese Liga keine Wünsche offen. Bei einem Normverbrauch von 4,3 Litern Super schaut niemand mehr zu einem Diesel herüber, sondern genießt das Ausdrehen der einzelnen Gänge jenseits der 4.000 U/min und die Dynamik, die dem Kölner ideal zu Gesicht steht. 183 km/h Höchstgeschwindigkeit schafft der Fronttriebler, wenn man sich erst einmal mühsam über die 150-km/h-Marke gekämpft hat. Wenig wichtig in der Realität, aber allemal flott genug ist der Imagespurt 0 auf Tempo 100 in 10,5 Sekunden. Dank des 42 Liter großen Tanks schafft der Fiesta im Alltag leicht 750 Kilometer ohne nachzutanken.

Neben einem guten Fahrwerk und ordentlichen Triebwerken punktete der knapp 1,2 Tonnen schwere Fiesta seit seiner Einführung in den 70er Jahren mal mehr, mal weniger mit einem sehenswerten Design und fairen Preisen. Mittlerweile geht es bei knapp über 12.000 Euro los. Doch an den modernen Turbotriebwerken und einer sinnvollen Komfortausstattung führt auch in der Klasse von Fiesta, Polo, Clio oder 208 kein Weg mehr vorbei. Schnell ist man hier in der Basis mit rund 18.000 Euro dabei. Unverständlich, dass dann Selbstverständlichkeiten wie elektrische Fensterheber hinten (150 Euro), der doppelte Gepäckboden (75 Euro), Klimaautomatik (300 Euro) oder anklappbare Außenspiegel (140 Euro) noch immer extra bezahlt werden müssen. Auch ein Regensensor (155 Euro), Türkantenschutz (150 Euro) oder die Höhenverstellung für den Beifahrersitz mit 75 Euro müssen als Sonderausstattung geordert werden. Einen dicken Patzer erlaubt sich der Ford Fiesta bei den Lichtsystemen, denn zeitgemäße LED-Scheinwerfer sucht man unter den zahlreichen Optionen vergeblich. Sinnvollerweise sollte man beheizte Sitze (300 Euro), das große Fahrerassistenzpaket (600 Euro für Abstandstempomat, Spurhalte-, Licht- und Totwinkelassistent) sowie das mindestens 450 Euro Navigationssystem ordern und drückt den Verkaufspreis somit leicht auf über 22.000 Euro. Mit dem rund 12.000 Euro teuren Basismodell und seinem 70 PS starken Saugmotor hat der gut ausgestattete Ford Fiesta 1.0 Ecoboost Titanium dann nicht mehr viel zu tun; hat er den Preis ohne großen Aufwand und üppige Staffage fast verdoppelt.

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