Der englische Name des Lacks lässt Großes erahnen. "Sparkling Gold" - funkelndes Gold. Auch wenn der Farbton eher an Kupfer als an Gold erinnert, peppt es den Ford Ka+ ganz schön auf. Zumal das Design deutlich sportlicher ist, als das kugelige des bisherigen Ka. Sobald man die Türen öffnet, werden dann aber schnell die Zwänge des Preiskriegs im Billig-Auto-Segment offensichtlich. Beim Anblick der eintönigen dunklen Hartplastik-Höhle ordert jeder Italiener instinktiv einen doppelten Espresso. "Wir haben mit vielen potenziellen Kunden gesprochen und festgestellt, dass einige ein solches Interieur bevorzugen", erklärt Dirk Borrmann, Chief-Ingenieur der europäischen Ford-Kleinwagen. Im Dunkeln verbreiten die bläulich schimmernden Dioden ein angenehmes Ambiente. Immerhin legten die Techniker beim Hartplastik Wert auf Qualität. Als ihnen das Material zu glänzend war, suchten knapp drei Monate nach der Ursache und stellten dann fest, dass der Zulieferer die Plastikmasse zu heiß erwärmte, um Geld zu sparen.

Auch die Türen fallen für ein Auto dieser Preisklasse relativ satt ins Schloss, aber ob das jemand wirklich auffällt, darf zumindest bezweifelt werden. Anstelle von viel Bling-Bling (zu ein paar Chrom-Ringen hat es ja gereicht), versuchten die Ford-Ingenieure Wert auf Details zu legen und den Ka+ für die europäischen Anforderungen anzupassen. Und da steht Praktikabilität ganz oben: Die Passagiere können in 21 Ablagen ihren Krimskrams verstauen. "Der Ka+ ist ein Auto für Menschen, die auch auf der hinteren Bank Platz haben wollen", sagt Dirk Borrmann. Das Ansinnen ist gelungen. Obwohl der Ka+ mit einer Länge von 3,93 Metern kürzer ist, als der Sandero und der Rio, bietet er aufgrund des Radstandes von 2.49 Metern tatsächlich jede Menge Raum im Fond. Dort es sich Menschen jenseits der 1,90 Meter bequem machen, ohne dass ihnen der Dachhimmel auf den Kopf fällt. Da hilft natürlich das hochbauende Karosserie-Konzept. Zaubern können aber auch die Interieur-Designer nicht. Der Kofferraum ist mit einem Fassungsvermögen von 270 Litern nur durchschnittlich groß.

 

Die Sitze vorne machen zunächst auch einen gemütlichen Eindruck. Obwohl das Lenkrad nicht in der Länge verstellbar ist, findet man schnell eine gute Sitzposition. Das Gestühl ist aber auf Dauer zu weich, die Beinauflage ist zu kurz und der Seitenhalt fast nicht vorhanden. Das ist aber gar nicht nötig, weil selbst der 63 KW / 85 PS-Motor an Lustlosigkeit kaum zu überbieten ist. Der Sauger holt tief Luft, lässt sich dann erst einmal viel Zeit, um dann gemächlich anzutraben. Selbst energische Tritte auf das Gaspedal und engagiertes Rühren in dem guten Fünfgang-Getriebe bringen den 1.2-Liter-Vierzylinder nicht aus der Ruhe. Erst bei hohen Drehzahlen und dementsprechend lautem Rappeln geht es einigermaßen voran. Das zeigen auch die Fahrleistungen: Nach 13,3 Sekunden erreicht das 1.055 Kilogramm schwere Vehikel Landstraßen-Tempo und bei 169 km/h ist Schluss.

Dazu passt auch der Normverbrauch von fünf Litern pro 100 Kilometer. Im Grunde ist der zurückhaltende Auftritt des Ford Ka+ schade, denn das Fahrwerk und die Lenkung genügen durchaus höheren Ansprüchen. Der Kleinwagen wird in Indien gebaut und teilt sich die B-Plattform mit dem Fiesta, von dem auch die Lenkung kommt. Für den europäischen Einsatz senkten die Ingenieure die Karosserie der indischen Ka+-Variante um einen Zentimeter ab, veränderten Federn, Dämpfer, spendierten dem Fahrwerk einen steiferen Querstabilisator sowie Motor-Hilfsrahmen und andere Lager. Das Ergebnis kann sich durchaus fahren lassen. Obwohl der Ka+ komfortabel abgestimmt ist, pfeift er dank der einigermaßen präzisen Lenkung ambitioniert und beherrschbar um die Ecken. Zum vollkommenen Glück fehlt nur ein temperamentvolleres Triebwerk, aber die Turbo-Ecoboost-Motoren wird es im Ka+ so schnell nicht geben. Zum einen treiben sie den Preis nach oben und rücken zudem den kleinen Ford in die Nähe des Fiesta und eine Kannibalisierung der beiden Baureihen will man bei Ford tunlichst vermeiden. Die Aufgabe des Ka+ ist es, Modellen wie Dacia Sandero und Kia Rio Kunden abzujagen, nicht dem Bruder.

In Deutschland wird der Ka+ ab Oktober mit zwei Varianten des 1.2-Liter-Benzin-Motors angeboten: 51 kW / 70 PS und 63 kW / 85 PS. Das Einstiegs-Modell des Kleinwagens, der nur als Fünftürer zu haben sein wird, kostet 9.990 Euro, den stärkeren Motor bekommt man nur, wenn man die höhere Ausstattungs-Version für 11.400 Euro ordert. Damit liegt der Ka+ in etwa auf Augenhöhe mit dem Dacia Sandero, der mit 54 kW / 73 PS in der Laureate-Ausstattung 9.090 Euro kostet und dem Kia-Rio-Fünftürer (62 kW / 84 PS), bei dem es mindestens 10.690 Euro fällig sind. In der Basisversion des Ka+ ist ein Bluetooth-Radio serienmäßig. Beim Top-Modell, sind unter anderem eine Sprachsteuerung und eine manuelle Klimaanlage ab Werk verbaut. Das dürfte der gefragtere Ka+ der beiden Alternativen sein. Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Käufer das Auto dann noch mit Extras ausrüsten. Wer noch etwas Geld in die Hand nimmt, bekommt beim Ka+ ein DAB-Radio (250 Euro), beheizbare Vordersitze (300 Euro), 15-Zoll-Alus, eine Klima-Automatik (300 Euro) 15-Zoll-Alus (550 Euro) oder sogar dunkle Scheiben hinten (200 Euro). Allerdings sind die diese Ausstattungs-Details nur für die Top-Version erhältlich und schrauben so dem Preis in die Höhe.

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