SUV hier, SUV da. Die SUV-Schwemme ebbt einfach nicht ab. Warum aber auch? Zu groß sind die Vorzüge der Straßenkreuzer, die nicht selten von Frauen zum Shopping oder als Kinder-Hobby-Truppentransporter genutzt werden. Eine hohe Sitzposition, viel Leistung und viel Platz stehen einem massiven äußeren Erscheinungsbild inklusive der daraus resultierenden Parkplatznot sowie einem erhöhten Spritverbrauch gegenüber. Glücklich ist daher derjenige SUV-Pilot, dessen Vehikel es schafft, eben jene Negativ-Faktoren in Luft aufzulösen. Der Jaguar F-Pace 25d AWD ist genau solch ein Vehikel. Der 4,73 Meter lange und 2,18 Meter breite Brite wirkt auf den ersten Blick einfach nur aggressiv. Vor allem von vorn lässt er keinen Zweifel daran, dass er alles, was auf der linken Spur vor ihm fährt, in seinen gewaltigen Schlund aufzusaugen und hinten aus seinen beiden Endrohren wieder auszuspucken vermag. Dass dem 52.860 Euro teuren Allradler bei 217 Kilometer pro Stunde die Luft ausgeht, muss ja niemand wissen. Der 25d AWD mit seinen 240 PS und den 500 Newtonmetern ist mehr als ausreichend motorisiert, sein Achtgang-Automatikgetriebe wechselt kaum spürbar die Gänge und das Allradsystem hält ihn auch bei nasser Fahrbahn perfekt in der Spur. Was will man mehr?

Dass die Federung dem einen oder anderen ein wenig zu hart fürs urbane Pflaster sein könnte, muss ja der Nachbar nicht auf sein Neid-Brot geschmiert bekommen. Der soll sich ruhig erst einmal über das moderne Design und die edle Innenausstattung ärgern. Sollte er sogar einmal bei Dunkelheit in ihm chauffiert werden, lässt sich seine gelbe Gesichtsfarbe spielend leicht mit dem Ambientelicht kombinieren. Hier stehen zehn Farben und vier unterschiedliche Helligkeitsstufen zur Wahl - nicht nur für modebewusste Frauen sind die Lichtleisten in den großen Türen ein echter Hingucker. Der Fahrer kann aber auch viel einfacher den Innenraum in ein angriffslustiges Rot tauchen. Dazu muss er lediglich das Fahrprogramm Dynamik aus den vier zur Verfügung stehenden Programmen anwählen. Im Nu spricht das Gaspedal flotter an, die Lenkung wird spürbar direkter und der digitale Tacho schaltet auf Sport. Überhaupt bietet der Tacho durch seine vier verschiedenen Themen für nahezu jeden Geschmack etwas.

Beim Rest des Interieurs gilt der Satz: "Wer hier mit geschlossenen Augen hineingesetzt wird und dann erst einen Blick riskiert, wird lediglich durch die springende Raubkatze an die Marke Jaguar erinnert. Es könnte ebenso gut auch ein Land Rover sein." Neben dem aus der Mittelkonsole aufsteigenden Bedien-Drehschalter für die Achtgang-Automatik, über den 10,2 Zoll großen Display bis hin zur Software, die dort per Wischtechnik spielend leicht bedient werden kann ist hier alles Land Rover Jaguar-Baukasten gleich. Aber bitte nicht falsch verstehen: Das ist gut so. Denn auch, wenn JLR auf die üblichen Konnektivitäts-Apps wie Apple CarPlay und Android Auto verzichtet und das eigene System nutzt, welches per eigener App zu steuern ist, heißt dies nicht, dass es schlechter ist. Es ist, wie es ein Jaguarfahrer auch gern sein möchte, individueller. Dies gilt auch für den Activity Key, sprich das wasserdichte Gummiarmband, welches als Schlüssel fungieren kann. Autoschlüssel im Fahrzeug lassen, Türen schließen und anschließend mit dem Armband den Buchstaben J des Jaguar-Schriftzuges am Heck berühren. Schon schließt der Wagen ab. Nach dem erfolgreichen Fitnessprogramm zu Lande oder zu Wasser einfach wieder das J berühren und zugleich den Heckklappenöffner drücken, schon öffnet sich der Wagen wieder. Zumindest in der Theorie. In der Praxis bedarf es leider ein paar Anläufen, die einen kurz mal daran zweifeln lassen, ob die Idee so gut war, das Smartphone ebenfalls im Auto liegen zu lassen.

Sicher und gut

Gar keine Zweifel kommen dem Jaguar F-Pace-Besitzer allerdings, wenn er erst einmal die Heckklappe öffnet. Denn die 650 Liter Stauraum dort hinten fallen angesichts des scharf geschnittenen Fahrzeugdesigns unerwartet großzügig und leicht zu beladenen aus. Leicht fällt auch das Ein- und Ausparken mit dem F-Pace. Dank 360-Grad-Sicht und Ein- sowie Ausparkpilot braucht niemandem vor der Parkplatzsuche bange sein. Eine Sache ist hier allerdings ein wenig seltsam: Wurde sich auch in die noch so kleine Parklücke hervorragend und ohne Bordsteinkontakt hineinpilotiert, weigert sich die Raubkatze aus genau dieser engen Lücke von selbst wieder hinaus zu gleiten. Bei größeren Lücken geht dies wiederum, wird aber dann eigentlich auch nicht mehr benötigt. Sehr viel Sicherheit bietet in diesem Zusammenhang noch der Querverkehr-Warner, der beim blinden zurücksetzen vor sich seitlich nähernden Fahrzeugen warnt.

Zu den kleinen aber feinen Besonderheiten gehören aber noch weitere nette Funktionen, die der Jaguar F-Pace so anbietet. Da wäre zum Beispiel der den Herzschlag imitierend licht-pulsierende Start-Knopf. Nett ist auch die Start-Stopp-Automatik, die zumindest in den ersten Minuten des Fahrbetriebs an der Ampel mal kurz das Dieselnageln abstellt. Sollte der Motor auf Dauer zu aufdringlich werden, hilft sehr gern die gut klingende Meridian-Soundanlage, die auch DAB-Radio empfängt weiter. Auch das Vorhandensein des Dual-Views, sprich zwei unterschiedliche Anzeigen auf ein und demselben Bildschirm zur selben Zeit, sorgen nicht selten für lange Hälse. Hervorzuheben ist bei der Musikanlage auch die zurückhaltende Verwendung von sich potentiell in der Windschutzscheibe spiegelnden Materialien. Die Plastik-Hochtöner wirken dadurch zwar ein wenig minderwertig, spiegeln aber in keinster Weise. Was nicht ganz so gut ist, ist die Sensibilität der Lichtautomatik. Nicht selten ist der Fahrer gezwungen selbst das Abblendlicht einzuschalten, da das Fahrzeug selbst das Umgebungslicht als noch ausreichend bewertet. Alles in allem wirkt der Jaguar F-Pace wie ein durchaus ernstzunehmender Konkurrent der Modelle BMW X3, Mercedes GLC und Co..

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