Der Opel Corsa war diesmal eine schwere Geburt. Die sechste Generation war bereits zu weiten Teilen entwickelt, ehe PSA das Ruder in Rüsselsheim übernahm und die Vorgabe kam, Plattform und Technik aus französischen Großkonzern zu nutzen, um Synergien zu schaffen. Doch auch wenn viele unkten und das Ende der Rüsselsheimer Kleinwagenkompetenz befürchteten, so kann über das Ergebnis des neuen Opel Corsa niemand meckern. Im Gegenteil, denn der Corsa fährt nicht nur deutlich besser als alle seine blitzgescheiten Vorgänger, sondern kann sich auch spürbar vom Peugeot 208 absetzen, mit dem er sich abseits des Designs Technik und Plattform teilt. Wenn dem Corsa etwas fehlt, ist es wie bei anderen Opel-Versionen etwas Designpfiff, ein echtes Sportmodell und ein Vierzylinder.

Das Design der neuen Corsa-Generation ist gefällig, aber auch betont unauffällig. Gerade in dieser Kleinwagenklasse darf man nicht untergehen. Die Gefahr besteht beim auf 4,06 Meter gewachsenen Corsa zwar nicht, doch wirklich auffällig kommt der kleine Blitz selbst mit seinem dunklen Kontrastdach nicht daher. Jedoch nimmt man ihm ab, dass er sportliche Ambitionen hat. Ein echtes Sportmodell wie einst der Corsa OPC mit mehr als 200 PS scheint aber alles andere als gewiss und auch wenn die Konkurrenz das mit Modellen wie einem VW Polo GTI, Ford Fiesta ST oder Hyundai i20 N bedient, gibt es erst einmal kein Sportabzeichen aus Rüsselsheim. Topmodell ist der Corsa 1.2 Turbo, der von einem 1,2 Liter großen Dreizylinder mit Turboaufladung angetrieben wird, der immerhin 96 kW / 130 PS und bei 1.750 U/min von 230 Nm leistet. Der kleine Dreizylinder schnattert vom Start weg munter und engagiert los. An den rasseligen Dreizylinder-Klang hat man sich mittlerweile gewöhnt. Die Leistungsdaten stimmen, doch ein Zylinder und ein paar Kubikzentimeter mehr Hubraum täten dem knapp 1,2 Tonnen schweren Fronttriebler gut.

Wie auch der Peugeot 208 Puretech 130 ist der Opel Corsa 1.2 an eine achtstufige Getriebeautomatik gekoppelt, die gut mit dem Dreizylinder harmoniert. Über einen Fahrprogrammschalter kann man die einzelnen Fahrmodi beeinflussen, wobei diese Funktion in Kundenhand ins Abseits treten dürfte, da die Unterschiede nicht wirklich groß sind und die Dämpfer ohnehin nicht angesteuert werden. Während man im ungleichen Zwillingsmodell mit Löwengrill und LED-Stoßzähnen betont komfortabel unterwegs ist, über Fahrbahnunebenheiten hinwegschwebt und im Grenzbereich ins Wanken gerät, sieht das im Opel Corsa ganz anders aus. Seine Lenkung gibt mehr Rückmeldung von der Fahrbahn, die Abstimmung ist besonders im Vorderwagen straffer und das Gesamtpaket macht einen ausgewogeneren Eindruck, ohne dabei angestrengt zu wirken. Schon optisch sollte man dem neuen Blitz die optionalen 17-Zöller mit Reifen im Format 205/45 R 17 gönnen. Unabhängig vom Fahrmodus spurtet der kleine Opel aus dem Stand in guten 8,7 Sekunden auf Tempo 100 und schafft ein Maximaltempo von 208 km/h. Mehr wird niemand vermissen. Der Normverbrauch: 6,4 Liter. 44 Liter Tankvolumen sorgen zumindest dafür, dass man nicht allzu oft nachtanken muss.

Teures Topmodell

Im Innern erspart einem der Opel Corsa die Cockpit-Spielereien des 208ers von Peugeot mit dem zu kleinen Lenkrad und den darüber positionierten Armaturen. Ein Volltreffer sind jedoch auch die Anzeigen des Corsa nicht, denn das kleine Instrumentenrechteck mit dem allzu großen Kunststoffrahmen wirkt künstlich ins Cockpit gequetscht und wenig wertig. Viel ungenutzte Fläche mit wenig sehenswertem Kunststoff drumherum - das machen andere besser. Deutlich besser sieht es in der Mittelkonsole sowie auf den Sitzen aus. Hier gibt es zumindest auf Wunsch einen zehn Zoll großen Touchscreen sowie eine kontaktlose Ladeschale für Smartphones. Die bei der Ausstattungsvariante GS sportlich konturierten Stühle geben dabei guten Seitenhalt und eine angenehme Beinauflage. Gerne würde man noch etwas tiefer sitzen, aber im Gesamtpaket ist der Corsa mit 1,44 Metern fast fünf Zentimeter niedriger als sein Vorgänger. Das Platzangebot im neuen Opel Corsa ist speziell in der ersten Reihe gut; im Fond könnte mehr Platz sein. Immerhin bietet der Kofferraum ein Volumen von 309 Litern, das sich durch Umlegen der Rücksitze deutlich erweitern lässt. Die Zuladung: 480 Kilogramm.

Der Basispreis für den mit 75 PS etwas sehr schmächtigen Opel Corsa 1.2 beginnt bei 13.990 Euro. Weniger als die 100-PS-Variante sollte man sich jedoch nicht gönnen und so muss jeder Interessent entscheiden, ob es gar der Corsa 1.2 Turbo mit 130 PS sein muss, der erst bei 23.340 startet und damit bereits an das Tür zur höheren Kompaktklasse klopft. Nicht sparen sollte man jedoch bei den Sonderausstattungen, denn ab Werk hat der Rüsselsheimer nur Frontkollisionswarner mit Fußgängererkennung, Tempomat, Spurhalteassistent und Verkehrszeichenerkennung an Bord. Zumindest LED-Scheinwerfer, Navigationssystem mit dem größeren Zehn-Zoll-Bildschirm, beheizte Sportsitze und eine Rückfahrkamera sollte man seinem neuen Opel Corsa gönnen.

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