Las Vegas trägt nicht zu Unrecht den Namen "Sin City". In der pulsierenden Glückspiel-Metropole gibt es nichts, was nicht geht. Aber wenn die Tuner auf der SEMA Show (Specialty Equipment Market Association) Show in die Wüste Nevadas einfallen und ihren abgefahrenen Automobil-Phantasien freien Lauf lassen, reiben sich sogar die hartgesottenen Einwohner der Vergnügungs-Hauptstadt verwundert die Augen. Ein Blick an den Accuair-Stand reicht schon, um sich zu fragen, wie die Tieferlegungs-Fanatiker diese Autos überhaupt auf die Messe bekommen haben. Die ausufernd beplankten und nur Millimeter über den Asphalt kauernden Boliden, würden jedem teutonischen Polizisten den Angstschweiß auf die Stirn treiben.

Die US-Autobauer wollen sich von dieser durchgeknallten Bande natürlich nicht auf der Nase herumtanzen lassen. Schließlich ist die Tuning-Gemeinde groß und rund 60.000 Fans bevölkern das Messegelände. Da muss man schon was bieten, sonst hat man verloren. Studien, wie der Dodge Durango Shaker oder, der Ram Macho Power Wagon zeigen, dass Fiat-Chrysler auch ungehemmt kann. Als wenn das nicht schon abgefahren genug wäre, bietet der Haustuner Mopar jetzt Einbau-Kits an, um diese Motoren in klassische Modelle zu verpflanzen die vor 1975 gebaut wurden.

Der lässige Dodge Shakedown Challenger erfüllt den Traum eines jeden Muscle-Car-Fans. Ein modernes Auto im Kleid des klassischen 1971er Modells. Gleich nebenan setzt die Jeep Studie CJ66 ebenfalls auf die Verschmelzung zwischen Klassik und Gegenwart. Im Dodge und dem Jeep schlagen mit den Hemi-Motoren mit 5,7 beziehungsweise 6,4 Litern Hubraum mächtige Herzen.

Chevrolet kombiniert beim Chevelle Slammer Concept ebenfalls Retro-Formen mit aktueller Technik. Unter der langen Motorhaube des schmucken Hot Rods werkelt ein frei atmendes Small Block Triebwerk der fünften Generation mit 535 PS und jeder Menge Drehmoment. Das sind 75 PS mehr als im LT1-Motor der Corvette Stingray. "Auf den ersten Blick ist es immer noch ein 1969er Chevelle, aber, wenn man genauer hinschaut, fallen die Details auf", sagt Designer Humberto Ortiz. Gegen diesen Hammer sieht das Camaro SS Slammer Konzept, das die sechste Generation vorwegnimmt, fast harmlos aus.

Tarnkappen-SUV

Und was ist mit Ford? Die lassen sich natürlich auch nicht lumpen. Ein Auto, das den Namen Shockzilla trägt, lässt eigentlich keine Fragen offen. Diese monströse Mutation eines F250 Super Duty Pickups verspeist einen Smart Electric Drive genüsslich zum Frühstück, mittags folgt dann ein Toyota Prius. Ein kompromissloser 6,7-Liter V8-Turbodiesel katapultiert die Fabtech-Studie nach vorne.

Wo wir gerade bei Pickups sind: Was wäre ein Ford-Messeauftritt ohne einen F150? Beim XLT 4x4 Supercrew haben die kalifornischen Tuner von Bojix Design einen Über-Pickup erschaffen, indem sie einen mächtigen Serien F150-Raptor aufgemotzt haben. Die Beplankung machen das graue Vehikel bereit für den ganz harten Geländeeinsatz. Power ist genug vorhanden: zwei Borg-Warner-Turbolader sorgen bei dem 3,5-Liter- Motor für einen ordentlichen Stoffwechsel. In dieser Kategorie mischt Toyota mit dem Pickup "Tacoma TRD Pro Race Truck" mit, der die Tradition der Japaner bei Wüstenrennen wieder aufleben lassen soll.

Der Colorado ZH2 ist ein echter Gegner für diese harten Jungs. Das Brennstoffzellen-SUV ist gemacht für den Vietnam-Veteranen John Rambo. Anders als der von Sylvester Stallone verkörperte Wunder-Soldat, wird das Vehikel mit dem Tarnfarben-Anstrich im realen Einsatz von echten Soldaten der US-Streitkräfte genutzt werden. Die GM-Ingenieure haben den knapp zwei Meter hohen Prototypen zusammen mit den Spezialisten des Army-Forschungszentrums Tardec (Tank Automotive Research Development and Engineering Center) aus dem Taufbecken gehoben. An der Schnee-Front kämpft der Silverado 2500 HD Alaska Edition mit mächtigen Stahlschaufeln, die die weiße Pracht unwiderstehlich zur Seite schieben. Die Chevrolet-Verantwortlichen bestehen darauf, dass der Pickup auch bei den härtesten Bedingungen nicht klein beigibt.

Lässige Idee

Moderne Rennpower verkörpert der Ford Mustang GT4, der weltweit in Rennserien eingesetzt wird. Der Rennwagen wird von einem 5,2-Liter V8 befeuert, dessen röhrender, brabbelnder Klang jedem Besucher eines Formel-1-Rennens die Tränen in die Augen treibt. Das ist aber nicht das einzige Wildpferd, das schnaubend mit den Hufen scharrt. Zwei Cabrios zeigen, wie man angemessen Oben-ohne fährt: beim schwarzen Ford Mustang Sparco Cabrio und dem grell-orangenen Ford Mustang Stitchcraft Cabrio haben die Cockpit Spezialisten den Innenraum veredelt. Ergänzt wird das Duo von einem rasiermesserscharfen Ford Focus RS, den sich Full Race Motorsport zur Brust genommen hat. Der graue Renner mit den heißen orangenen Applikationen prügelt die Konkurrenz mit rund 450 PS vor sich her. Ein Borg-Warner Twinscroll-Turbo presst genug Luft in die Brennräume.

Eine lässige Idee bringt Kia mit nach Nevada. Bei Studie Ski Gondola halten Raupen statt Reifen Kontakt zum Untergrund. Das autonom fahrende Fahrzeug bringt die Skifahrer ohne Chauffeur auf die Piste. Im Hybrid Crossover Niro Triathlon kann der Sportler in einem gemütlichen Loungesessel auf dem Weg zum nächsten Wettkampf entspannen. Auch bei den Konzepten Soul "First Class" und der School of Rocks-Variante, des in Deutschland nicht erhältlichen Vans Kia Sedona, geht es um innere Werte. Der Van wurde zum rollenden Musikstudio umfunktioniert und das Interieur des Lifestyle-Würfel Soul in eine bequeme Lounge inklusive 40-Zoll LED-Fernseher.

Hyundai zaubert ein dynamisches Quartett aus dem Ärmel: Aus dem SUV Santa Fe wird dank unglaublicher 1.040 PS der "Santa Fast". Bei diesem Fahrzeug dürfte selbst der Weihnachtsmann seinen Rentierschlitten eintauschen. Die Kraft kommt von einem 3,8-Liter-V6. Der Bruder Santa Fe Rockstar Concept spielt dagegen die Off-Road-Karte, der Veloster wird auf Rennsport getrimmt und die Studie Road Racer Elantra soll im Alltag schnelles Vorankommen ermöglichen.

Toyota setzt bei der SEMA ebenfalls auf Dynamik. Der Land Speed Cruiser knackt mit Hilfe eines 5,7-Liter V8 und über 2.000 PS die 350 km/h-Grenze. Der Prius G Hybrid soll die Kunden mit seiner Agilität begeistern. Toyota verkündet strahlend, dass der Japaner bei Tests einen BMW 528 in dieser Kategorie die Rücklichter gezeigt hat. Noch schneller soll der aufgepeppte Sportwagen Lexus LC 500 mit 525-V8-PS sein. Dazu bohrten die Tuner das fünf Liter Triebwerk auf 5,6 Liter Hubraum auf.

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