Reportage international

Automarkt Kuwait: Sogar beim Ölwechsel wird gefeilscht

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Autohändler in Kuwait müssen viele Autos vorrätig haben
Die Autohändler in Kuwait müssen viele Autos vorrätig haben.
Range Rover ist in Kuwait ein großer Konkurrent des Porsche
Der Range Rover ist in Kuwait ein großer Konkurrent des Porsche.
Porsche-Händler
Der Porsche-Händler gehört zur "Behbehani Brother W.l.l."-Gruppe.
Porsche 911 Carrera
Der Porsche 911 Carrera ist in Kuwait sehr beliebt.
Audi Q7
Der Audi Q7 ist ein Bestseller der Marke mit dem vier Ringen in Kuwait.
Firmennamen
Das Zeichen steht für den Firmennamen "BBW".
SUVs: in Kuwait sehr beliebt
SUVs sind in Kuwait sehr beliebt.
BMWs Bestseller ist der 7er
BMWs Bestseller ist der 7er.
Kuwaitis feilschen sogar um einen Ölwechsel
Die Kuwaitis feilschen sogar um einen Ölwechsel.
Rote Interieurs: bei Porsche-Kunden beliebt
Rote Interieurs sind bei Porsche-Kunden beliebt.
Benzin kostet 40 Cent pro Liter
Benzin kostet 40 Cent pro Liter - Hybride interessieren keinen.
Porsche-Händler in Kuwait
Die Architektur des Porsche-Händlers in Kuwait gleicht der anderer Porsche-Händler.
Kauf eines Porsche
Auch beim Kauf eines Porsche wird gefälscht.
Markenzeichen des Autohauses
Das Markenzeichen des Autohauses ziert alle Modelle.
GCC -Staaten (Golf Kooperationsrat)
Die Wirtschaft in den GCC -Staaten (Golf Kooperationsrat) boomt aktuell nicht.
Porsche-Händler wird deutlich vergrößert.
Der Porsche-Händler wird deutlich vergrößert.
Porsche-Sales Manager Callum Bottomley
Porsche Sales Manager Callum Bottomley kennt alle Kniffe beim Verkauf in Kuwait.
VWs bestverkauftes Modell in Kuwait: Touareg
VWs bestverkauftes Modell in Kuwait ist der Touareg.

Der Automarkt von Kuwait hat seine ganz eigenen Regeln. Nur das Beste ist gut genug, Hybride interessieren keinen, rote Interieurs sind gefragt und ohne heftiges Handeln bekommt man ohnehin kein Fahrzeug an den Mann.

Das Porsche Zentrum direkt an der Hauptstraße am Rande von Kuwait sieht nicht besonders extravagant aus. Das runde Gebäude mit dem Schaufenster und dem roten Schriftzug könnte auch in Hamburg oder Recklinghausen stehen. Innen parken die Autos dicht gedrängt, keine Spur von orientalischer Opulenz; vielmehr herrscht reine Zweckmäßigkeit. "Wir bauen gerade ein neues Porsche Zentrum, das um ein Vielfaches größer ist", erzählt Sales Manager Callum Bottomley. "Wir", das ist "Behbehani Brother W.l.l.", einer der größten Autohändler im Mittleren Osten, unter dessen Dach sich neben Porsche auch Marken, wie VW, Audi, Jeep, Dodge, Ram und Chrysler vereinen.

Der Automarkt in Kuwait tickt völlig anders als in Europa. "Man muss hier die Regeln kennen, sonst ist man verloren. Keiner zahlt den vollen Preis", erzählt Callum. Handeln ist ein wichtiger Teil eines jeden Geschäfts. Das wissen beide: Kunde und Händler. Also wird beim Autokauf gefeilscht, dass sich die Balken biegen. Da geht es nicht nur um den Gesamtpreis, sondern auch um einzelne Posten auf der Rechnung. Selbst bei einem Ölwechsel wird gehandelt. Das Feilschen ist Teil der arabischen Kultur, also ein Ritual, das einfach dazu gehört. "Die Kunden kommen mit einem bestimmten Budget ins Autohaus und haben eine ganz genaue Vorstellung, was sie wollen", erzählt der Verkäufer. Wenn sie das nicht finden, was sie wollen, schauen sich die Kuwaitis woanders um. Dazu reicht es schon, wenn das Auto nicht die richtige Farbe hat. Die Markentreue ist nicht besonders ausgeprägt - nicht einmal bei einer Luxusmarke wie Porsche.

Porsche verkauft in Kuwait pro Jahr normal rund 1.000 Autos, was rund ein Prozent Marktanteil ausmacht. Dieses Jahr wird diese Ziffer nicht ganz erreicht. Der Bestseller heißt Cayenne, dessen großer Konkurrent seit Jahren der elitäre Range Rover ist. Insbesondere Fahrzeuge der Oberklasse sind bei den Einheimischen beliebt und natürlich Sportwagen. Die Einheimischen warten auch auf spezielle und rare Fahrzeuge. Alleine in Kuwait wurden 13 der seltenen Supersportwagen vom Typ Porsche 918 Spyder verkauft. Auffällig ist, dass Audi deutlich weniger Autos als Porsche verkauft: 2017 waren es gerade einmal 600 Stück. Am besten läuft der Audi Q7 und der Q5. Besser schneidet Mercedes ab, die Autos nach eigenen Aussagen im "unteren vierstelligen" Bereich verkaufen. Genaue Zahlen wollen die Schwaben dann doch lieber für sich behalten. Besonders beliebt sind neben dem CLA auch bei der Marke mit dem Stern die Crossover GLC und GLE. Ab dem 1. Januar 2019 hofft Mercedes dann mit einem neuen Händler auf einen Aufschwung.

Wirtschaftliche Lage nicht besonders gut

Die wirtschaftliche Lage ist in der ehemaligen Boomregion nicht die Beste. Momentan kämpfen alle Automarken mit deutlichen Absatzrückgängen: Die goldenen Jahre 2013 und 2014 als Porsche etwa 1.500 Autos verkaufte (2014) und Audi 1.400 (2013) sind schon eine Weile her. Auch BMW durchschifft gerade schwierige Absatzgewässer. Die Münchner verkauften im vergangenen Jahr jedoch immerhin 1.950 Autos. Die Bestseller sind nicht SUVs, da der X5 gerade neu aufgelegt wird, sondern die Modelle 7er, 5er und 4er. Doch die Bevölkerung Kuwaits besteht nicht nur aus reichen Scheichs und einflussreichen Familien. Auch Inder, Pakistanis und andere Araber wohnen in dem kleinen Staat. Bei den Volumenherstellern sind die Japaner und die Koreaner die großen Spieler. Volkswagen schaffte im vergangenen Jahr mit rund 1.000 verkauften Autos ebenfalls nur einen Marktanteil von etwa einem Prozent in diesem arabischen Land. Auch bei den Niedersachsen stehen die SUVs in den Verkaufslisten ganz vorne: Touareg, Tiguan und dann der Passat.

Und wie schaut es mit der Elektromobilität aus? "Hybride interessieren hier keinen", macht Callum Bottomley klar. Kein großes Wunder, wenn der Liter Benzin gerade einmal 40 Cent kostet und Wasser teurer ist als der Treibstoff an sich. Dennoch werden die Käufer in den Autohäusern immer wieder darauf hingewiesen, dass die Elektromobilität kommen wird. Wann genau - weiß keiner. Handschalter gehören in Kuwait derweil zur aussterbenden Art. "Wenn man so ein Auto will, zahlt man den vollen Preis im Voraus, da kein anderer das Auto will", sagt Callum. Und noch eine Besonderheit gibt es in Kuwait: Die Einheimischen bevorzugen rote Innenausstattungen - natürlich aus Leder.

Handschalter gehören in Kuwait zur aussterbenden Art. "Wenn man so ein Auto will, zahlt man den vollen Preis in Voraus, da kein anderer das Auto will", sagt Callum. Und noch eine Besonderheit gibt es in Kuwait: Die Einheimischen bevorzugen rote Innenausstattungen.