Nachdem der brasilianische Automarkt in den letzten drei Jahren schwer zu kämpfen hatte und in den letzten drei Jahren um die Hälfte abrutschte, scheint es in kleinen Schritten wieder bergauf zu gehen. Im vergangenem Oktober stieg der Absatz der leichten Fahrzeuge in Brasilien um 27,1 Prozent zum Vorjahresmonat auf 196.942 Einheiten. Die Ausfuhren stiegen im Jahresvergleich um 70,3 Prozent und die Produktion nahm um 41,8 Prozent zu. Grund dafür sieht das Analysehaus IHS Markit in den zehn Zinssenkungen seit November 2016, die die Autokäufe ankurbelten.

Auf politischer Ebene entging Präsident Michel Temer der Suspendierung. Im Oktober stimmten die brasilianischen Abgeordneten gegen die Amtsniederlegung. Auch die Staatsanwaltschaft scheiterte ein zweites Mal: Sie dem brasilianischen Präsidenten die Leitung einer kriminellen Organisation vor, die illegale Zahlungen gefordert haben soll. Es geht dabei um Bestechungsgelder in Höhe von mindestens 587 Millionen Reais (154 Millionen Euro). 

IHS revidiert Prognose für 2017 

Laut den IHS-Analysten stieg die Nachfrage nach Autos am brasilianischen Markt in den letzten drei Monaten besonders stark. Das lag zum einen daran, dass die Regierung bis August die Mittel aus dem FGTS-Sozialprogramm freigab. Zum anderen verstärkten Finanzmittel im September und Oktober die Fahrzeugfinanzierungen. IHS Markit geht davon aus, dass der Absatz der leichten Fahrzeuge im Jahr 2017 um 9,4 Prozent ansteigen und somit auf 2,175 Millionen Einheiten kommen wird. Im Oktober gingen die Analysten noch von einem schwächeren Absatz aus. Sie befürchteten, dass die Verkaufsstärke zwar durch die Mittelfreigabe aus dem FGTS-Programm in den September hinein anhalten würde, sich im vierten Quartal dieses Jahres aber abschwächen könnte. Dies ist nun nicht mehr der Fall. IHS Makit geht nun von einer anhaltenden Aufwärtsdynamik aus, solange die Fahrzeugfinanzierung weiter wächst. Zudem führe das verbesserte Umfeld auch zu weiteren Investitionsankündigungen: So will Kia 52 Millionen US-Dollar unter anderem in den Ausbau seiner Händlerstruktur investieren.

Auch die Marke Volkswagen stellte jüngst seine vollständig neu entwickelte Kompakt-Limousine „Virtus“ in Brasilien vor. Das Fahrzeug ist dort Teil einer Modelloffensive: 20 neue Modelle sollen bis 2020 auf dem brasilianischen Markt sein. Dafür nimmt Volkswagen insgesamt 1,8 Milliarden Euro in Hand. 

Prognose bis 2024

Mit Blick auf die Zukunft gehen die Analysten davon aus, dass Brasilien noch viel Zeit für die Markterholung brauchen wird. Bei einer geringen Veränderung der prognostizierten Wirtschaftslage gibt es in den nächsten Jahren keine Treiber für die Verkäufe von leichten Fahrzeugen. Infolgedessen wird die Nachfrage dieser bis 2020 die Marke von 3,0 Millionen Einheiten nicht überschreiten. Danach erwartet IHS Markit eine stärkere Erholung und prognostiziert bis 2024 einen Absatz von 3,4 Millionen Einheiten im Jahr. Schließlich ist das Potenzial laut den Analysten für den brasilianischen Markt da, der Weg dorthin wird angesichts der drohenden politischen Unsicherheit im Land allerdings komplizierter sein.

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