Aus den Informationen, wie ein Auto bewegt wird, wohin es fährt und wer sich darin befindet, lassen sich datenbasierte Services entwickeln, die beispielsweise präziser vor Staus warnen, automatisch einen Parkplatz finden, die Wartung des Wagens vereinfachen oder Qualitätsnachweise beim Weiterverkauf erlauben. Über 70 Prozent der deutschen Autofahrer wären bereit, für solche Dienste zu bezahlen. Offensichtlich auch hohe Beträge, so zumindest die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung McKinsey mit dem Titel "Monetizing Car Data". Ebenso positiv stehen Kunden demnach dem autonomen Fahren gegenüber: 81 Prozent der deutschen Autokäufer würde auf ein autonomes Auto umsteigen - vorausgesetzt, der Fahrer kann die Steuerung auf Wunsch auch selbst übernehmen. Dies ist eine Steigerung um vier Prozentpunkte im Vergleich zur identischen Befragung im Vorjahr. Kunden vertrauen dabei etablierten Autoherstellern: 77 Prozent trauen ihnen eher zu, die Technologie serienreif zu machen, als neuen Autoherstellern (16 Prozent) oder Technologiekonzernen (7 Prozent).
Autohersteller genießen größtes Vertrauen
"Die Menge an Daten, die während der Fahrt im Auto generiert werden, wird sich in den kommenden Jahren vervielfachen", erklärt Andreas Tschiesner, Leiter der europäischen Automobilberatung von McKinsey und Koautor der Studie. Für Autohersteller - aber auch für Zulieferer, Versicherer, Infrastrukturbetreiber und Digitalunternehmen - bietet sich damit ein erhebliches zusätzliches Umsatzpotenzial. "Es gilt nun, den Kunden klarzumachen, dass aus den Fahrzeugdaten ein echter Mehrwert entstehen kann. Datenschutz- und Sicherheitsbedenken müssen dabei ernst genommen werden", so Tschiesner.
Über 90 Prozent der Autofahrer in Deutschland, den USA und China sind laut der Studie außerdem bereit, Daten weiterzugeben, wenn dies zu einer Zeitersparnis führt - beispielsweise bei der Parkplatzsuche. Ähnlich hohe Zustimmungswerte gibt es auch bei anderen Anwendungsfeldern wie der Sicherheit (z.B. Diebstahlschutz), möglichen Kosteneinsparungen (z.B. auf Fahrverhalten basierende Versicherungen) oder Komfortgewinn (z.B. Entertainmentangebote im Auto). Mehr als drei Viertel der Kunden wären ebenfalls bereit, Positionsdaten anonym an den Hersteller zu übermitteln - beispielsweise damit dieser das Fahrzeug verbessern kann.
Über die Anwendungsfelder hinweg bieten sich laut der Studie unterschiedliche Vermarktungsmöglichkeiten. "Hersteller können die Kosten für ein solches Angebot in den Kaufpreis des Fahrzeugs einkalkulieren; alternativ sind auch Modelle wie ein monatliches Abonnement denkbar - oder Optionen wie eine werbefinanzierte kostenlose Bereitstellung", sagt Dominik Wee, McKinsey-Partner und Ko-Autor der Studie. Dabei gelte es jedoch, den Markt genau zu beobachten: Für Navigationslösungen seien auf Grund kostenloser Alternativangebote beispielsweise nur noch ein Drittel aller Kunden überhaupt bereit zu bezahlen. Außerdem sollten Hersteller verstärkt auf die Datensicherheit achten: 83 Prozent der befragten Industrieentscheider schätzen ihr Risiko, Opfer von Hackerangriffen zu werden, als mittel bis hoch ein. Doch nur 41 Prozent geben an, eine eigene Cybersecurity-Einheit zu haben, die solche Angriffe verhindert.
Für die Untersuchung befragte die Unternehmensberatung mehr als 3.000 Autokäufer in Deutschland, den USA und China sowie zahlreiche Industrieentscheider.