Die bereits eng verzahnten Autobauer Renault und Nissan sprechen nach einem Medienbericht über eine komplette Fusion. Ziel sei ein neuer, gemeinsamer Konzern, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag, 29. März. Renault-Chef Carlos Ghosn, der bei beiden Unternehmen das Sagen hat, treibe das Vorhaben voran und wolle auch nach dem angestrebten Zusammenschluss an der Spitze des fusionierten Konzerns stehen.
Entstehen soll ein neues Schwergewicht unter den Massenherstellern. Haken könnte es am Staatseinfluss: Die französische Regierung hat bei Renault ein gewichtiges Wort mitzureden. Das Finanzministerium in Paris und Renault wollten sich nicht äußern. Bei Nissan hieß es, es würden keine Gerüchte und Spekulationen kommentiert.
Berichte über ein mögliches komplettes Zusammengehen gibt es schon länger. Der 64-jährige Ghosn, der erst vor Kurzem eine Vertragsverlängerung als Renault-Vorstandschef bis 2022 erhielt, hatte die Möglichkeit nicht ausgeschlossen.
Im Februar sagte er, dass er Pläne ausarbeiten wolle, die Allianz der Unternehmen «unumkehrbar» zu machen. Anfang März gab es in Medien Berichte, wonach Ghosn daran arbeite, die französische Regierung bei Renault herauszukaufen - was von den Beteiligten als Spekulation abgetan wurde.
Renault und Nissan sind seit 1999 verbunden und arbeiten bei Technik und Einkauf eng zusammen. Renault hat derzeit einen Anteil von gut 43 Prozent an Nissan, Nissan besitzt 15 Prozent an Renault. Bei Renault sitzt aber auch der französische Staat mit einem Anteil von 15 Prozent mit im Boot - was für Ghosn nicht immer konfliktfrei verlief. So fiel zum Beispiel die Managervergütung in seinem neuen Vertrag nach Reibereien ums Gehalt deutlich geringer aus als zuvor.
Zusammen sind die beiden Konzerne an der Börse mehr als 60 Milliarden Euro wert. Die Aktien von Renault kletterten in Paris nach Handelsbeginn zeitweise um mehr als 8 Prozent auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt, zuletzt lagen sie noch knapp 5 Prozent im Plus. In Tokio war die Börse bereits geschlossen. Renault und Nissan beschäftigen zusammen weltweit mehr als 250 000 Mitarbeiter.
Ghosn dürfte mit dem Vorhaben auch den weltgrößten Autobauer Volkswagen im Visier haben. Zusammen mit dem von Nissan weitgehend kontrollierten Hersteller Mitsubishi sieht der Konzernlenker die Allianz ohnehin schon als größten Autobauer der Welt - wenn schwere Nutzfahrzeuge und Lkw wie etwa die von MAN und Scania bei VW herausgerechnet werden. Im vergangenen Jahr hatte der Pakt aus Renault, Nissan und Mitsubishi rund 10,6 Millionen Fahrzeuge verkauft, Volkswagen insgesamt 10,7 Millionen.
Technisch soll die Fusion dem Bericht zufolge so ablaufen, dass Nissan den Renault-Aktionären Aktien des neuen Konzerns gibt und die Anteilseigner der Japaner ebenfalls Aktien dieser Firma erhalten. Denkbar wäre, Konzernzentralen in Frankreich und Japan zu behalten.
Einfluss der Politik als hohe Hürde
Ein Deal könne sich aber als schwierig herausstellen. Neben der als unsicher geltenden Zustimmung der französischen Regierung müssten auch japanische Behörden die Fusion billigen. Es bliebe auch die Frage des rechtlichen Sitzes, hieß es. Neben Frankreich und Japan sind den Informationen zufolge auch Großbritannien und die Niederlande in der Diskussion. Letztgenannte Standorte sind aus steuerlicher Sicht interessant; ein solches Konstrukt hatte der italienisch-amerikanische Autokonzern Fiat Chrysler gewählt.