Den neuen Passat gibt es nur noch als Kombi. Wer eine Limousine möchte, kann in einigen Monaten auf das technisch baugleiche Modell Superb von Skoda zurückgreifen. Oder man entscheidet sich für reine Elektromobilität und greift zum ID.7, mit dem Volkswagen erstmals ein Elektro-Modell in diesem Segment anbietet.
Die mit 4,96 Meter Länge auf Mercedes-E-Klasse-Format gestreckte Limousine wird inzwischen mit zwei Akku-Größen angeboten, 77 und 86 kWh. Wir erhielten zum Test ein Modell mit der kleineren Batterie, die trotzdem für eine Reichweite von 621 Kilometern gut sein soll. Keine Überraschung: Das blieb natürlich ein Wunschtraum. Bei sehr zurückhaltendere Fahrweise auf städtischen und ländlichen Straßen standen bei uns nach zwei Wochen aber immerhin akzeptable 19,2 kWh pro 100 Kilometer Stromverbrauch zu Buche, der Bordcomputer errechnete bei unserem Fahrprofil durchgehend 400 Kilometer Reichweite.
Das wäre noch in Ordnung, allerdings fiel das Laden an Schnellladesäulen enttäuschend aus. Mit 175 kW theoretischer Ladeleistung (11 kW an der Wallbox) läge der VW in seiner Klasse und dieser Disziplin sowieso nicht weit vorne. Tatsächlich erreichten wir maximal Werte um 90 kW, so dass sich die Ladezeiten von 20 auf 80 Prozent auf bis zu einer Dreiviertelstunde zogen.
Schade, denn die lange Reise ist eigentlich die Paradedisziplin des Stromers. Zum einen, weil es vorne, hinten und ganz hinten, also im Kofferraum, Platz in Hülle und Fülle gibt. Vor allem im Fond ist die Beinfreiheit geradezu fürstlich und auch sonst sitzt es sich äußerst komfortabel. Zudem packt der Kofferraum 532 Liter, das reicht schon für eine Woche Hotelurlaub zu viert. Wer den ID.7 als Transportmittel im engeren Sinn nutzen möchte, kann durch Umlegen der Rücksitze durch die weit öffnende Heckklappe fast 1.590 Liter einräumen. Die noch in diesem Jahr folgende Kombi-Version ID.7 Tourer schneidet mit 545 bis 1.714 Liter in dieser Disziplin kaum besser ab. Andererseits ist es auch keine ausgesprochen außergewöhnliche Leistung des Herstellers, ein fast 5 Meter langes Elektroauto mit derart viel Platz zu bauen.
Das gilt nicht für das zweite große Plus des Fünftürers, den Fahrkomfort. Hier zeigt sich die Erfahrung der Marke und ein beachtlicher Unterschied zu einigen Produkten aus Asien. Der ID.7 fährt äußerst leise, federt souverän und lässt sich narrensicher bewegen. Die Lenkung ist zwar kein Ausbund an Exaktheit, für eine Reiselimousine aber absolut im grünen Bereich. Und der Elektromotor hat dank 210 kW/286 PS und üppigen 545 Newtonmeter Drehmoment mit der immerhin 2,2 Tonnen schweren Limousine ebenfalls keine Probleme.
Minidisplay mit rudimentären Angaben für den Fahrer
Auch die Bedienung stellt den Fahrer nicht vor Rätsel, lediglich die Sprachsteuerung ist weit von der Qualität der deutschen Premiummarken und sogar mancher chinesischer Modelle entfernt. Wenig überzeugend fällt auch die Innenraumgestaltung aus. Das große Zentraldisplay mit 38 Zentimetern Bildschirmdiagonale lässt sich zwar gut bedienen, vor dem Fahrer jedoch gibt es nur ein Minidisplay mit einigen rudimentären Angaben. Immerhin ist das gut funktionierende Head-up-Display serienmäßig.
Anders als ein ID.3 oder gar ID.Buzz fällt der ID.7 im Straßenverkehr und auch bei Passanten kaum auf. Selten sind wir auf ein nagelneues Auto weniger häufig angesprochen worden. Das liegt vor allem am unauffälligen Design (wo genau sind eigentlich die 4.585 Euro für das Exterieur-Paket geblieben?) dieser recht hoch aufgesetzten Limousine.
Einerseits darf man Volkswagen angesichts einiger Designexzesse von Wettbewerbern für diese Zurückhaltung bei einem so großen Auto durchaus danken, andererseits hätte dem IDl7 etwas mehr Pep innen wie außen durchaus gutgetan. Auch angesichts eines Grundpreises von 57.000 Euro, den unser Testwagen dank weiterer Extras wie sehr guter Sitze mit Massagefunktion oder auch der Harman-Kardon-Anlage locker nochmals um 12.000 Euro übertraf. Selbst bei der reichweitensteigernden Wärmepumpe, die eigentlich eine Selbstverständlichkeit in dieser Klasse sein sollte, schlägt Wolfsburg nochmals mit 990 Euro zu.
Letztlich blieb bei uns der Eindruck einer zwar komfortablen und mit großzügigem Platzangebot versehenen Limousine, die aber in mancher Hinsicht allzu ambitionslos und routiniert erscheint. Damit ist der ID.7 aber eigentlich nur ein weiterer typischer VW geworden, den man eher mit kühlem Verstand als heißem Herzen kauft.