Zum geplanten Termin übergibt Dürr eine der nach Unternehmensangaben größten Lackierereien in China an SAIC Volkswagen. Das neue Werk in Anting weise mit 120 Karosserien pro Stunde eine doppelt so hohe Produktionskapazität auf wie eine Standardlackiererei. Dabei setzt Dürr im Zuge der intelligenten Fertigung auf den verstärkten Einsatz von Software und künstlicher Intelligenz. Für das neue Werk, in dem diverse Elektromodelle sowie konventionell angetriebene Fahrzeuge gefertigt werden, lieferte das Unternehmen den kompletten Anlagenbau und ein verschiedene eigenentwickelte Softwareprodukte.
Die Digitallösungen wurden parallel zu Planung und Engineering des umfangreichen Anlagenbaus – von der Tauchlackierung, über Lackierkabinen mit Trockenabscheidung, bis zum Trockner und der Abluftreinigung – entwickelt. Während der 1,5-jährigen Projektdauer arbeiteten sechs internationale Produktentwicklungsteams des Anlagenbauers mit jeweils bis zu zehn Entwicklern an den neuen Technologien. Um eine reibungslose IT-Installation in China zu gewährleisten, wurden alle Funktionalitäten der Software zuerst im Dürr-Headquarter in Bietigheim-Bissingen in einer Testumgebung geprüft, die 1:1 den realen Bedingungen entsprach.
Dürr liefert Applikationen für intelligente Fertigung
Mit den verschiedenen Bausteinen der Softwarelösung DXQcontrol könne Volkswagen den Lebenszyklus jeder Karosserie nahtlos verfolgen, verkündet Dürr. Neben dem Auftragsdatenmanagement kommt auch das Modul DXQbusiness.intelligence in einer neuen Ausprägung zum Einsatz. Erstmalig können demnach Verbrauchsdaten wie Energie-, Wasser- oder Luftmengen über lange Zeiträume historisch ausgewertet werden. Ein weiteres Novum sei der Einsatz mobiler Apps: Beispielsweise können Mitarbeiter Alarmfunktionen direkt am Entstehungsort in der Anlage mit Tablets verwalten und filtern, etwa wenn eine Linie stillsteht.
Erstmals werde zudem die Wartungssoftware DXQequipment.maintenance für eine komplette Lackiererei eingesetzt – in einer mobilen Version. Die Software besitzt Schnittstellen zu den knapp 130 Steuerungen des Anlagenequipments und ermittelt darüber den jeweiligen Wartungsbedarf anhand aktueller Informationen wie Betriebsstunden oder Zählerwerten. Ausgewertet wird die jährliche Datenmenge von mehreren Terabyte mittels DXQplant.analytics. Erkennt ein Mitarbeiter Unregelmäßigkeit auf der Lackoberfläche, gibt er diese ins Tablet ein. Die Applikation korreliert erfasste Qualitätsergebnisse anschließend mit Auftragsdaten und Prozessdaten auf KI-Basis, um Muster zu erkennen. So lassen sich Fehlerursachen nachverfolgen und Maßnahmen ableiten. Auch Prozessdaten von Gewerken anderer Lieferanten können damit ausgewertet werden.