Das ostdeutsche Werk verbindet seit mehr als zwei Jahrzehnten konsequent angewandte Lean-Prinzipien mit intelligenter Digitalisierung und Automatisierung. Dafür erhielt das Werk den Automotive Lean Production Award 2025 in der Hauptkategorie OEM.
Werkleiter Gerd Rupp sprach auf dem ALP-Kongress in Posen.Stankiewicz
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Auch wenn die Zeiten, und vor allem die Zahlen, für den Stuttgarter Premium-Hersteller aktuell hart sind, so sorgen immerhin die Produktioner in schöner Regelmäßigkeit für freudige Gesichter bei Porsche. Nach dem Gewinn der „Fabrik des Jahres" 2023 holte sich das Porsche Werk Leipzig nun den ALP-Award in der Hauptkategorie OEM. Die Fabrik hat sich über mehr als zwei Jahrzehnte hinweg zu einem der leistungsfähigsten Automobilstandorte Europas entwickelt. Seit dem Start der Serienfertigung im Jahr 2002 wuchs der Standort kontinuierlich, sowohl in seiner baulichen Ausdehnung als auch in seiner technologischen und organisatorischen Tiefe. Mit dem Anlauf des Cayenne begann eine Entwicklung, die über Panamera und Macan bis hin zum vollelektrischen Macan führte. Spätestens mit der fünften Werkserweiterung im Jahr 2024 und dem erfolgreichen Hochlauf der Elektromobilität war Leipzig zu einem Kompetenzstandort gereift, der drei Antriebsformen flexibel innerhalb einer Linie beherrschen konnte. Diese Fähigkeit war kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis einer konsequenten Lean-Ausrichtung, die seit den frühen Jahren fest in der DNA des Werks verankert war, so die Jury.
Komplexität beherrschen als tägliche Produktionsrealität
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Die Herausforderung, vor der Porsche Leipzig stand, war außergewöhnlich. Eine hohe Variantenvielfalt bei Modellen, Ausstattungen und Antriebskonzepten traf auf einen kompromisslosen Premium- und Qualitätsanspruch. Das Werk hatte diese Komplexität nicht durch Vereinfachung reduziert, sondern durch systematische Beherrschung gemeistert. Lean-Prinzipien wurden dabei nicht als isolierte Methoden verstanden, sondern als integraler Bestandteil der täglichen Arbeit. Die hohe Lean-Kompetenz der Belegschaft zeigte sich unter anderem darin, dass ein Großteil der kontinuierlichen Verbesserungsworkshops direkt in den Gewerken durchgeführt wurde, ohne permanente Unterstützung zentraler Lean-Funktionen. Verantwortung wurde bewusst bis auf Mitarbeiterebene verlagert, Entscheidungen möglichst dort getroffen, wo Wertschöpfung entstand. Dieses Verständnis schuf die Grundlage dafür, auch unter wechselnden Marktbedingungen stabil und effizient zu produzieren.
Intelligente Digitalisierung entlang der Wertschöpfung
Besonders deutlich wurde der Reifegrad des Leipziger Produktionssystems in der Verbindung von Lean, Automatisierung und Digitalisierung. In der Vorder- und Hinterachsmontage, in der rund 20 unterschiedliche Achstypen mit mehreren hundert sicherheitsrelevanten Verschraubungen gefertigt wurden, setzte Porsche Leipzig auf eine Kombination aus innovativen technischen Lösungen und durchdachten mechanischen Absicherungen. Die Qualitätsabnahme erfolgte vollständig automatisiert. Dadurch ließ sich nicht nur der Prüfaufwand reduzieren, sondern auch die Dokumentation von Bauzuständen sowie die Rückverfolgbarkeit deutlich verbessern. Bandnahe Vormontagen sorgten dafür, dass Varianten gezielt aus der Hauptlinie herausgenommen wurden. In Verbindung mit flexiblen Taktlängen entstand ein Produktionssystem, das hohe Taktstabilität mit einem hohen Wertschöpfungsanteil verband. Auch im Karosseriebau des Macan Electric zeigte sich diese Systematik. Der Materialfluss wurde weitgehend digitalisiert und automatisiert, von der optimierten Lkw-Anlieferung über RFID-gestützte Ladungsträger bis hin zu fahrerlosen Transportsystemen, die Großladungsträger automatisiert an die Anlagen andockten. Die erzielten Verbesserungen bei Durchlaufzeiten, Flächennutzung, Personalbedarf und Betriebskosten waren signifikant.
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Mensch, Technik und Resilienz im Gleichgewicht
Der aktuelle Modellmix in LeipzigPorsche
Trotz des hohen Automatisierungsgrades will der OEM den Menschen im Leipziger Produktionssystem konsequent im Mittelpunkt wissen. Belastungsorientierte Arbeitsplatzrotation, ergonomisch angepasste Arbeitsplätze und spezialisierte Service-Teams für leistungsgewandelte Mitarbeitende sorgten dafür, dass Produktivität und Qualität langfristig abgesichert wurden. Digitale und autonome Prüfsysteme erhöhten die Prozessstabilität, während die Belegschaft aktiv in Verbesserungsprozesse eingebunden blieb. Besonders hervorzuheben war die systemgestützte Sequenzbildung für die Montage, die auf maschinellem Lernen basierte und qualitative Label nutzte. Dadurch ließen sich Überlastsituationen vermeiden und eine hohe Taktstabilität auch bei schwankenden Abrufen gewährleisten. Diese intelligente Planung trug maßgeblich zur Resilienz des Werks bei. Die Jury des Automotive Lean Production Awards würdigte das Leipziger Werk als überzeugendes Beispiel für das Zusammenspiel aus konsequent angewandtem Lean, digitaler Intelligenz und hochgradiger Automatisierung. Für diese Leistung erhielt Porsche Leipzig den Automotive Lean Production Award 2025 in der Kategorie OEM und übernimmt zugleich die Ausrichtung des ALP-Kongresses 2026.