Audi zeigt sich bei seiner zweiten Q5-Generation selbstbewusster denn je. 1,6 Millionen verkaufte Modelle machten den Q5 weltweit zum erfolgreichen Mittelklasse-SUV der Premiumklasse. Der Nachfolger kommt zum Jahresstart 2017 erstmals aus dem neuen Audi-Werk im mexikanischen San José Chiapa. Im Bundesstaat Puebla sollen unweit der gigantischen VW-Produktionsstätten pro Jahr mindestens 150.000 Fahrzeuge in alle Welt verkauft werden; mittelfristig wohl noch deutlich mehr. Weitere 100.000 Stück kommen ab Ende 2017 als Langversion aus dem Audi-Werk in China. Harte Zeiten für die Konkurrenz – allen voran BMW X3, Mercedes GLC und den Neuling Jaguar F-Pace.
So wenig abgesehen von neuen Leuchteneinheiten und der schärferen Schulterlinie von außen zu erkennen ist, so viel hat sich im Innern des 4,66 Meter langen Crossovers getan. Cockpit, Bedien- und Anzeigeelemente kennt man von Audi A4 / A5. Alles wertig, alles chic, doch der 8,3 Zoll große Multifunktionsbildschirm für die visuelle Darstellung von Navigation, Soundsystem, Fahrprogrammen und Fahrzeugeinstellungen könnte durchaus größer sein und lässt nach wie vor eine Touchfunktion vermissen. Stattdessen wird vor Getriebewahlhebel und Dreh-Drück-Steller viel Platz auf der breiten Mittelkonsole für ein Touchfeld verbraucht, das so recht keiner braucht. Die Sitze sind üppig dimensioniert und lassen sich – entsprechend der Ausstattung – manuell oder elektrisch verstellen, klimatisieren oder gar mit einer Massagefunktion krönen. Auf der Rückbank gibt es etwas mehr Platz als beim Vorgänger, wobei die verschiebbare Rückbank ernsthaft nur den Laderaum erweitern kann. Sitzen Passagiere im Fond, ist an sich nur die hintere Verschiebestellung sinnvoll. Zudem lässt sich die Rückenlehne in der Neigung verstellen. Das Ladevolumen hinter der nur optional elektrischen Heckklappe liegt zwischen 550 und 1.550 Litern.
Die größte technische Errungenschaft beim mexikanischen Ingolstädter sind nicht die maximal 90 Kilogramm Gewichtsersparnis im Vergleich zum Vorgänger, sondern die optionale Luftfederung, die knapp 2.000 Euro Aufpreis kostet. Damit zieht der Audi Q5 mit dem Mercedes GLC gleich, dessen Fahrwerk sich auf Wunsch ebenfalls wahlweise mit Verstelldämpfern oder Luftfederung aufbohren lässt. Ob der geneigte Kunde das Luftfederfahrwerk im Audi wirklich braucht, muss er selbst entscheiden; den meisten sollten die variablen Verstelldämpfer für knapp 1.000 Euro Aufgeld allemal genügen. Das Komfortplus durch die Luftfederung ist jedoch unbestreitbar, denn gerade durch sie hat der SUV im Vergleich zu seinem Vorgänger in der Komfortdisziplin deutlich gewonnen. Wer einmal ins Gelände will oder zumindest den Weg zur winterlichen Berghütte packen möchte, kann den Neuling auf Knopfdruck nach oben fahren lassen und die Bodenfreiheit praktisch erweitern.
Die elektromechanische Lenkung ist ebenso leichtgängig wie präzise und das geringe Geräuschniveau ist selbst unter Lastanforderungen ein nennenswertes Plus an Langstreckenkomfort. Angenehm gering ist selbst in schnell gefahrenen Kurven die Neigung zur Seite zu wanken. Das Motorenangebot des neuen Audi Q5 kennt man ebenso wie den Innenraum bestens aus dem A4-Portfolio. Nur wenige Kunden dürften sich für die 150-PS-Variante mit Handschaltung und Frontantrieb erwärmen können, der für rund 37.000 Euro als Lockangebot ins Feld zieht. Das reale Geschäft dürfte mit dem Q5 2.0 TDI Quattro beginnen, der mit überschaubaren 120 kW / 163 PS (ab 45.100 Euro) und deutlich sinnvolleren 140 kW / 190 PS zu bekommen ist. Darüber rangieren die laufruhigen Sechszylinder-Diesel, bei denen eine 286 PS starke Version den Anfang macht. Weitere Drei-Liter-Diesel mit 218 und rund 350 PS folgen. Mit den 210 kW / 286 PS ist der Allradradler bestens unterwegs. Im Vergleich zu den schwächeren Versionen entfällt dann auch der neu entwickelte entkoppelbare Allradantrieb, der an das siebenstufige Doppelkupplungsgetriebe gebunden ist. Stattdessen gibt es immer Kraftfluss an alle vier Räder und die ausgewogene Achtgang-Automatik. Mit seinen 620 Nm maximalen Drehmoment wird der neue Audi Q5 auf Autobahn oder im Gelände zu einem Bullen, der nicht aufzuhalten scheint. Ohne große Geräuschkulisse stampft der knapp 1,9 Tonnen schwere Allradler nach vorn und überspielt die zahllosen Gangwechsel mit beeindruckender Leichtigkeit.
Das Preisniveau des Audi Q5 liegt leicht über dem des überaus erfolgreichen Vorgängers. Mit den zahllosen Sonderausstattungen lässt sich der Preis in nahezu jegliche gewünschte Höhe drücken. Überraschend, dass Audi beim Q5 serienmäßig noch Xenon-Scheinwerfer verbaut; LED und vollvariable LED-Matrix-Scheinwerfer gibt es nur gegen Aufpreis. Bei den Fahrerassistenzsystemen gibt es ein dreistufiges Paket, das in verschiedenen Gattungen bis zu 30 Helfern beinhaltet. Neu sind neben Fond-Entertainment mit WLan-Hotspot unter anderen Stau- und Notbremsfunktionen sowie ein Head-Up-Display und eine lernfähige Routenführung. Preislich dürfte es für den 286 PS starken V6-Diesel des Audi Q5 3.0 TDI Quattro bei rund 54.000 Euro beginnen. Mehr Dampf braucht keiner und wer sich nur einen Vierzylinder gönnt, verpasst einiges.