Dem Audi RS4, der wie sein Vorgänger nur als Avantversion angeboten wird, setzt vom Start weg insbesondere die Konkurrenz des prächtigen Audi S4 Avant zu. Bisher konnte man sich darauf berufen, dass RS4 und RS5 im Gegensatz zu den pfeilschnellen S4-Modellen im Vorderwagen über den prächtig wummernden Achtzylindersauger verfügten. Der war nicht nur in Sachen Akustik ein wahrer Genuss, sondern glänzte mit präzisem Ansprechverhalten und bot insbesondere auf langen Vollgaspassagen spektakulären Fahrgenuss. Doch der V8-Sauger ist nunmehr endgültig Vergangenheit und wie schon bei Audi RS5 hielt auch beim RS4 der nachgeschärfte Sechszylinder-Turbo Einzug. Ein prächtiges Hochleistungstriebwerk, doch wenn man es genau nimmt, eben doch nur eine nachgeschärfte Version des exzellenten S5 / S4 Avant.

Der schwächere S4-Bruder bietet 260 kW / 354 PS und ab 1.400 U/min ein maximales Drehmoment von 500 Nm. 0 auf Tempo 100 schafft der knapp 1,7 Tonnen schwere Allradler in deutlich unter sieben Sekunden und fährt mühelos in den 250er-Begrenzer. Das Ganze gibt es als Kombi für 61.150 Euro. Sind die 18.000 Euro das Plus an Fahrspaß wert, das es beim Audi RS4 Avant gibt? Der lockt mit 331 kW / 450 PS und einem maximalen Drehmoment von 600 Nm, das jedoch erst etwas später ab 1.900 U/min zur Verfügung steht und durchgängig bis 5.000 Touren abrufbar ist. Die doppelte Turboaufladung des nur 2,9 Liter großen V6-Triebwerks sorgen dafür, dass es zwar 170 Nm mehr Drehmoment als beim Vorgänger gibt, doch im realen Fahrbetrieb sind die Unterschiede zwischen Audi RS4 Avant und dem 96 PS schwächeren Audi S4 Avant etwas dünn - insbesondere angesichts des stattlichen Aufgelds.

"Der Audi RS 4 Avant ist unsere RS-Ikone mit einer unvergleichlichen Historie", sagt Stephan Winkelmann, "wie alle unsere RS-Modelle verbindet er enorme Fahrleistungen mit höchstem Alltagsnutzen." Da kann man dem zu Bugatti wechselnden Chef der Audi Sport GmbH nicht widersprechen, doch vielleicht haben es sich die Neckarsulmer mit dem RS4 Avant doch etwas zu leichtgemacht. Den Achtzylinder einfach zu streichen mag aus Effizienzgründen Sinn machen, doch Mercedes zeigt mit dem AMG C63s, wie scharf und emotional sich ein Achtzylinder - mit Turboaufladung - fährt und so ein echtes Plus zu den zahmeren C43er-Versionen ist.

Nicht viel mehr als ein S4

Der 1,8 Tonnen schwere Audi RS4 Avant ist ein pfeilschneller Kombi, einer mit dem man in schnellen Kurvenkombinationen genauso viel Spaß haben kann, wie im Vollgas-Stakkato auf der Autobahn oder auf flotten Landstraßen. Er ist schnell und extrem leicht fahrbar - extrem schnell. Doch gäbe es nicht die nur optional erhältliche Abregelung bei erhöhten 280 km/h wäre abgesehen von den leicht ausgestellten Kotflügelbacken kaum etwas anders als im eben so bereits exzellenten Audi S4 Avant. Um im Freundes- und Bekanntenkreis zu glänzen, sind die 450 PS dann eben auch etwas wenig. Mercedes lässt seinen AMG C63 mit 510 PS von der Leine und auch BMW hat bei seinem nur 431 PS starken M3 / M4 mittlerweile auf 450, 460 und 500 PS nachgelegt. Hauptgrund für den RS4 Avant ist der hohe Alltagsnutzen und der prächtige Allradantrieb - doch beides bietet eben auch der S4 und ist ernsthaft betrachtet kaum schlechter.

So tut man dem Audi RS4 Avant durchaus etwas Unrecht, denn er ist ein exzellenter Mittelklassekombi mit jeder Menge Sportlichkeit, Hightech bis ins Detail und prächtigen Fahrleistungen. Ob ein Sportler aus dem Stand jedoch nun 4,1 oder 4,7 Sekunden bis zum Durchbrechen der 100-km/h-Marke benötigt, hat in der Realität keine Bedeutung und der Normverbrauch liegt mit 8,8 Litern immerhin knapp 1,5 Liter über dem S4-Bruder.

Ähnlich zurückhaltend wie das Äußere zeigt sich auch der Innenraum des Audi RS4 Avant. Die Sportsitze mit Wabensteppung, das unten abgeflachte Sportlederlenkrad, die Schaltkulisse und die beleuchteten Einstiegsleisten sind alles Insignien eines RS-Modells. Im animierten Cockpit und dem aufpreispflichtigen Head-Up-Display gibt es dazu spezifische Anzeigen über G-Kräfte, Reifendruck bzw. -temperatur sowie Leistung und Drehmoment. Alles sehr nett, alles sehr sportlich, aber eben doch etwas wenig, um sich vom S4 Avant nennenswert abzugrenzen. Der Alltagsnutzen ist bei beiden unverändert hoch, denn die 505 Liter Stauraum lassen sich durch Umlegen der Rückbank bis auf 1.510 Liter erweitern. So gut der Audi RS4 auch ist - der S4 Avant ist im Fahrbetrieb kaum schlechter - und für die 18.000 Euro Unterschied fällt einem sicher noch etwas ein.

Sie möchten gerne weiterlesen?

press-inform