Die Entscheidung ist den Portfolioplanern im Münchner Petuelring diesmal wohl recht leicht gefallen. Alle bisherigen Gran-Coupé-Varianten der Bayern waren erfolgreich. Die Mischung aus vier Türen und einer Coupélinie scheint den Kunden zu gefallen. Zudem will man abseits aller Luxusbestrebungen gerade die Anzahl der Einstiegsmodelle hochfahren, um Neukunden an sich zu binden. Mercedes hat auf seiner Frontantriebplattform mittlerweile sieben Derivate und hat der Konkurrenz damit eine schmerzhafte Nase gedreht. Gerade Modelle wie der Mercedes CLA oder ein CLA Shooting Brake sorgen für Image und Kunden auf der ganzen Welt. Auf diesen Zug will auch BMW mit seinem neuem 2er Gran Coupé aufspringen.
Technisch ist der coupéhafte 2er BMW ein 1er und hat nichts mit dem besonders sportlichen 2er Coupé oder gar dem Topmodell BMW M2 gemein, der mittlerweile mit bis zu 410 PS angeboten wird. Doch statt des Kompaktklassehecks des frischen 1ers bietet das 2er Gran Coupé eine weich auslaufende Dachlinie und einen kleinen Kofferraumbürzel. In Europa erfreuen sich diese Modelle keiner großen Beliebtheit; da sind Schrägheckmodelle deutlich beliebter. Doch in Südamerika oder speziell den USA sieht das ganz anders aus. Da die Mercedes A-Klasse in den USA ebenso wenig wie der 1er BMW in den USA angeboten wird, ist das neue Gran Coupé die günstigste Möglichkeit, einen BMW zu fahren. Ansonsten geht das Portfolio beim BMW X1 oder dem BMW 3er als 330i los. Mit dem 2er Gran Coupé will BMW die Kunden ebenso zu der deutschen Premiummarke locken, wie dies vor Jahren Mercedes mit dem CLA gelungen war, der als Basisversion des CLA 250 mit 211 PS unter 30.000 Dollar kostete und somit völlig neue Kundengruppen ansprach.
Gleiches will BMW mit dem 2er Gran Coupé und macht diesen gleich zu einem Weltauto. Optisch muss man sich um einen Erfolg wohl keine Sorgen machen, denn obwohl das Gran Coupé im 2er BMW nicht die Länge und damit die Eleganz seiner größeren Brüder hat, kann es sich allemal sehen lassen. Dabei entspricht der Vorderwagen komplett dem neuen BMW 1er. Doch hinten gibt es ein knackiges Bürzelheck, das gerade die Sportlichkeit der Topversion M 235i unterstreicht. Mit einer Länge von 4,53 Metern ist der Viertürer an sich der Kompaktklasse knapp entwachsen. Im Gegensatz zum BMW 2er Coupé, das über die Hinterachse angetrieben wird, ist das 2er Gran Coupé auf der Frontantriebsplattform unterwegs. Die stärkeren Versionen sind jeweils als Allradler zu bekommen. Durch die Frontantriebsplattform bietet das viertürige Gran Coupé mit 430 Litern 40 Liter mehr Laderaum als das 2er Coupé und gut drei Zentimeter mehr Beinraum im Fond. Große Türen sollen das Ein- und Aussteigen zudem deutlich erleichtern. Ernsthaft möchte man den Fond jedoch nur zwei und nicht drei Personen zumuten.
Sitze, Cockpit und Bedienelemente sind mit dem neuen BMW 1er ebenso identisch wie die Komfort- und Sicherheitsausstattung. Das gilt auch für die Antriebe. So bleibt der 306 PS starke BMW M 235i xDrive das Topmodell, das viel Abstand zum 410 PS starken BMW M2 Competition, dem 421 PS starken Mercedes AMG CLA 45 oder einem 400 PS starken Audi RS3 lässt. Wenn das BMW 2er Gran Coupé auf der Los Angeles Autoshow Mitte November seine offizielle Weltpremiere feiert, dann werden neben dem BMW M 235i Gran Coupé auch schwächere Motorvarianten wie der 218i (140 PS), ein 220d (190 PS) und der ausschließlich für die USA vorgesehene 228i xDrive (231 PS) vorgestellt. Marktstart in Deutschland ist im März 2020, wenn es für das BMW 218i Gran Coupé bei 31.950 Euro losgeht. Der BMW 220d startet bei 39.900 Euro, während der BMW M 235i xdrive mindestens 51.900 Euro kostet.