Besitzer des alten BMW 4er Cabrios können sich entspannt zurücklehnen. Die Modellpflege der Oben-Ohne-Version ist nur für echte Experten der Baureihe auf den ersten Blick zu erkennen. Ein größerer Lufteinlass mit Chromumfassung in der Frontschürze und eine Lichtgraphik der LED-Heckleuchten, die sich ein bisschen vom der traditionellen ",L"-Form entfernen und jetzt geschwungener und durchgängig sind. Am auffälligsten sind noch die Front-Scheinwerfer, bei denen LED-Leuchten jetzt serienmäßig sind und die adaptive Variante optional zu haben ist.
Etwas mehr tut sich bei der Technik und im Interieur, dass die Verfasser der Modellbeschreibungstexte angesichts von Klavierlack- und Chrom-Applikationen, neuen Polsterfarben ins Schwärmen geraten, ist ja nichts Neues. Die Hartplastik-Schalter links neben dem Lenkrad hätten sicher auch etwas mehr Zuwendung verdient. Da machen Audi und Mercedes einen besseren Job. Auch der dickere Lenkradkranz hat nur begrenzten Neuigkeitswert, aber das Infotainment mitsamt der Kacheloptik orientiert sich jetzt an dem der neuen 5er Reihe. Also kann sich der Fahrer nach Gusto seinen Start-Bildschirm zusammenstellen. Die Konnektivität ist hilfreich: Bei der Testfahrt warnte das System vor einer Motorhaube, die auf der Strecke lag. Optional gibt es ein digitales Instrumenten Display, dass das von anderen BMW-Modellen bekannte Fahrmodus-Theater aufführt.
Rote Instrumente bedeutet, "Sport", also Attacke. Gegenüber dem 3er BMW hat das Cabrio eine breitere Spur und einen tieferen Schwerpunkt, aber anders als beim Coupé und Gran Coupé haben die Entwickler die Fahrwerks-Elemente aber nicht verändert. Zum einen mögen es die Cabrio-Fahrer gerne etwas komfortabler, zum anderen befürchten die BMW-Ingenieure, dass ein noch strafferes Fahrwerk zu viel des Guten wäre. Allerdings hat man die Software der Regelsysteme und der Lenkung verändert. Die ist zwar gewohnt präzise, aber - für BMW-Verhältnisse - zu leichtgängig und gibt zu wenig Rückmeldung.
Kein Gänsehaut-Feeling
Im Vergleich zu anderen Mittelklasse Cabrios ist der 4er BMW immer noch recht sportlich abgestimmt, schlägt sich auch in Kurven wacker und gibt unterm Strich eine gute Figur ab. Der Komfortgewinn macht sich lediglich leicht erhöhten Wankneigung bemerkbar, wenn es richtig zur Sache geht. Keine Frage, im Kurvenstakkato macht auch dieser BMW Spaß. Die größte Freudenbremse befindet sich über dem Kopf des Fahrers beziehungsweise zusammengefaltet im Kofferraum - das archaische Klappdach. Das Zusatzgewicht und der hohe Schwerpunkt macht die Abstimmung nicht einfacher. Deswegen wird der Münchner Autobauer wohl bei der nächsten Generation zum Stoffdach zurückkehren. Immerhin haben die Designer den Stahlhelm ziemlich ansehnlich im Kofferraum verpackt. Der hat ein Volumen von 370 Litern, ist aber ziemlich zerklüftet.
Ein vollständiges Gänsehaut-Feeling will sich im Oben-Ohne-Modus nicht einstellen. Dazu fehlt das Orchester mit sechs Posaunen. Da können die BMW-Fahrdynamiker noch so sehr auf die Effizienzkarte pochen, wenn man offen durch die Landschaft feuert, soll das ein Fest für alle Sinne sein. Aber die Akustik bleibt beim 430i außen vor. Wenn man dem 185 kW / 252 Vierzylinder-Turbo-Motor die Sporen gibt, dann knurrt der angestrengt. Von dem grandiosen Sechs-Töpfe-Timbre, das BMW jahrzehntelang prägte, keine Spur. Da kann sich der hochgejazzte Vierzylinder-Turbo noch so mühen, an die Drehfreude und den sonoren Sound eines Reihensechszylinders, wie im 3er Cabrio der Baureihe E46 reicht das topmoderne Aggregat nicht heran.
An der Konkurrenz orientiert
Abgesehen von der eher mauen Klangkulisse macht der Vierzylinder einen guten Job, kommt mit dem 1.785 Kilogramm schweren Cabrio gut zurecht und die Resultate des Fortschritts zeigen sich auf der Tankuhr: Der Norm-Durchschnittsverbrauch beläuft sich in Kombination mit der Achtgang-Automatik auf 6,3 Liter pro 100 Kilometer. Die Fahrleistungen sind ansprechend: Nach 6,3 Sekunden ist Landstraßentempo erreicht und bis 250 km/h geht es weiter.
Ein Blick auf die Preisliste holt einen schnell in die BMW-Wirklichkeit zurück. Wer das Sechszylinder-Triebwerk im 440i will, muss 63.550 Euro hinblättern, für das gefahrene BMW 430i Cabrio sind es mindestens 51.700 Euro. Ein Blick über den bayerischen Tellerrand zeigt, dass die BMW-Vertriebsspezialisten bei der Preisgestaltung genau 70 Kilometer gen Norden geschaut haben: Ein Audi A5 Cabrio 2.0 TFSI mit identischer PS-Zahl kostet mindestens 51.950 Euro.